Bruchhausen-Vilsen. Ein rundum schauender Blick zeigt: Trockenheit und Borkenkäfer haben einem vier Hektar großen Areal des Süsteder Holzes enormen Schaden zugefügt. Dort, wo einst einmal Wald war, liegt nur noch Totholz. Die Interessentenforst Süstedt als Eigentümerin und die Landesforsten Niedersachsen haben die Kahlfläche nun aufgeforstet. Unterstützung bekamen sie dabei von Vilsa-Brunnen. Zu seinem 111-jährigen Firmenbestehen hat der Mineralwasserhersteller die notwendigen 5600 Bäume gesponsert.
Roteiche, Hainbuche, Esskastanie und Hasel – bereits im April dieses Jahres ist ein Großteil der Bäume auf der Fläche nahe des Neuen Kamps in Süstedt gepflanzt worden. Jetzt sind Ende Mai die restlichen Stecklinge in die Erde gesetzt worden. "Eigentlich schon fast zu spät", wie Revierförster Hendrik Plate anmerkt. Zusätzlich wird gezielt und aktiv eine artenreiche Naturverjüngung auf der Pflanzfläche und den angrenzenden Flächen gefördert. Durch die herabfallenden, heranwehenden und durch Tiere verbreiteten Samen umliegender Laubbäume kann sich eine noch deutlich standortgerechtere Artenvielfalt herausbilden. So zumindest das Ziel.
Die Wiederbewaldung des Areals ist Teil des "Erdmannprojekts 2030" der Niedersächsischen Landesforsten. Denn bei der Aufforstung haben sich Landesforsten und Interessenforst an dem Konzept des Neubruchhauser Oberförsters Friedrich August Christian Erdmann orientiert. "Um 1900 hat Erdmann erkannt, dass ein Laub-Mischwald ökologisch und ertragreicher ist", weiß Revierförster Plate zu berichten. Erdmann gelang es, die kränkelnden Wälder, die damals hauptsächlich aus Kiefern bestanden, wieder gesunden zu lassen, in dem die Flora durch Weißtannen, Lärchen, Douglasien, Fichten und Buchen bereichert wurde. Mehrere Generationen nachfolgender Forstleute setzten die Prinzipien der Erdmannschen Waldwirtschaft mit dem Blick ihrer Zeit fort. Und so kamen weitere Baumarten dazu, unter anderem Roteichen, Japanlärchen und Eichen.
Süstedter Holz bietet gute Bedingungen
Heute zeigen sich die Erdmann-Wälder mit ihren zahlreichen Baumarten unterschiedlichen Alters als gesunde und stabile und klimastabile Wälder. Die Stürme und Dürren der Jahre 2018 bis 2020 haben diesen strukturierten Wäldern kaum etwas anhaben können. Auf der überwiegenden Fläche verjüngen sich die meisten Baumarten von selbst. Optimale Bedingungen bietet auch der Untergrund, auf dem die jüngst gepflanzten Bäume wachsen. Die Böden des Süstedter Holzes sind durch verwehte Sandablagerungen der beiden jüngsten Eiszeiten entstanden und durch ihre Zusammensetzung sehr nährstoffreich. Sie können Wasser gut speichern und sind zudem anmoorig. Das heißt, dass sie durch Wasserüberschuss und Sauerstoffarmut einen hohen Anteil an organischer Masse besitzen.
„Es reicht nicht aus, einfach Bäume zu pflanzen: Wir brauchen klimaresiliente und artenreiche Wälder. Nur dann sind sie zukunftsfähig. Deswegen pflanzen wir hier einen Wald nach dem besonders nachhaltigen Erdmannwald-Konzept“, begründet Henning Rodekohr, Vorsitzender der Vilsa-Geschäftsführung, die Unterstützung. Daher war es für ihn und seinen fast 15-jährigen Sohn Johannes eine Selbstverständlichkeit, bei der Pflanzaktion selbst zum Spaten zu greifen und die jungen Bäume in die Erde zu bringen.
Torben Garbers von der Interessenforst Süstedt zeigt sich überaus dankbar für die Unterstützung bei der Wiederaufforstung. "Ohne das Sponsoring wäre das nicht möglich gewesen", sagt er. Dabei hätte der Mineralwasserhersteller "schnell und unkompliziert" auf die Anfrage reagiert. "Ich bin sehr glücklich, dass wir im Sinne Erdmanns eine kahle Fläche für die nächsten Jahrzehnte nachhaltig aufbauen können." Und auch für Rodekohr war das Timing nahezu ideal, wie er sagt: "Eine tolle Idee zum 111-jährigen Jubiläum." Denn das feiere man ja nur einmal.