Bassum. Mohn, Lupinen und Akelei. Dill und Feuerbohnen. Das sind die Samen, die die Bassumer Saatgutbibliothek bereits anbietet. Bibliothekarin Susanne Tietje hat mit ihren Mitarbeiterinnen ein schickes Tischchen direkt im Eingangsbereich angerichtet. Darauf finden Interessierte zahlreiche Bücher übers Gärtnern und kleine Tüten mit dem angesprochenen Saatgut. Dies können Hobby-Gärtner gern mitnehmen. Aber: Die Samen sind nur geliehen.
Die Idee einer Saatgutbibliothek geistert bereits "seit Jahren durch die Bücherei-Szene", sagt Susanne Tietje. Nachhaltigkeit sei in den Bibliotheken immer ein Thema – allein durch das Tagesgeschäft, das dafür sorgt, dass die Werke verschiedener Autoren immer und immer wieder gelesen werden können, und das von unterschiedlichen Menschen. Auch Bücher über das Pflanzen und Gärtnern würden gut gelesen.
Im Falle der "Green Library" kommt die Idee aus den USA. Umweltverbände richteten Saatgutbibliotheken als Protest gegen die genmanipulierten Pflanzen und Getreide in ihrem Land ein. Die Bewegung startete im Jahre 2010. "Die Idee hat sich dann schnell verbreitet", so Susanne Tietje, erst in Frankreich, dann auch in Deutschland. In Stuhr gebe es bereits einen Samenverleih, nun also auch in Bassum, Alte Poststraße 10. Die Leuphana-Universität in Lüneburg hat inzwischen sogar eine allgemeine Anleitung für Saatgutbibliotheken herausgegeben.
"Das Thema hat mich schon seit längerer Zeit interessiert", freut sich Susanne Tietje, die auch eine Weiterbildung zum Thema "Green Library" absolviert hat. Viele ihrer Besucher seien Hobby-Gärtner.
Doch wie läuft das Prinzip Saatgutbibliothek? "Es ist kein Tausch, es ist eher ein Verleih", erläutert Reinhild Olma von der Agendagruppe Bassum. Tietje erklärt das Prozedere wie folgt: "Im Frühling kann man sich das Saatgut abholen und aussäen, im Sommer kann man sich an den Blüten erfreuen und die Früchte ernten. Im Herbst kann man die Samen einsammeln und der Bücherei etwas zurückgeben." Alle, die keinen "grünen Daumen" hätten, könnten auch die Samen anderer Pflanzen mitbringen. Bienenfreundlich sollten sie sein. Aber auch Gemüse ist gern genommen.
Nun ist gerade Frühling und damit die Zeit des Aussäens. Also eigentlich die falsche Zeit, für den Start der "Green Library" in der Lindenstadt. Denn jetzt muss die Stadtbibliothek bei den Sämereien in Vorleistung gehen. Der Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen engagiere sich da stark, habe bereits eine Online-Saatgutliste erstellt. "Aber auch da gab es kein Tütchen mehr", so Susanne Tietje. Immerhin: Aus dem Wildblumenprojekt der Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz hat Reinhild Olma noch einige Exemplare der "Blüte aus der Tüte" ergattern können, damit die Bassumer Bücherei dennoch mit dem Projekt starten kann.
Wer im Moment Saatgut zur Verfügung stellen kann, wird, solange der Vorrat reicht, mit Miniatur-Blumentöpfen als Gegenleistung belohnt. "Wir füllen die Samen gegebenenfalls auch selbst in Tüten", kündigt Reinhild Olma an. Der extra für die Saatgutbibliothek zurechtgemachte Tisch im Eingangsbereich "bleibt zumindest bis Ostern", sagt Susanne Tietje. "Und die Saatgutbibliothek steht jedem offen, dafür ist kein Büchereiausweis erforderlich."