Bassum. Detlev Block ist erst einmal froh, dass es nicht weitergeht. So bleibt die Strecke zunächst weiterhin in den Händen der Deutschen Bahn, dafür ist er dankbar. Block, aus dem geschäftsführenden Vorstand des Aktionsbündnisses Eisenbahnstrecke Bassum-Bünde, ist überzeugt davon, dass es an der derzeitigen Klimadebatte liegt. „Unter diesen Gesichtspunkten wäre Verkauf widersinnig“, findet er. Gab es in der Vergangenheit mehrere Versteigerungsversuche seitens der Deutschen Bahn, wurde jüngst mitgeteilt, dass ein weiterer Verkauf von Teilstrecken zunächst auf Eis liegt (wir berichteten). Ein Fortschritt also.
Kein Wunder, dass sich die Mitglieder des Aktionsbündnisses Hoffnungen auf eine Reaktivierung der Strecke von Bassum über Sulingen, Rahden und Lübbecke bis nach Bünde machen. „Die Strukturverbindungen auf dem Land müssen verbessert werden, nicht nur bei Umgehungsstraßen, sondern auch die Nutzung der vorhandenen Infrastruktur. Und die liegt nun mal vor“, sagt Block, der mit dem Aktionsbündnis seit zehn Jahren für eine Reaktivierung kämpft.
Seit 1994 ist die Strecke zwischen Bassum und Bünde in Westfalen stillgelegt. „Meist werden Nebenstrecken stillgelegt. Die DB folgt natürlich ihrem ökonomischen Auftrag, alles abzustoßen, was nicht wirtschaftlich ist“, weiß Block. Und die Strecke war es nicht – und soll es immer noch nicht sein. Allerdings habe der Verkehr innerhalb der vergangenen 26 Jahre zugenommen, auf den Schienen vor allem der Güterverkehr. „Und das auf den Hauptstrecken“, betont Block. Der Verein verstehe sich als Anwalt der Strecke, ohne sie wäre laut Block „die Strecke schon öfter ausradiert worden. Unser Ziel ist es, die Infrastruktur zu erhalten.“
Der Grund dafür, dass bislang noch nichts geschehen sei, sei die standardisierte Bewertung, wie Block sagt. „Wenn nur drei Leute mit der Bahn fahren, dann kann es nicht wirtschaftlich sein. Das ist klar. Die Frage ist aber: Ab wann ist so etwas sinnlos oder sinnvoll? Die Grenze liegt im Moment bei 1000 Gästen pro Tag“, erzählt Block. Er ist aber davon überzeugt, dass die Nutzungszahlen steigen würden, wenn erst einmal ein Angebot vorhanden wäre. Busse könnten als Zubringer dienen, die entfernte Ortschaften anschließen und Menschen zu Bahnknotenpunkte bringen. „Es ist einfach wichtig, dass in der Diskussion über die standardisierte Bewertung diese Dinge in eine Wertung miteinbezogen werden“, wünscht sich Block. Er weiß, „wir sind alles Idealisten“. Das liege daran, dass der Großteil der 114 Mitglieder im Verein nichts mit der Deutschen Bahn zu tun habe. Sein Ziel und das seiner Mitstreiter ist für die nächste Zukunft aber erst einmal klar: „Wir wollen, dass die Strecke in der Diskussion bleibt.“
Eine Sprecherin der Deutschen Bahn macht den Mitgliedern des Aktionsbündnisses Bassum-Bünde immerhin ein wenig Hoffnung: „Wir brauchen jeden Kilometer Gleis, um mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen – für den Personenverkehr, den Güterverkehr und die Robustheit des Gesamtsystems.“ Das liegt am Projekt „Starke Schiene“. Dafür habe man eine sogenannte Task-Force aus Spezialisten gebildet, die wieder zu reaktivierende Strecken analysiere. „Ein Gesamtplan für mögliche Reaktivierungen könnte im Laufe des ersten Halbjahres vorliegen“, lässt sie weiter wissen.
Bund investiert in Infrastruktur
Ursprünglich war der Verkauf des Abschnittes Bassum-Sulingen für Ende des vergangenen Jahres und der Verkauf des Abschnittes Varrel-Dörrieloh-Ströhen für Mitte 2020 vorgesehen. Das hatte eine vorherige Anfrage des hiesigen Bundestags-Abgeordneten, Axel Knoerig, an die Deutsche Bahn ergeben. „Das sind gute Nachrichten“, findet Knoerig, der sich dafür ausspricht, möglichst alle Optionen beim Sulinger Kreuz langfristig offen zu halten. „Der Bund setzt im Interesse des Klimaschutzes auf den Ausbau der Bahninfrastruktur und stellt dafür immense Mittel für Investitionen bereit. So geben Bund und Bahn zusammen rund 86 Milliarden Euro für den Erhalt und die Modernisierung des Schienennetzes.“
Ob ein Teil des Geldes auch auf der Strecke zwischen Bassum und Bünde ankommt, ist derzeit noch nicht klar. Landrat Cord Bockhop sieht die Beschäftigung mit der Strecke als Aufgabe des Bundes und nicht der Kommunen und hat zum Verkaufsstopp indes eine ganz einfache und klare Meinung: „Wir begrüßen die Entscheidung. Wenn es eine Monopolisierung gibt, dann gehört Infrastruktur nicht in private Hände.“ Wenn verschiedene Akteure Abschnitte der Strecke kaufen, dann wird eine Reaktivierung immer schwieriger. „Je größer die Löcher im Netz, desto weniger Fische fängt man“, zieht Bockhop einen praktischen Vergleich. Dabei sei es egal, ob es sich um Schienen, Straßen oder Breitband handele. „Wie es nicht geht, das sieht man gerade am Breitband. Es gibt ein Monopol und wir hinken ganz weit hinterher mit dem Internet. Früher wurde der Internetausbau erst einmal privatisiert und dann wurden sich die Rosinen herausgepickt“, spielt Bockhop auf die Breitband-Versorgung in großen Städten an. Das soll mit der Strecke Bassum-Bünde nicht passieren.
Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+!