Bassum. Gleich fünf Mal gab es am Sonntag in der Stadt Bassum die Möglichkeit, in die örtliche Vergangenheit einzusteigen. Seit 25 Jahren besteht die bundesweite Koordination der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und kümmert sich um den Tag des offenen Denkmals. So sind auch die entsprechenden Einrichtungen in der Stadt Bassum von Anfang an mit dabei, immer zu Beginn des Monats September öffnen sich die Türen einiger Denkmäler.
So lockte die Stiftskirche ab 14 Uhr mit einer Kirchen- und Kirchturmführung, und auch auf dem Gelände der Freudenburg hielten Gästeführer ihr Wissen über das Gelände und die baulichen Anlagen nicht zurück, sondern überraschten die Besucher mit vielen neuen Informationen. In der Alten Oberförsterei in Neubruchhausen hatte Gerda Lüdeke mit ihren Helfern vom Heimatverein Neubruchhausen ein interessantes Programm für Jung und Alt vorbereitet. Neben einer Stippvisite in der Alten Oberförsterei selbst konnten auf dem Außengelände auch alte Motorräder bestaunt werden. Quasi die ganze Familie hatte die Möglichkeit, am Stand des Waldpädagogigzentrums Hahnhorst bei einer Mitmachaktion alles zu geben. Und wer Hunger verspürte, dem wurde noch ein Wildschweinwürstchen angeboten. Auch die Wassermühle in Neubruchhausen öffnete ihre Tore. Der erste Vorsitzende des Vereins Wassermühle Neubruchhausen, Holger Rullhusen, aber auch die weiteren Mitglieder Maik Dannemann, Georg Schröder und Florian Butt legten viel Wert darauf, den Gästen den neuen, aus dem Jahr 1934 stammenden und mit 40 PS versehenen Dieselmotor der Mühle vorzustellen.
Bereits um 10 Uhr öffnete Mirko Krumm, Vorsitzender des Vereins Warnamt II, nach 2017 in diesem Jahr zum zweiten Mal die tonnenschwere Eingangstür des Warnbunkers am Rande des Waldgebietes Dicker Braken in Helldiek. Die frühe Öffnungszeit war genau richtig gewählt, denn gleich am ersten Führungslauf beteiligten sich mehr als 20 Besucher, um das Innenleben des dort in einer Größe von 35 Metern Länge, 29 Metern Breite und 16 Metern Höhe platzierten Betonklotzes kennenzulernen. Durch den Eingangsbereich schreitend, ging es vorbei an drei Büroräumen der Einsatzleitung. Wer den Treppen bis in das dritte Geschoss nach unten folgte, gelangte, von der Außenwelt durch jeweils drei Meter dicke Betonwände und Decken sowie einer Sohle von zwei Metern Stärke abgeschirmt, zum Hauptraum der Bunkeranlage. Hier arbeiteten zum Ende des letzten Jahrhunderts 196 Kräfte, 20 hauptberuflich und der Rest als Zivildienstleistende. Außeninformationen, gesammelt in den darüber liegenden Stockwerken, kamen hier an, und der Einsatzleiter hatte zu koordinieren. Hilfspersonen mussten auf einer gläsernen Karte den neusten Informationsstand über den jeweiligen Verteidigungsfall anzeigen.
Stolz zeigten Mirko Krumm und Bastian Beck, sein Stellvertreter im Verein, die von den Vereinsmitgliedern wieder hergerichteten Schlafräume, den Sanitärbereich, die Küche und den technischen Bereich der Anlage in Helldiek, eine der zehn in der Bundesrepublik Deutschland Anfang der 1960er-Jahre zum Schutz der Bevölkerung erstellten und durch die Genfer Konvention geschützten Einrichtungen.
„Es ist bedrückend, diese Räume zu betreten. Wir sind froh, dass wir diese Zeiten nicht miterleben mussten“, erklärten Nico Holzburg und Henning Dose aus Syke. „Wir arbeiten ehrenamtlich beim THW und haben sehr großes Interesse an den Informationen aus unserer jüngsten Vergangenheit“, berichteten Lea Sawatzki und Frank Gille, beide aus Verden. „Beim Eintritt in den Bunker überkam mich ein ganz mulmiges Gefühl“, beschrieb Sawatzki ihr Empfinden.
Mit dem Bau des Warnamtes II in Helldiek wurde im Oktober 1960 begonnen. Am 27. Juni 1996 wurde es wieder geschlossen. Die private Prinzhöfte-Schule kaufte das gesamte Gelände und nahm dort den Schulbetrieb auf. Nach umfangreichen Verhandlungen übernahm der Verein Warnamt II den Bunker in Form eines Mietverhältnisses. „Am Anfang stand die Idee, einen Bunker der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und gleichzeitig dessen Geschichte zu konservieren. Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, gegen das Vergessen anzukämpfen. Unser Ziel ist es, den Bunker weitestgehend in den Originalzustand zurückzuversetzen, um allen Interessierten einen Einblick in die Arbeit des ehemaligen Warndienstes in Deutschland geben zu können“, so Krumm.