Bassum-Neubruchhausen. Wenn man sich mit dem Rad auf den Weg von Neubruchhausen nach Osterbinde macht, dann braucht „man dafür nicht nur starke Nerven, sondern auch erhöhtes Improvisationstalent, um den zahlreichen Fahrzeugen aller Art auszuweichen“, heißt es in einem offenen Brief, den die Vereine in Neubruchhausen an den Rat der Stadt Bassum und an Bürgermeister Christian Porsch geschrieben haben. Darin bitten sie eindringlich um die Umsetzung des Radweges an der Landesstraße 332. „Seit zehn Jahren ist der Wille da, den Weg zu bauen“, sagt Ortsvorsteher Hendrik Bülter. Bereits seit einigen Jahren ist Geld dafür im Haushalt eingestellt.
Doch passiert ist derweil noch nichts. „Wir brauchen als Dorfgemeinschaft diesen Radweg, wir wollen nicht noch zehn Jahre warten“, bekräftigt Bülter. Zwar gebe es eine Alternativroute über Hallstedt und Albringhausen nach Bassum, aber „das ist kein Zustand. Man will auf direktem Weg zum Bahnhof und kein Sightseeing machen“, weiß der Ortsvorsteher. Auf dem direkten Weg entlang der L 332 besteht laut offenem Brief „aufgrund des starken Verkehrs eine erhöhte Gefahr für Leib und Leben“ – sei es durch landwirtschaftlichen Verkehr oder Lkw. „Das ist Wahnsinn“, findet Bülter.
Das bedeutet, dass ein Radweg dort für eine erhöhte Sicherheit sorgen würde, und der direkte Weg zwischen Neubruchhausen und Osterbinde könnte ohne Bedenken genutzt werden. Auch angesichts der derzeitigen Klimadebatte „wollen sich viele Neubruchhausener über das umweltfreundliche Fortbewegungsmittel Fahrrad in den Straßenverkehr einbringen, um auf dem sicheren Radweg zum Beispiel das Schulzentrum und/oder den Bahnhof in Bassum zu erreichen“, schreiben die Vertreter der Vereine in ihrem Brief. Daher werden Verwaltung und Politik gebeten, die „unendliche Geschichte“ von der Planung in die Realität zu bringen. „Ohne Druck bleibt die Umsetzung liegen“, weiß Bülter und fügt hinzu: „Wir haben schon viele Hürden aus dem Weg geräumt. Jetzt müssen wir noch ein dickes Brett bohren.“
Diskussion schon älter
Gemeint sind damit die Verhandlungen mit Grundstückseigentümern, die auf Flächen verzichten müssten, damit dort der Radweg entlang führen kann. Nicht erst seit dem offenen Brief aus Neubruchhausen spricht die Stadtverwaltung laut Bürgermeister Christian Porsch mit den betroffenen Anliegern, um das Projekt voranzubringen. „Wir haben noch unterschiedliche Auffassungen. Ich will keinem die Schuld geben“, sagt Porsch zu den Verhandlungen. Gleichzeitig ist der Verwaltungschef „guter Hoffnung“, dass es demnächst einen Fortschritt gebe und es an die planerische Umsetzung gehen kann. „Eigentlich ist das die Aufgabe der Landesstraßenbehörde, aber wir helfen gerne mit“, sagt Porsch.
Die Umsetzung würde einen Schlusspunkt unter eine Debatte setzen, die schon einige Jahrzehnte geführt wird. „Die Diskussion um einen Radweg ist schon 30 Jahre alt. Damals wurden schon Unterschriften gesammelt“, erinnert sich Bülters Vorgänger, Rolf Lahmeyer. Allerdings sei dazumal nichts unternommen worden, weil es „nicht aktuell war“. Für ihn ist der Radweg „ein Stück Infrastruktur“. Denn es sei für viel Geld ein Hort in Neubruchhausen gebaut worden und der Ort solle sich entwickeln können. Gleichzeitig diskutiere man über ein neues Rathaus, die Umgestaltung des Naturbads und einen Kreisverkehr in Bramstedt, „aber über den Radweg wird nicht mehr gesprochen“, bedauert er die Entwicklung. Vor rund fünf Jahren wurde der Bau verschoben, der damalige Bürgermeister Wilhelm Bäker sprach von einem Beginn im Jahr 2016. Seitdem ist aber nichts mehr passiert. Porsch versichert: „Wir haben noch nicht von allen die Erlaubnis, dort zu bauen. Es ist einfacher, wenn wir die haben.“