Die Wahl des Berufs ist gar nicht so einfach. Immerhin gibt es massenweise unterschiedliche Professionen, da fällt es ganz schön schwer, den richtigen für sich herauszusuchen. Das haben auch die Schulen vor Jahrzehnten erkannt und bieten in den höheren Klassen Berufsorientierung an. Auch die Aus- und Fortbildungswerkstatt vom Taff-Netzwerk in Bassum hat nun ein Projekt entwickelt, um Schülerinnen und Schülern handwerkliche Berufe näherzubringen und so bei der Orientierung zu helfen.
An diesem Tag in der ersten Ferienwoche sind insgesamt neun Schüler in den Räumen in der Industriestraße 16. Sie stehen an den Werktischen, vor ihnen steht das Projekt, weswegen sie hier sind: eine Kräuter-Wasser-Treppe aus Edelstahl. Einen Kasten mussten die Schüler selbst fertigen. Dazu gehören unter anderem Zuschneiden, Bohren und bei Fehlern eben das Korrigieren. „Es sind ein paar Aufgaben zu erledigen“, sagt Ausbildungsleiter Markus Tönjes. Am Ende sollen die insgesamt vier Kästen versetzt übereinander angebracht werden. Mit einem Rohr mit Löchern und mit einer Wasserflasche bestückt ist die Wasserversorgung der Kräuter sichergestellt.
Philip sitzt derweil an seiner letzten Etage. „Ich habe gerade die Muttern festgeschraubt“, erzählt er. Wenn das geschafft ist, fehlt fast nur noch das Rohr - und natürlich die Erde mit den Kräutern. Aber die kommt einen Tag später. Ein wenig handwerklich arbeiten könne er zwar, „aber mit Metall habe ich vorher noch nie zu tun gehabt“, gibt der 16-Jährige zu. Ihm gefällt es vor allem, dass er viel selbst machen kann. „Das macht echt Spaß“, sagt er und widmet sich wieder seinem Projekt.

Ausbildungsleiter Markus Tönjes schaut bei Pit noch mal genauer hin. Selbst die Dachkonstruktion aus dem 3D-Drucker passt perfekt in den Kasten.
Tönjes freut sich, schließlich sind die Jugendlichen alle freiwillig in ihrer ersten Ferienwoche in die Werkstatt gekommen. Nachdem zu Beginn ein wenig Theorie anstand und viel über Wasser als Ressource vermittelt wurde („Das ist keine Selbstverständlichkeit“) ging es an das Anfertigen der ersten Teile. Der Vorteil für die Schüler der achten und neunten Klassen ist es, mal in technische Berufe reinschnuppern zu können. Für Taff springen dabei womöglich neue Auszubildende für die Mitgliedsunternehmen heraus, denn „unsere Berufsbilder sind bei diesem Projekt abgebildet“, erzählt Derya Vurgun vom Netzwerk. Geplant sind, dass maximal 22 Jugendliche an diesen Workshops teilnehmen können. „Die Abstände können wir hier einhalten“, betont sie. So sei es auch mit Corona möglich, an den Workshops teilzunehmen und zu schauen: Ist das etwas für mich?
Pit scheint es jedenfalls zu gefallen. Er bearbeitet gerade das Rohr für seine Kräuter-Wasser-Treppe, da fehlen nur noch die Löcher, damit das Wasser die Pflanzen auch erreicht. Die Etagen sind schon fertig und gerade. Tönjes schaut noch mal drüber, aber alles ist in Ordnung. „Wir wurden von der Schule gefragt, ob wir Interesse hätten“, erzählt der Realschüler. Einen Tag später kommt ein Garten- und Landschaftsbauer, um mit den Jugendlichen die Treppen zu befüllen und bepflanzen. Was Pit gerne in seiner Treppe haben will, das weiß er aber noch nicht. Tönjes schätzt, dass acht bis zwölf Kräuter dort Platz finden sollten.
Mit einer Dachkonstruktion aus dem 3D-Drucker und einer Folie wird auf der obersten Etage noch das Kondenswasser abgefangen. „Es wird ein geschlossener Kreislauf“, sagt er. Die Kräuter-Wasser-Treppe könnte im Zimmer, auf dem Balkon oder der Terrasse stehen. „Das Material ist langlebig und ist nicht in drei Jahren verrostet.“
Der nächste Workshop startet am 31. Mai und findet an sieben Nachmittagen statt. Weitere Infos gibt es per E-Mail an: info@taff-netzwerk.de.
Das Taff-Netzwerk
Die Aus- und Fortbildungswerkstatt wurde im Jahr 2018 in Bassum gegründet und ist eine Initiative von regionalen handwerklichen Firmen. Ziel ist es, den Fachkräftemangel zu verringern. Taff koordiniert dabei die Ausbildungen der Jugendlichen in den Mitgliedsunternehmen. Im Trainingszentrum an der Industriestraße werden die Auszubildenden an rund 120 bis 150 Tagen betreut. Der Vorteil für die Schüler ist, dass sie ohne Druck lernen und Fehler machen können. Der Vorteil für die Unternehmen ist, dass ihre Auszubildenden vor Ort auf dem neuesten Stand der Technik lernen.