Bassum. Tagesordnungspunkt fünf: Fragestunde für die Einwohnerinnen und Einwohner. Normalerweise stehen dann gestandene Erwachsene auf und bringen sich ein. Nicht so am Dienstagabend beim Bassumer Ausschuss für Soziales und Familie im Gebäude des Nordwestdeutschen Schützenbundes. Da erhob sich Tarek Nedjari. Der Erstklässler wollte wissen: "Warum muss ich raus aus dem Hort?" Er spricht vom Hort an der Grundschule Neubruchhausen.
Das ist die Faktenlage
Das Hortangebot an der Grundschule Neubruchhausen ist seit dem 1. Oktober 2020 kostenfrei. Ziel war laut Julia Niemann von der Bassumer Stadtverwaltung eine kostenlose Ganztagsbetreuung, da die Schule für einen Ganztag nicht groß genug war. Der kostenfreie Hort sollte den Schulstandort Neubruchhausen stärken.
Was sich jetzt ändern soll
Ab dem 1. Februar 2023 soll für den Hort eine Gebührenpflicht eingeführt werden. Das wird so vorgeschlagen, weil die Grundschule Neubruchhausen ab Beginn des kommenden Schuljahrs selbst ein Ganztagsangebot macht. Das wiederum fußt darauf, dass ab 2026 eine Ganztagsbetreuung an den Grundschulen verpflichtend wird. Die Gebührenpflicht wird erst mit einem halben Jahr Verzögerung eingeführt, damit die Umstellung zur Ganztagsschule reibungslos verlaufen kann.
Wie die Hortplätze vergeben werden
"Nicht alle Stammkinder haben einen Hortplatz für das kommende Schuljahr erhalten", stellt Julia Niemann fest, dass es "keine Bevorteilung" aus einer Gewöhnung heraus gegeben habe. 24 Anmeldungen habe es für den Hort gegeben, die Plätze seien nach diversen Kriterien vergeben worden, für die es eine unterschiedliche Anzahl an Punkten gab. Es gibt keinen gesetzlichen Anspruch auf einen Hortplatz, ließ Niemann wissen.
Was die Politik dazu sagt
"Eltern und Lehrer sind darüber nicht so erbaut", erklärte Neubruchhausens Ortsvorsteher Werner Wisloh. Sein Vorschlag war, das Hortangebot das komplette kommende Schuljahr kostenfrei zu halten, "weil doch vieles teurer geworden ist". Die Stadt Bassum würde das zusätzliche 25.000 Euro kosten. Aus Wislohs Vorschlag wurde ein Antrag, der allerdings mehrheitlich abgelehnt wurde. Den Grund dafür nannte Henning Meyer (CDU): "Es geht nicht, dass jeder das komplette Paket bekommt." Er hielt die von der Verwaltung vorgeschlagene stufenweise Erhöhung für richtig.
Eike Sellmer (Die Grünen) hatte sogar einen weiteren Einwand, einen sozialen. Denn der Hort in Neubruchhausen sei bisher nur kostenfrei gewesen, weil es kein schulisches Ganztagsangebot gegeben habe. In Bassum beispielsweise würden die Eltern von Hortkindern schon längere Zeit dafür bezahlen. Das sei ja auch ungerecht.
Einen kleinen Hinweis am Rande hatte Sellmer dann auch noch. Für den Ganztag ab Beginn des kommenden Schuljahres sei eine zusätzliche 15-Stunden-Stelle genehmigt worden. "Wir sollten uns für den Fall eines Ausfalls rechtzeitig vorher um eine Vertretung kümmern", meinte die Grüne. "Sonst müssen wir eventuell Kinder nach Hause schicken." Das aktuelle Kollegium könne die Vertretung nicht leisten.
Wie die Ferienbetreuung geleistet wird
Der Hort nahm bisher auch Kinder in den Ferien auf. Das ist vorbei. Ein betroffener Vater fragte nach: "Ist die Ferienbetreuung obsolet? Wenn nicht: Wie sieht sie aus?" Auch hier hatte Julia Niemann eine Antwort: "Drei Kinder fallen jetzt aus der Hortbetreuung heraus, alle drei werden über die Ferien betreut." Ansonsten gebe es jedes Jahr eine von der Stadt angebotene Ferienbetreuung: zwei Wochen in den Sommerferien sowie je eine Woche in den Oster- und Herbstferien.
Die aus den Änderungen hervorgehenden Unannehmlichkeiten für Eltern und Kinder nannte Niemann "unglücklich, weil die Änderungen so kurzfristig kamen". Letztlich stimmte das Gremium der Gebührenerhebung für den Hort ab dem 1. Februar kommenden Jahres bei zwei Enthaltungen zu.
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