Historischer Blick Blick auf das, was es nicht mehr gibt

In Neubruchhausen stehen seit Kurzem einige Tafeln, die eine andere Seite vom Ort zeigen. Eine, die es gar nicht mehr gibt. Holger Rullhusen hat recherchiert und zusammengetragen und zeigt den Ort von früher.
28.08.2020, 17:29 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Blick auf das, was es nicht mehr gibt
Von Tobias Denne

Bassum-Neubruchhausen. Die berühmten historischen Gebäude in Neubruchhausen, die kennen nicht nur die Ortsansässigen. Die Alte Oberförsterei, die Wassermühle oder das Scheunenviertel sind nur ein paar Beispiele der Vergangenheit, die man sich in Neubruchhausen noch anschauen kann. Andere Gebäude sind vor allem im vergangenen Jahrhundert dem Erdboden gleichgemacht worden, um eine neue Straßenführung zu ermöglichen. Tepes Gasthof, Delekat, die alte Kapelle. Alle weg. „In den 1950er-Jahren wurde angefangen, die Straße auszubauen“, erzählt Holger Rullhusen, der nun einen Weg gefunden hat, Menschen das alte Neubruchhausen zu zeigen. Und zwar mit dem „Historischen Blick“.

Er steht auf dem Parkplatz gegenüber dem Mühlenensemble. Zwar konnten ein paar Tafeln nicht genau da stehen, wo die Häuser früher gestanden haben, aber wenn der Betrachter davor steht und sich umdreht, sieht er, was sich verändert hat. Ein Bild hat es Rullhusen besonders angetan. Es zeigt den Gemischtwarenladen Delekat, der früher gegenüber der alten Kirche gestanden hat. „Alle kennen das Foto aus den 20ern“, weiß er. Es zeigt ein Backsteinhaus. Auf dem großen Foto ist jedoch ein altes Fachwerkhaus zu sehen, wohl kurz vor dem Ersten Weltkrieg – eine Seltenheit. „Ich freue mich, wenn ich Fotos finde, die ich noch nicht kannte“, sagt Rullhusen. So wie das von Delekat.

Geschichte, die hat Holger Rullhusen schon immer interessiert. In seiner Schulzeit belegte er etwa den Geschichts-Leistungskurs. Früher, da lag sein Fokus aber mehr auf der großen Historie, mittlerweile findet er auch die Vergangenheit vor Ort spannend. „Ich bin zwar in Weyhe groß geworden, aber von der Gemeinde weiß ich nicht so viel“, gibt er schmunzelnd zu. Sein Hauptaugenmerk liegt eher auf Neubruchhausen, wo er seit acht Jahren wohnt. Aber auch er kennt das alte Neubruchhausen nur von Fotos und Chroniken. Vor zwei Jahren war er zum Urlauben auf den Azoren und in einem Dorf sah er „Tafeln von früher. Das war wie eine kleine Wanderung“, erinnert er sich. Dort wurde gezeigt, wie das Dorf früher ausgesehen hat. „Ich fand das sehr schön“, sagt Rullhusen.

So nach und nach entwickelte sich die Idee, das auch für Neubruchhausen umzusetzen. Doch: Woher kommen die Fotos und die Texte? Zumindest ersteres war für Rullhusen kein Problem. Er arbeitet in der Chronik-Gruppe für Neubruchhausen mit und sammelt mit den vier anderen Mitgliedern ordentlich Bildmaterial. „Wir tauschen die Fotos auch untereinander“, erzählt er von den Treffen.

Da er nicht nur Bilder zeigen, sondern zudem Infos liefern wollte, machte er sich auf die Suche nach geeigneten Schriftstücken. „Für die Kapelle gibt es in der Kirchenchronik sehr viele Quellen“, berichtet Rullhusen aber auch davon, sich selbst Sütterlin beigebracht zu haben, um die Handschrift aus früheren Jahrhunderten lesen zu können. Nicht das einzige Problem, denn manche Wörter werden heute gar nicht mehr benutzt und sind in Vergessenheit geraten. Ein wenig stolz ist Rullhusen darauf, die Geschichte der Mühle bis in das 18. Jahrhundert zurückzuverfolgen. „Ich habe nur eine Lücke in den 1960er-Jahren“, gibt er zu. Besonders interessant ist für ihn, dass sie mal versteigert wurde, als sie vom herrschaftlichen in privaten Besitz ging. Da wurde jedes einzelne Fenster und jede Schraube aufgeführt.

Einfacher dagegen war es für ihn, in der Chronik der Ortschaft zu blättern, an der er mitgearbeitet hat. Manche Texte auf den Tafeln sind auch von Heimatforscher Klaus Bergann, der die Chronik über den Ort herausgegeben hat. Rullhusen würde gerne noch mehr Stationen aufstellen und mehr Gebäude – wie das Dannemansche Haus – und Geschichten zeigen. Denn der „Historische Blick“ kommt an, wie er mitbekommen hat: „Ich habe letztens Leute hier gesehen, die haben sich die Tafeln angesehen. Das freut mich natürlich.“

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