Ein gefolterter Deutsch-Syrer in einem Park, ein dubioser Kriegsflüchtling und ein totes Kind in einem Kofferraum: Der NDR-Tatort „Die Feigheit des Löwen“ (heute, ARD, 20.15 Uhr) dreht gleich zu Beginn voll auf. Doch leider kann die Inszenierung die vielversprechenden Ansätze nicht halten. So bleibt am Schluss ein überfrachteter Krimi mit langweiligem Ende. Die Geschichte fängt recht verworren an: Der Deutsch-Syrer Achmed sitzt bewaffnet in seinem Auto und telefoniert. Wenig später ist er tot. Zweiter Schauplatz ist das Haus des Syrers Nagib. Er hat seinen Bruder Harun als Kriegsflüchtling aufgenommen. Doch wovor hat Nagibs Frau Lydia solche Angst? Dann erneuter Szenenwechsel: Ein Schleuser überreicht zwei deutsche Pässe. Wenig später wird er von einem Polizisten erschossen. In seinem Kofferraum liegt ein totes Mädchen. Ganz schön viel Holz, das der Zuschauer in den ersten fünf Minuten sortiert bekommen muss. Auch das Ermittlerduo Falke (Wotan Wilke Möhring) und Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) tut sich schwer, in den Fall hineinzukommen. Ein Puzzle, das sich nur sehr schleppend zusammenfügt und im Laufe der 90 Minuten zusehends an Spannung verliert. Gleichzeitig versäumen es die Tatort-Macher, mehr aus der aktuellen Thematik herauszuholen. Spannende Fragen werden nur gestreift: Sind Deutsch-Syrer, die ihre Landsleute in Sicherheit bringen wollen, tatsächlich kriminelle Menschenhändler? Oder ist es nicht vielmehr ein Akt der Menschlichkeit, Unschuldige vor Folter und Tod zu bewahren? Der Tatort verpasst leider die Chance, den Zuschauer ins Grübeln zu bringen. Schade, denn das Thema hätte mehr Potenzial gehabt. Birgit Bruns
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