Anfang der Neunziger führten Metallica bei ihren Live-Shows etwas Einzigartiges ein: In die Mitte der Bühne integrierten sie den „Snake Pit“, also eine „Schlangengrube“, in der Gewinner, Freunde und Familie das Konzert verfolgen durften. Anfangs waren es ein paar Dutzend, dann ein paar Hundert. Auf ihrer aktuellen „M72 World Tour“ bringt die Metal-Band dieses Konzept nun erstmals ins Stadion und setzt damit neue Standards: Um die 1.000 Fans finden inmitten der kreisrunden Bühne Platz. Flankiert wird sie von acht riesigen Säulen mit je drei LED Screens. Es ist die größte Produktion in der 42 Jahre währenden Geschichte der Band und ein absolut imposantes Bild.
Hamburg kommt gleich zweimal in den Genuss dieses Spektakels, denn Metallica gastieren auf dieser Tour zwei Abende pro Stadt. Sowohl die Setlist als auch die Support Acts sind jeden Abend anders. An diesem ersten Abend, dem Freitag, recken die 50.000 Zuschauer im Volksparkstadion schon beim Intro – „It’s A Long Way To The Top (If You Wanna Rock’n’Roll“) von AC/DC – in freudiger Erwartung die Fäuste in die Luft, dann geht es los mit „Creeping Death“. Bei „Leper Messiah“ vibrieren wenig später die LED-Screens unter dem Donnern der Bass Drum.

Schlagzeuger Lars Ulrich (l) und Bassist Robert Trujillo geben alles für die Fans.
So richtig will der Funke trotzdem nicht überspringen, und Schuld daran ist vor allem die neue Bühne. Metallica verlieren sich darauf. Meter um Meter legen Sänger James Hetfield, Gitarrist Kirk Hammett und Bassist Robert Trujillo auf dem Rund zurück, jeder für sich. Das Schlagzeug von Lars Ulrich steht im Laufe des Abends an vier verschiedenen Punkten. Für den Zuschauer ist das aus mehreren Gründen anstrengend. Nie weiß man, wer wo als Nächstes auftaucht. Wendet man den Blick kurz ab, muss man danach richtig suchen. Und die Band wird nie zu einer Einheit, kann praktisch nie miteinander interagieren. Das überträgt sich auf das Publikum. Hier und da keimt mal vereinzelt Stimmung auf, entsteht ein Moshpit. Doch es bleiben stets kleine Brandherde, die wenig später wieder erlöschen. Und der Sound leidet unter dem ungewöhnlichen Setup auch.
Das ist schade, denn es könnte so schön sein. Die Setlist der gut zweistündigen Show ist super. Von Metallicas neuem Album „72 Seasons“, auf dem James Hetfield sich mit seiner Kindheit und Jugend auseinandersetzt, gibt es drei Song: „If Darkness Had A Son“, „You Must Burn!” und den vielschichtigen Titeltrack. Drumherum spielt die Band mit größter Präzision und Hingabe einen Querschnitt aus allen Schaffensphasen, darunter „Welcome Home (Sanitarium)“ vom legendären Album „Master Of Puppets“ wie „The Unforgiven“.
Spenden für soziale Einrichtungen

Gitarrist Kirk Hammett von der Band Metallica begeistert mit einem Solo.
Mit Einsetzen der Dunkelheit kommt schließlich auch die Lichtshow zur Geltung und James Hetfield lässt sich zu einer von wenigen Ansage hinreißen: Er bedankt sich bei den Fans, spricht von der „Metallica-Familie“. Eine leere Phrase ist es nicht. In jeder Stadt, in der die Band auftritt, spendet sie an zwei Vereine. In Hamburg dürften sich die soziale Einrichtung CaFée mit Herz und die Essenausgabe Dein Topf über je 40.000 Euro freuen. Wobei das bei Ticketpreisen von bis zu 300 Euro natürlich Peanuts sind.
Eine gewöhnungsbedürftige Bühne, Soundprobleme und Ticketpreise hin oder her – in der letzten halben Stunde geben Metallica noch mal richtig Gas. Bei „Moth Into Flame” erhellen Feuerfontänen das Stadion und nach dem Coverstück „Whiskey In The Jar“ entzünden sie ein Feuerwerk, bevor der Abend mit den zwei unvergänglichen Stücken „One“ und „Enter Sandman“ zu Ende geht. Und viele der Fans sind am Sonntag natürlich noch mal dabei – mit Hits wie „Nothing Else Matters“, „Sad But True“ und „Master Of Puppets“.