2020 war ein Jahr, das vielen von uns sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird. Auch als wir im Dezember 2019 an der Silvesterausgabe der Datenkolumne schrieben, hätten wir es nie für möglich gehalten, dass die Corona-Pandemie nur wenige Wochen später das Leben aller fest im Griff haben würde, und den gesellschaftlichen Zusammenhalt auf bis dahin ungekannte Weise herausfordert. Jetzt, ein Jahr später, befinden wir uns zwar immer noch inmitten der Pandemie, aber wir haben viel dazugelernt und trotz der Einschränkungen und Entbehrungen des vergangenen Jahres viele Dinge geschafft. Und gerade auch in diesen Zeiten wurde deutlich, wie wichtig die Digitalisierung von Gesellschaft, Unternehmen und Behörden ist, um einerseits mit möglichst wenigen Einschränkungen weiterhin arbeiten zu können, andererseits aber auch Kontakte zu pflegen und neue und alternative Formen der Freizeitgestaltung zu nutzen.
Für viele bedeutete und bedeutet Corona jedoch nach wie vor eine erzwungene Umgestaltung des Lebens, und ein solch gravierender, unvorhersehbarer und plötzlicher Einschnitt geht vielfach nicht reibungslos vonstatten. Bei einem Rückblick auf die Themen der Datenkolumne in diesem Jahr wird dies deutlich: So berichteten wir im Frühjahr über Fake News und die digitalen Gefahren der Corona-Krise, zu Beginn des ersten Lockdowns über den Datenschutz im Homeoffice, im Sommer über die neue Corona-Warn-App, und mit dem Beginn des zweiten Lockdowns im Herbst über Tools und Lösungen für sichere Videokonferenzen. Die Pandemie förderte aber auch die Kreativität und brachte verschiedene digitale Innovationen hervor: So behandelte die Datenkolumne zur Sommerpause das Thema Kunst in Zeiten von Corona, und wie sich Museen für den virtuellen Besucher öffnen sowie Möglichkeiten zur Digitalisierung des Freizeitlebens, beispielsweise mit der digitalen Weltreise über Virtual Reality. Nicht wenige dieser technologischen Innovationen, die das Jahr 2020 hervorbrachte, dürften uns auch zumindest noch für einige Monate im neuen Jahr 2021 begleiten.
Eine weitere Besonderheit an 2020 ist, dass es das letzte Jahr im alten Jahrzehnt ist. Und tatsächlich waren die 2010er-Jahre für die Digitalisierung ein großer Schritt, weg vom alten Handy, hin zum Smartphone, zur digitalen Verfügbarkeit vieler Dienste und neuer Services, die uns das Leben bequemer machen, bis hin zur allgegenwärtigen Vernetzung der Dinge mit dem Internet of Things (IoT) und der Elektro- und Smart-Mobilität. Wer hätte vor zehn Jahren geglaubt, dass wir sämtliche Haushaltsgeräte und Küchenhelfer mit einer App ansteuern und programmieren können, Daten in der Cloud speichern, das Auto in der Garage über Nacht updaten oder dass sich mit Streamingportalen der Gang zur Videothek erübrigt?
Und der Blick auf das kommende Jahrzehnt wird spannend werden, denn viele dieser neuen Technologien werden Gesellschaft und Wirtschaft durchdringen und bisher ungekannte Innovationen hervorbringen. Wer weiß, ob wir in weiteren zehn Jahren unser Auto noch selbst steuern werden, oder zum Einkaufen in den Supermarkt fahren müssen, oder wo uns die Künstliche Intelligenz überall helfen wird, unseren Alltag zu erleichtern? Sicherlich wären zahlreiche technische Entwicklungen anders verlaufen, hätte es Corona nicht gegeben. Die Pandemie hat zum einen als Digitalisierungsbeschleuniger gewirkt, indem neue Technologien zeitnah erprobt werden mussten, und zum anderen gezeigt, dass trotz aller anfänglichen Widrigkeiten die Digitalisierung auch dabei helfen kann, produktiver zu sein, und Familie und Beruf besser unter einen Hut zu bringen, indem man seine Arbeitszeiten flexibler gestalten und theoretisch von jedem Ort aus arbeiten kann.
Natürlich gab es aber ebenso viel Kritik am Homeoffice, nicht zuletzt deshalb, weil dadurch die Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem mehr und mehr verschwimmen. Und auch wenn Telearbeit den Kontakt zu Kollegen vor Ort und den Plausch in der Teeküche zwischendurch nie wird ersetzen können, so konnte man doch zumindest feststellen, dass es nicht unbedingt nötig ist, für jedes Meeting vor Ort zu sein oder zu jeder Messe und Konferenz fahren oder fliegen zu müssen. Die Digitalisierung mindert so den CO2-Ausstoß und trägt damit langfristig betrachtet auch zum Umweltschutz bei.
Wo stehen wir also jetzt? Zwar zwingt uns die Corona-Pandemie nach wie vor dazu, erhebliche Einschränkungen zu machen, doch wir haben in gewisser Hinsicht auch gelernt, mit der Situation umzugehen und uns anzupassen. Was die Digitalisierung angeht, ist in den vergangenen Jahren viel geschehen – und sicherlich wären ohne die technologischen Entwicklungen des auslaufenden Jahrzehnts die durch die Pandemie hervorgerufenen Einschnitte noch deutlich größer gewesen. Dennoch hat uns die gegenwärtige Lage auch vor Augen geführt, dass viele der in diesem Jahr allzu zügig digitalisierten Bereiche noch nicht so weit sind – das beste Beispiel ist dabei das Homeschooling oder die immer wieder geführte Debatte um die Sicherheit und den Datenschutz im Homeoffice. Auch wenn uns Corona noch eine Weile verfolgen wird, können wir jedoch mit Zuversicht auf 2021 blicken.
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Die Experten
Vor dem Hintergrund von Datenklau und Datenschutz beleuchten sie im WESER-KURIER regelmäßig Themen der digitalen Welt. Der Weyher Dennis-Kenji Kipker ist unter anderem als Vorstandsmitglied bei der Europäischen Akademie für Informationsfreiheit und Datenschutz tätig, der Stuhrer Volljurist Sven Venzke-Caprarese arbeitet als Prokurist und Justiziar bei dem Bremer Unternehmen Datenschutz Nord.