Zwei große Tannenbäume im schönsten Lichterglanz, umgeben von allerlei glitzerndem und buntem Beiwerk, sorgten bereits für ausgeprägte Weihnachtsstimmung in der Glocke. Doch es war ebenso der unterhaltsame, kenntnisreich zusammengestellte Mix aus Melodien und Liedern unterschiedlichster Epochen, mit denen Musica Viva beim Festlichen Weihnachtskonzert die Zuhörer begeisterte. Umsichtig geleitet von Nicolas Hrudnik, präsentierten sich das große Orchester und der bestens vorbereitete Musica-Viva-Chor, verstärkt durch etliche polnische Sänger und den Chor des Kippenberg-Gymnasiums, in harmonischer Eintracht. Stimmgewaltig daneben auch die Solisten Iris Kupke (Sopran), Sayaka Shigeshima (Mezzosopran), Hugo Mallet (Tenor) und Uwe Schenker-Primus (Bariton), die ihre Partien formvollendet und mit viel Ausdruck vortrugen. Weihevoll und hehr erklang das „Gebet unterm Sternenzelt“ (aus Rossinis „Mose in Ägypten“), trostvoll und innig die Zusage „Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht“ (aus Mendelssohns „Elias“).
Dagegen hätte man sich Tschaikowskys „Blumenwalzer“ noch eine Spur farbenfreudiger gewünscht. Qualifiziert gemeinsames Agieren bewies das Orchester, als es Bachs berühmtes „Air“ sogar ohne Dirigenten mit sorgsamer Nuancierung vortrug. Besonders reizvoll gerieten die verschiedenen, teils extra für diese Konzerte arrangierten Medleys, formiert aus bekannten und weniger gängigen Weihnachtsliedern, deren Melodien, mit üppigem harmonischem Zierrat angereichert, in ungeahntem Glanz erstrahlten. Die Bandbreite reichte dabei vom freudig erregten „Ihr Kinderlein kommet“ über ein stimmungsvoll intoniertes „Tochter Zion“, ein andächtiges „Maria durch ein Dornwald ging“ bis hin zum heiteren Weltweit-Ohrwurm „Jingle Bells“.
Bei der Fülle emphatisch vorgetragener Melodiefolgen gingen die Herzen weit auf, wenn dabei die Blechbläser mit sattem Sound auftrumpften, markant unterstützt von voluminösen Schlagrhythmen der riesigen Kesselpauken, oder wenn perlende, wie überirdisch anmutende Harfenklänge mit zartem Geigenstrich harmonierten. Da bedurfte es am Schluss kaum der im Lied angesprochenen Aufforderung „Lasst uns froh und munter sein“; mit tosendem Beifall wurde Musica Viva verabschiedet, nachdem es beim ausgelassenen „Feliz navidad“ sogar die Orchestermusiker von ihren Sitzen gerissen hatte.
Gerd Klingeberg