Bassum. Tagesordnungspunkt zwölf: Gruppenangebote und Planungen für das Kindergartenjahr 2023/24. Maria Babic von der Fraktion Gemeinsam meldet sich zu Wort. Das Mikrofon bleibt stumm. Nach wenigen Sekunden ist der entscheidende Knopf gefunden. Jetzt ist Babic nicht mehr zu überhören. Ihre Worte klingen klar und deutlich durch den Saal des Gasthauses Zum Hombachtal in Nordwohlde, ihre Bassumer Ratskollegen lauschen aufmerksam. "Die Verwaltung ist rechtmäßig nicht verpflichtet, ohne Förderung den Anspruch eines Kindes auf einen Platz in einer Sprach-Kita zu erfüllen", erklärte sie. Auch Quik-Kräfte und Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren wollen, einzustellen, sei keine Pflicht. Sehr wohl aber "ein Betreuungsplatz für jedes Kind". Und da das nicht gewährleistet sei, könne sie dem Beschlussvorschlag nicht zustimmen. Damit war sie am Donnerstagabend allerdings die Einzige.
Die Beschlussvorschläge
Drei Punkte galt es zu beschließen. Erstens: Die Betreuungsangebote werden entsprechend der Sitzungsvorlage festgelegt. Zweitens: Die bestehenden Quik-Stellen werden erhalten und ab sofort entfristet. Drittens: In den städtischen Kindertagesstätten bleibt die Aufgabe der Sprachförderung erhalten. Gewährleistet werde dies durch eine Sprachfachkraft und das auch unabhängig von einer Förderung.
Die Inhalte
"Durch die Splittung der Bassumer Kindergärten besteht das Kinderreich ab sofort aus vier Kindergarten- und einer Krippengruppe", heißt es in der Vorlage. Damit sei die höchst mögliche Gruppenstärke erreicht. Die Angebote bleiben unverändert. Zwei FSJ-Kräfte sind vorgesehen. Die Kita Weltentdecker setzte sich aus drei Kindergarten- und einer Hortgruppe zusammen. Der Ganztag dauert maximal bis 16 Uhr, so können die gesetzlichen Vorgaben auch bei Fachkräftemangel umgesetzt werden. Ansonsten bleiben die Angebote bestehen. Auch dort: zwei FSJler. Die Gruppenangebote der vier Kindergartengruppen der Kita Bramstedt bleiben ebenfalls unverändert. Lediglich die Krippengruppe wird um einen Frühdienst ergänzt. Und wieder: zwei FSJ-Kräfte.
Am meisten ändert sich am Kindergarten Neubruchhausen (wir berichteten). Dort gibt es zurzeit noch zwei Integrationsgruppen. Um sieben zusätzliche Plätze zu generieren, soll eine der I-Gruppen zu einer Regelgruppe umgewandelt werden (wir berichteten). Sollten alsbald mehr als vier Neubruchhauser Kinder eine Integrationsfeststellung erhalten, müssten die überzähligen nach Bassum ausweichen. Anzahl der FSJler: einer. Genauso übrigens wie im Haus der kleinen Strolche. Dort bleibt das Gruppenangebot der beiden Krippengruppen gegenüber dem Vorjahr unverändert.
Anderes Thema: Quik-Kräfte. Quik ist die Abkürzung für "Qualität in Kindertagesstätten". Diese wird erhöht durch Quereinsteiger, besagte Quik-Kräfte. Nur: Zum 1. Juli läuft die Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen aus, neue Fördermöglichkeiten stehen noch nicht zur Verfügung. Diese 90.000 Euro würde die Stadt Bassum übernehmen, denn sie sieht sich in der Pflicht, die aktuell besetzten Quik-Stellen zu erhalten. Dies geschehe, weil es "eine große Auswirkung auf die Qualität unserer Kindertagesstätten hat und die Familienfreundlichkeit der Stadt stärkt".
Und dann war da ja noch die Sprachförderung. Das Förderprogramm des Bundes dafür läuft zum 30. Juni aus, soll aber nahtlos von den Ländern übernommen werden. Das Land Niedersachsen sicherte laut Beschlussvorlage auch bereits eine Dauerlösung zu. Wie diese aussieht und wann eine Umsetzung erfolgt, ist unsicher. Deshalb soll auch dafür ein dauerhafter Einsatz sichergestellt werden. Bislang erhält die Stadt Bassum Förderungen in Höhe von 25.000 Euro jährlich pro Sprachfachkraft.
Die Diskussion
Henning Meyer von der CDU fand die Vorlagen der Stadtverwaltung vernünftig, bescheinigte ihr "gute Arbeit". Zum allseits gegenwärtigen Thema Fachkräftemangel konstatierte er: "Vielleicht müssen wir in der Werbung mal andere Wege gehen." Christoph Lanzendörfer von der SPD sah in der Vorlage der Verwaltung "zum jetzigen Zeitpunkt die einzige Möglichkeit". Die Verwaltung habe "händeringend nach Lösungen gesucht", es fehle aber an Personal. Das sah auch Hermuth Straßburg (Bürger-Block) so. Er sah, dass etwa 70 Plätze zeitnah fehlen würden und plädierte, nicht mehr von Jahr zu Jahr, sondern "in einem Drei- bis Fünf-Jahres-Zeitraum zu denken". Außerdem schlug er vor, zeitnah Gebäude für Kitas zu errichten. "Nicht, dass dann Personal kommt und wir kein Gebäude haben."
Die Abstimmung
Die Planungen für das Kindergartenjahr 2023/24 wurden bei einer Enthaltung und einer Gegenstimme vom Bassumer Stadtrat verabschiedet.