Bassum-Hallstedt. Dominik Neisser öffnet das Tor zur Weide. Die sieben Alpakas schauen neugierig, wer denn da auf ihre Wiese kommt. Geschützt von der Sonne stehen sie unter ein paar Bäumen auf der Wiese von Dominik Neisser und Nadja Jaißle aus Hallstedt. Plötzlich kommt Bao hinter einer kleinen Hütte hervor und reckt erst einmal den Hals. „Er ist der Aufpasser“, sagt Neisser über das schwarze Tier.

Bloß nicht zwingen: Alpakas haben ihren eigenen Willen und lassen sich nur begrenzt mit Futter bestechen. Wenn einer nicht gehen will, dann will er nicht.
Jasper und Hugo sind da nicht so misstrauisch. Die schauen sich die Gäste sofort aus der Nähe an. Jedes Tier hat einen eigenen Charakter. „Alpakas sind extrem empfindlich. Die meisten mögen es nicht, wenn man ihnen auf den Kopf fasst. Man muss es ihnen beibringen, sich anfassen zu lassen“, sagt Jaißle, während Jasper und Hugo näherkommen. Zur Begrüßung gibt es erst mal einen „Alpakakuss“. Neisser hält sein Gesicht ganz nah an dem des Tieres, das schnuppert neugierig und dann ist die Begrüßung auch schon vorbei. Jasper zeigt beim Hallosagen seine Zähne. „Die können nicht beißen, weil sie nur unten welche haben“, erklärt Jaißle. Zusammen mit Neisser bietet sie Erlebnistouren mit der Herde an. Interessierte können sich einen Termin aussuchen und dann mit den Tieren spazieren gehen.

Erst einmal stärken heißt die Devise. Auf der Wiese von Dominik Neisser und Nadja Jaißle haben die Alpakas zwar Auslauf, aber im kommenden Jahr soll es doch auf eine andere Weide gehen.
Nun kommen sie alle. Bao, Janosch, Pablo, Santos und Habibi haben die Scheu abgelegt und gucken nach den Gästen. „Wir wollten Tiere haben, mit denen wir was machen können und mit denen es nicht eintönig ist“, gibt Jaißle zu. Vor vier Jahren legten sich die beiden die ersten zwei Tiere zu. „Seit Ostern letztes Jahr bieten wir das richtig an“, sagt sie. Grund war eigentlich, dass sie ihre Wiese, auf der vorher ein Pony stand, behalten wollten. „Wir haben dann recherchiert, was gut zu uns passt. Schafe nicht und Ziegen hatten wir schon“, erzählt sie.

Zwischen den Feldern von Hallstedt helfen die Touren mit den Alpakas, ein wenig abzuschalten.
Dann also Alpakas. „Es ist interessant, wie die Tiere reagieren. Ein Alpaka ist immer anders, je nachdem, wer es führt“, schwärmt sie. Die beiden Hallstedter haben gemerkt, „es ist einfach schön, wenn man ihnen abends zusieht. Es macht und Spaß und wir wollten das weitergeben.“ Beide sind aber hauptberuflich Therapeuten, die Zauberblick-Alpakas, das „ist unser Hobby“. Das Tolle an den Touren ist ihrer Meinung nach, dass man einfach mal herunterkommen kann. Ohne Zeitgefühl, ohne Smartphone. „Die Leute gehen spazieren und sind total entspannt“, freut sich Jaißle.

Dominik Neisser und Bao bei der Begrüßung. Beim sogenannten "Alpakakuss" kann man sich ein wenig beschnuppern.
Hugo kommt näher und lässt sich ohne zu Murren streicheln. Weich ist das Fell des Tieres, wenn auch ein wenig kurz. „Alle wurden vor sechs Wochen geschoren“, erzählt Neisser. Das passiert einmal im Jahr, die Hallstedter decken mit der Wolle ihren eigenen Bedarf. „Pro Alpaka kommt da ein Umzugskarton zusammen“, sagt er. Obwohl das Fell flauschig ist und sie sehr süß aussehen, „sie sind keine Kuscheltiere, auch wenn das in den sozialen Medien immer so erscheint“, bedauert Neisser, der anfängt Jasper und Hugo zu streicheln.

