Hagen. Einen regelrechten Preisregen gab es jetzt für die Band Soulrender, die ihren Ursprung in Wersabe hat: Beim „Deutschen Rock & Pop Preis“ räumten die sieben Musiker gleich vier Auszeichnungen ab. Und dabei bewährte sich die musikalische Vielfalt der Formation, die schon seit knapp 20 Jahren besteht: Als beste Funk- und Soul-Band gab es den ersten Preis in der Kategorie „Deutscher Funk & Soul Preis“. Für das im Februar herausgebrachte Album „Every Head is a Jungle“ gab es den zweiten Preis in der Kategorie „Bestes R´n´B/Soul-Album“ sowie den dritten Preis in der Kategorie „Bestes CD-Album des Jahres (englischsprachig). Und zugleich erhielten die sieben Musiker den ersten Preis im Bereich „Kulturpreis für die Förderung der Rock- & Popmusik in Deutschland“. Veranstaltet wird der Bundeswettbewerb für Künstler aller musikstilistischen Bereiche bereits seit 38 Jahren. Träger sind der Deutsche Rock & Pop Musikerverband und die Deutsche Popstiftung. In diesem Jahr musste die Auszeichnung virtuell stattfinden. Einziges Kriterium bei der Auswahl sei der künstlerische Anspruch, heißt es im Konzept der Initiatoren. In ihrer kulturellen und künstlerischen Ausrichtung stehe diese Kulturveranstaltung damit im bewussten Gegensatz zu bisherigen Veranstaltungszeremonien von Industriepreisen und TV-Anstalten. Durch die Auszeichnung in über 125 verschiedenen Musikgenres werde der heutigen musikalischen Vielfalt im Bereich der Rock- und Popmusik Rechnung getragen. Damit solle erreicht werden, dass sich möglichst viele Gruppen und Einzelkünstler in ihrer Stilistik wiederfinden, so die Idee hinter der Verleihung.
„Wir sind natürlich total happy, dass wir gleich viermal abgeräumt haben“, sagt Keyboarder Tim Vollmers. Er und seine Musikerkollegen seien sich ziemlich sicher gewesen, mit der neuen CD ein gutes und stimmiges Produkt zu haben. Doch die Freude über den vierfachen Erfolg sei natürlich riesig. „Mehr als 1300 Leute haben sich beworben“, so Tim Vollmers. „Es gibt acht Hauptkategorien in den wichtigsten Musikrichtungen“, erzählt der Hagener. Voraussetzung für die Teilnahme sei die eigene Kreativität und damit das Schreiben eigener Songs. Bei Soulrender entstehen die normalerweise häufig bei Zusammentreffen im Probenraum in Wersabe. „Bei meinen Eltern am Deich steht eine größere Gartenbude, die haben wir ausgebaut“, erzählt Bassist Matthias Behling, ebenso wie Tim Vollmers Gründungsmitglied der Band. Auch Schlagzeuger Stephan Besl und Ilja Nagel (Percussions und Saxofon) stammen ursprünglich aus Hagen. Gitarrist Jürgen Block kommt aus Loxstedt. Sängerin Tina Kludig ist seit drei Jahren Bandmitglied, Sänger Thulani Masinga, dessen südafrikanische Herkunft den Musikstil der Band mit beeinflusst, ist seit zwei Jahren dabei.
Nach Veröffentlichung des neuen Albums Anfang Februar hätten im Laufe des Jahres zahlreiche Auftritte angestanden. Doch - wie bei so vielen Künstlern – machte die Corona-Pandemie den Plänen einen Strich durch die Rechnung. „Im April wären wir bei der Jazzahead! Clubnight in der Markthalle 8 in Bremen live aufgetreten, im Mai beim Worpsweder Open Air und Ende August hätten wir im Rahmen des Gartenkulturmusikfestivals gemeinsam mit den Hagen Allstars auf dem Hof der Burg zu Hagen gespielt“, zählt Vollmers nur einige Gigs auf. Zwei Auftritte habe es dann in diesem Jahr tatsächlich nur gegeben: „Ende August, als die Vorgaben etwas gelockert waren, sind wir unter entsprechenden Hygienevorgaben beim Überseefestival aufgetreten“, erzählt er. Und im Juli habe die Band die Erfahrung eines Auftritts ohne Publikum gemacht: „Wir waren zusammen mit zwei anderen Bands im Kasch in Achim, und das Konzert wurde im Live-Stream übertragen.“ Normalerweise lockere der Kontakt mit dem Publikum die Stimmung: „Es war ein komisches Gefühl ohne Applaus“, sind sich die Musiker einig.
Proben unmöglich
Auch das gemeinsame Proben sei nach wie vor nicht möglich: „Wir haben ganz viele neue Songs, es ist schwierig sie zu arrangieren, wenn man sich nicht treffen kann“, sagt Tim Vollmers. Aber die Band habe ihre Arbeitsweise angepasst: „Wir sind zu Hause kreativ und treffen uns zum Arrangieren zu zweit.“ Noch kurz vor dem Lockdown im Frühjahr sei ein Videodreh geplant gewesen: „Die Location, das Storyboard, alles war fertig. Jetzt stehen wir in den Startlöchern und warten, bis wir loslegen können“, so Vollmers, der aber auch betont, dass dies „Jammern auf hohem Niveau“ sei. „Im Gegensatz zu vielen anderen Künstlern ist keiner von uns hauptberuflich Musiker. Ich wollte es eigentlich werden, heute bin ich froh, dass ich Bierbrauer bin“, gesteht er angesichts der für freischaffende Künstler prekären finanziellen Lage ein. Normalerweise sei für die Band jetzt die Zeit, sich für Auftritte im nächsten Jahr zu bewerben: „Man weiß nicht was kommt, aber wir sind noch nicht soweit, dass wir den Kopf in den Sand stecken“, sagt Tim Vollmers und hofft gemeinsam mit seinen Musikerkollegen, dass es nächstes Jahr irgendwann weitergeht. Solange freue sich die Band, dass ihre Musik auch im regionalen Radioprogramm gespielt wird und blicke mit Stolz auf die Auszeichnungen.
Informationen über die Band gibt es auch unter www.soulrender.com.
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