Bruchhausen-Vilsen. Und da ist es wieder, das ersehnte Duftkonglomerat von gebrannten Mandeln, Crêpes, Fischbrötchen, Pommes, Bratwurst, gemähtem Gras und Staubpartikeln auf dem Vilser Marktplatz. Das Wummern der Bässe als Begleitsound der Fahrgeschäfte, beim Polypen, am Autoscooter und des Shakers dringt von den Gehörgängen in die Zahnwurzeln. Kaum ist der Startschuss um 14 Uhr am Sonnabend gefallen, werden die Gondeln und Wagen schon geentert. Seit Freitag und bis zum 4. Oktober, mittwochs bis sonntags, öffnet der Pop-up-Park in Bruchhausen-Vilsen.
Vor der Corona-Zeit ein unbekannter Begriff für ein Volksfest. Aber was hat die Pandemie nicht alles an Unbekanntem beschert. „Plötzlich aufgetaucht“, lautet die Übersetzung aus dem Englischen für „pop up“. Das Wort „plötzlich“ passt zwar zu Covid-19, aber nicht zu den Bemühungen der hiesigen Schausteller. Die haben sich seit Monaten unermüdlich Gedanken gemacht, um Wege zu finden, Vergnügen für die Besucher und Verdienst für die Betreiber zu ermöglichen.
Alles nur ein Mal
700 Personen dürfen sich nun gleichzeitig auf dem eingezäunten Gelände mit Einbahnstraßenregelung aufhalten zwischen den kreisförmig angeordneten Buden und Fahrgeschäften. Ein Euro kostet der Eintritt für Erwachsene. Hygiene- und Abstandsregeln gehören zu den Auflagen. Ebenso die Hinterlegung persönlicher Daten beim Essen und Trinken im Sitzen. Die acht Fahrgeschäfte, sechs Kinderkarussells und die Buden für Eis, Schmalzkuchen, Kartoffelspezialitäten, Wurst, Fischbrötchen und mehr stehen mindestens sechs Meter auseinander.
Lars Stummer, Vorsitzender des örtlichen Schaustellerverbands, oblag die schwierige Aufgabe der Platzzuteilung. Statt 500 Bewerbern wie beim Heiratsmarkt musste er nun 40 Betreibern gerecht werden. „Vielfalt war wichtig, Familienfreundlichkeit, keine Dopplung von Speiseangeboten, Fahrgeschäfte für Groß und Klein und besonders treue Marktbeschicker auszuwählen“, lautete sein Kriterium.
Die kleine Leonie ist mit ihrer Mama zeitig in Thedinghausen aufgebrochen und angelt nun gekonnt bunte Enten aus einem Wasserbecken. Im Nu hat sie die 15 am Haken. Sie entscheidet sich als Gewinn für ein Set Küchenutensilien aus Plastik. Kleine Tassen, Teller und Bestecke. Die beiden Geschwister Nienke und Julian aus Bruchhausen haben sich nach einer rasanten Fahrt mit dem Polypen in den Danger Factor geschwungen. Der Betreiber versichert: „Die Preise sind stabil geblieben, trotz der langen Ausfallzeit. Statt der bisherigen drei Runden gibt es für zehn Euro sogar vier. Gott sei Dank steht auch der nächste Standplatz für uns schon fest in Hückelhoven.“

Nein, kein Archivfoto: So sah es am Sonnabend beim Bruvi-Markt in Bruchhausen-Vilsen aus. Da kommen schon fast Heiratsmarkt-Gefühle wieder hoch.
Da eilen Nienke und Julian schon zum nächsten Magenkitzler. Im Hip-Hop-Jumper halten sie sich hinterrücks an den Haltestangen fest, weil sie durchgeschüttelt werden wie in einer Salatschleuder. „Gleich essen wir was. Wir wollten vorsichtshalber erst mal Karussell fahren. Mit Eis und Pommes im Bauch wäre uns vielleicht schlecht geworden“, sagen sie ein wenig aus der Puste. Und weg sind sie.
Vielleicht ist noch Geld für Lose übrig. „Keine Nieten“, verkündet das Schild an der Bude von Thorsten Oldenburger aus Hannover. „Die habe ich nicht wegen Corona weggelassen“, sagt er, „Nieten gibt es bei mir nie“. Die über das ganze Gelände verteilten abgegrenzten Bereiche, um zu essen oder zu trinken, füllen sich mehr und mehr. Auch Bier ist im Ausschank. An der Schießbude schafft es ein junger Mann, von 15 zu treffenden Hasen nur vier zu verfehlen. Seine Freundin sucht sich keinen Löwen oder Hamster aus Plüsch aus, sondern einen großen Ball. Die beiden sind aus Nienburg. „Wir freuen uns, mal wieder ein bisschen Rummel zu erleben.“ Auf dem Parkplatz sind überwiegend zwar DH-Kennzeichen vertreten, aber auch Besucher aus Verden, Nienburg, Münster, Bremen und dem Heidekreis haben sich anlocken lassen.
Das Notfall-Team am Rotkreuzwagen ist begeistert, auch wieder dabei sein zu dürfen. „Das ist unser erster Einsatz seit dem Corona-Ausbruch.“ Bleibt ihnen zu wünschen, dass sie nichts Schlimmes verarzten müssen. Gegen 15.30 Uhr hat sich am Eingang eine Schlange von einem guten Dutzend Besucher gebildet. Der Wetterbericht verheißt für die nächsten Tage die Rückkehr des Sommers. Da kann mittwochs und donnerstags von 15 bis 20 Uhr gebummelt, sich mit Freunden getroffen, oder der Parcours in der Verrückten Farm bewältigt werden. Freitags von 15 bis 22 Uhr, sonnabends von 14 bis 22 Uhr und sonntags von 14 bis 20 Uhr liegt es dann an den Besuchern, die Bemühungen der Schausteller zu honorieren. Lars Stummer jedenfalls betont seine Zufriedenheit über die kooperative und schnelle Genehmigung durch den Landkreis und die Samtgemeinde für den Bruvi-Pop-up-Park.
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