Wassermühle Neubruchhausen Viel geschafft, viel zu tun

Am Anfang war die Wassermühle in Neubruchhausen noch vollgestellt. Mittlerweile hat der Verein, der das Anwesen restauriert, aber ordentlich aufgeräumt. Zwei Männer sind besonders dafür verantwortlich.
26.04.2019, 09:37 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Jonas Kako (Fotos) und Tobias Denne (Text)

Georg Schröder und Florian Butt stehen im Maschinenhaus. Im Vergleich zu den anderen Räumen der Wassermühle in Neubruchhausen ist dieser Teil schon fast fertig. Ein großer Motor nimmt nahezu den gesamten Platz in dem Maschinenhaus ein. Vor Jahrhunderten wurde von dort aus die Mühle betrieben. Nun steht der Motor noch still in dem Haus, es fehlt noch ein Riemen. „Wir halten uns hier an das historische Vorbild“, sagt Butt. Er und Schröder sind Mitglied im Verein Wassermühle Neubruchhausen und kümmern sich um die Restaurierung des Gebäudes. „Die ganze Mühle war ein einziges Lager“, erinnern sich die beiden Experten und ergänzen: „Wir haben bei der ersten Begehung die Hände über den Kopf zusammengeschlagen.“

Der Maschinenraum war „eine Ansammlung von Schrott“, wie es Butt bezeichnet. Davon ist mittlerweile nichts mehr zu sehen, die Wände sind weiß gestrichen, der Boden sauber gefliest. In der Mitte steht also der Herforder Motor aus dem Jahr 1939. „Wir haben ihn mit einem 60-Tonnen-Kran über das Dach hier reingebracht“, erzählt Butt nicht ganz ohne Stolz. Schließlich waren Türen und Fenster des Raums, der um 1730 erbaut worden war, einfach zu klein für das große Gerät.

Aber der Maschinenraum ist nicht die einzige Baustelle in der Jahrhunderte alten Wassermühle. „Mit 500 Stunden kommt man nicht hin“, rechnet Schröder vor. Erstmals erwähnt wurde die Wassermühle indirekt im Jahr 1583, denn damals wurden Mängel an der Mühle festgestellt und Restaurierungen vorgeschlagen. Der letzte Müller musste im Jahr 1974 seine Arbeit niederlegen. Damit die Besucher auch wissen, wie es hier früher aussah, hängen verteilt im Gebäude verschiedene Skizzen.

Für Schröder und Butt, die sich seit einem Jahr intensiv um den Motor kümmern, fallen nicht nur Arbeiten an den Gebäuden an, sondern die Maschinen müssen auch irgendwie beschafft werden. So sammeln die beiden Mühlen-Fans im von anderen Mühlen aussortierte Teile oder schauen im Internet nach passenden Objekten. Wobei das gar nicht mal so einfach ist: „Wir haben auf Ebay einen Dieselmotor gesehen und dorthin geschrieben“, erzählt Butt, „ihn aber nicht bekommen“. Glücklicherweise stießen sie einen Tag später auf einen anderen Motor und schlugen zu.

Man merkt den beiden an, dass sie für ihre Mühle brennen. Sie eint die Liebe zu diesem historischen Gebäude. Und jeder hat so seine eigenen Vorlieben. Während Schröder mehr für die Technik an sich zu begeistern ist („Mich faszinieren alte Maschinen, hier kann ich entspannen“), ist Butt selbst sogar Müller und Experte für die Art und Weise, wie an diesem Ort für Jahrhunderte gearbeitet wurde. „Ich bin ein Mühlenfanatiker durch und durch“, gibt er zu. Beide wissen, dass bereits zur Zeit der Stilllegung der Mühle 1974 nicht mehr gemahlen wurde. Durch die Begradigung der Hache könnte die Mühle auch nicht mehr so funktionieren wie früher. „Es kommt keine Wasserkraft mehr“, weiß Holger Rullhusen, der Vorsitzende des Vereins.

Bei den Arbeiten steht der Verein voll hinter den beiden. „Wir haben hier fast freie Hand und können auch neue Ideen präsentieren“, freut sich Butt. So schwebt beiden vor, aus dem zweiten Obergeschoss des Haupthauses einen Veranstaltungsraum zu machen. Momentan stehen noch historische Geräte wie ein Schleifstein in dem Raum. Die Geräte stammen allesamt aus den 1920er- und 30er-Jahren. Diese sollen noch ihren Platz in der Mühle finden. „Man braucht Visionen“, sagt Butt über die Möglichkeiten, die er und Schröder haben und umsetzen wollen.

Das Ziel des Duos ist definitiv, die Mühle wieder in Betrieb zu nehmen. Ein erster Schritt ist bereits angedacht. Denn der Antriebsriemen für den Motor im Anbau der Mühle ist bestellt und soll geliefert werden. „Ein Probelauf ist für den Mühlentag (10. Juni, Anm. d. Red.) geplant“, kündigt Schröder an. Bis dann endlich die gesamte Mühle wieder funktioniert, wird aber noch viel Wasser die Hache herunterfließen. Butt weiß: „Ein paar Jahre dauert es noch.“

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