Idylle soweit das Auge reicht: In Hallstedt bieten Dominik Neisser und Nadja Jaißle die Erlebnistouren mit ihren Alpakas an.
Das gefällt Bao nicht wirklich, er ist eifersüchtig und spuckt. Das machen sie nur gegenseitig, Menschen sind nie das Ziel. „Sie springen einen auch nicht an“, weiß Neisser, der nun Bao tätschelt. Geht doch. Nach einer Eingewöhnungsphase geht es langsam mit der Tour los. Dabei ist wichtig, wie man das Tier behandelt. „Das Alpaka strahlt aus: Geh mit mir auf eine bestimmte Art um. Machst du es aber anders, werden wir eine schwierige Zeit haben“, hat Neisser die Erfahrung gemacht, dass auch Bestechung mit Futter nur begrenzt funktioniert. Wenn man ein Alpaka führt, muss man auf Körpersprache achten. „Am Anfang nehmen Tiere die Spannung der Leute auf und rotten sich ein bisschen zusammen, und warten erst mal. Sie sitzen das aus. Erst, wenn die Leute sich entspannen, geht das Spazieren zunehmend besser“, sagt Neisser. Diese Kommunikation lernen die Teilnehmer vor der Tour.

Wer die Gruppe anführt, das ist nicht nur vom Tier abhängig, sondern auch vom Menschen. Aber Aufpasser Bao gefällt es mit Dominik Neisser schon an der Spitze.
Plötzlich setzt sich die Herde in Bewegung. Alle sieben Tiere gehen auf die Weide und machen ihr Geschäft. „Es sind sehr saubere Tiere, dafür haben sie auch eine Badewanne hier“, sagt Neisser und zeigt auf eine kleine Wanne, die in der Erde eingelassen ist. „Wenn es heiß ist, dann gibt‘s hinterher eine Dusche“, ergänzt er. Dass sie sich vor dem Spaziergang erleichtern, brauchten er und Jaißle ihnen nicht anzutrainieren. „Erst danach gehen sie wieder zur Toilette“, versichert die Hallstedterin. Sie und Neisser spannen ein Seil und treiben so die Herde zu einem kleinen abgesperrten Bereich, damit sie angehalftert werden können. Hugo kennt das Prozedere ja schon und lässt sich ohne Probleme das Halfter umlegen. Links stehend greift man um den Hals – nicht zu fest drücken – und legt das Halfter um. Als die übrigen Halfter sitzen, öffnet Neisser das Tor und die Herde bewegt sich. Hugo hat es eilig, zieht er doch am Anfang ein bisschen. „Man muss am besten auf Kopfhöhe laufen“, sagt Jaißle. Gar nicht so einfach, ist der Weg nicht breit genug für drei Alpakas mit drei Menschen. Bao lässt sich davon überhaupt nicht beeindrucken, er geht munter mit Neisser an der Spitze.
Die Gruppe hält sich links, überquert eine Kreuzung ohne Probleme (auf dem Rückweg halten alle Alpakas genau an dieser Stelle an), vorbei an einem Bauernhof. „ Wenn es Schwierigkeiten gibt, sind Alpakas keine Fluchttiere wie Pferde. Sie rotten sich zusammen“, sagt Neisser. Elegant umkurvt die Herde eine kleine Pfütze, manchmal baden sie sich auch darin. Am Wegesrand wird erst einmal gegessen. Die Tiere sind heiß auf frisches Gras. „Sie fressen gerne, weil wir das auf unserer Wiese nicht mehr haben. Es ist zu trocken“, erklärt Jaißle. Sie und Neisser hoffen, nächstes Jahr auf eine andere Weide umzuziehen. Alpakas sind übrigens Wiederkäuer. „Es ist typisch für sie, wenn sie sich irgendwo hinsetzen und in die Landschaft starren. Dann verdauen sie“, beschreibt der Hallstedter das Prozedere. Jaißle ergänzt: „Wenn man auf unserer Terrasse sitzt und das sieht, dann stellt sich sofort ein Gefühl von Entspannung ein.“
Bei den Erlebnistouren geht es übrigens nicht um möglichst viele Kilometer. „Wir wandern nicht lange, sondern machen Pausen, streicheln die Tiere und die Besucher machen Fotos mit ihnen“, erzählt Jaißle. Richtig wandern könne man eher mit Lamas. Nach wenigen Minuten bleibt der Trupp stehen, Hugo nutzt sofort die Chance und legt sich ins hohe Gras und wälzt sich etwas. Hier, zwischen den Feldern in Hallstedt, weit und breit keine anderen Menschen, stellt sich eine gewisse Ruhe ein. Das wissen auch Jaißle und Neisser. Der Hallstedter findet: „So etwas befreit von Vielem. Genau das wollen wir rüberbringen. Denn das passt in heutige Zeit, in der man ständig abgelenkt ist. Dann ist es toll, solche Erfahrungen zu machen.“
Kontaktmöglichkeit
Wer weitere Infos zu den Erlebnistouren sucht, der sollte auf www.zauberblick-alpakas.de vorbeischauen. Dort gibt es auch die Möglichkeit, nach Terminen zu suchen und zu buchen.