Süstedt/Landkreis Diepholz. Ja, wo bleiben die denn? Wer darauf wartet, dass ortskundige Feuerwehrleute quer durchs Dorf ziehen und ihre Haus- und Straßensammlungen für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge durchziehen, der wird lange warten. Denn: „In diesem Jahr ist es den Kameradinnen und Kameraden der Ortsfeuerwehren leider aus Gründen der Corona-Pandemie nicht möglich“, erklärt Süstedts Ortsbrandmeister Rolf Schweers. Das betrifft in der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen neben seiner Truppe auch noch die Ortswehren aus Hustedt und Uenzen.
Die Feuerwehren müssen einsatzbereit bleiben. Deshalb dürfen sie zurzeit nur Einsätze fahren, aber coronabedingt nicht üben. Und schon gar nicht „fachfremd“ Geld einsammeln. Die Ansteckungsgefahr ist zu groß. „Die Lage hat sich durch das Coronavirus ein Stück weit verschärft“, sagt auch Andreas Merdon, der die Sammlungen normalerweise für den Volksbund-Kreisverband Altkreis Diepholz Nord koordiniert. Für die Straßen- und Haussammlungen seien noch nicht alle Rückmeldungen eingegangen, „aber ich gehe davon aus, dass nichts stattfindet“. Keine Sammlung bedeutet: deutlich weniger Spenden. „Und alles, was man nicht hat, trifft einen“, so Merdon. Immerhin: „Es sind noch Rücklagen vorhanden.“
Interesse nimmt ab
Wobei das Interesse an den Tätigkeiten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge auch ohne die Pandemie rückläufig ist. „Die Straßensammlungen brechen immer mehr ein“, hat Merdon beobachtet. In seinem Kreisverband habe es früher 33 Sammelstellen gegeben, „jetzt sind es noch elf“. Die Feuerwehr habe immer öfter keine Zeit, die Jugendlichen seien schwer für eine Sammlung zu motivieren. „Die Generation hat darauf keinen Bock.“ Das kann Schweers nur unterstreichen: „Die Akzeptanz schwindet – auch bei denen, die sammeln. Ich weiß von Kommunen, die Schwierigkeiten haben, Leute zusammenzukriegen, die mitmachen.“
Doch das Geld aus den Sammlungen ist wichtig für den Volksbund. „Wir brauchen monetäre Gaben, um arbeiten zu können“, erklärt Merdon. Der Volksbund kümmert sich um die Gräber von Weltkriegstoten in aller Herren Länder. Und mehr noch: Er bringt unerwartete Kriegsfunde unter. Ein Beispiel: In Süstedt wurde ein abgestürztes Flugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg auf einem Acker im Bruch teilweise ausgegraben, die dort gefundenen Gebeine neben dem Gedenkstein bestattet.
Wessen Knochen dort beerdigt wurden, ist immer noch unklar. Der Historiker Werner Oeltjebruns schreibt am 30. August 2019 über die Tücken der DNA-Analyse an den gefundenen Knochen. Ihm zufolge sei im September 2000 schweres Gerät zur Bergung aufgefahren worden, doch das hoch stehende Grundwasser an der Fundstelle machte den Bemühungen ein Ende. Nicht zum ersten Mal. Durch Recherchen schränkt sich der Kreis auf drei noch immer vermisste Piloten ein. „Sollten weitere sterbliche Überreste gefunden werden und ein DNA-Profil aus den vorhandenen Knochen extrahiert werden können, würde vielleicht auch ohne eine tiefere Grabung die Möglichkeit bestehen, das geheimnisvolle Schicksal des Fliegers aus dem Süstedter Bruch zu ergründen und dem Unbekannten seinen Namen wiederzugeben“, schreibt Oeltjebruns.
Grabungen, DNA-Untersuchungen – das alles kostet Geld. Geld, das der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge durch Sammlungen verdient. Im Normalfall, ohne Pandemie. Und selbst da „machen einige Menschen den Sammlern die Tür nicht auf“, weiß Schweers zu berichten. „Und manchmal gibt's auch einen blöden Spruch.“ Aber: „Die älteren Menschen warten darauf.“ Wie überhaupt der Volkstrauertag in Süstedt noch einen relativ hohen Wert besitzt. 70 bis 80 Menschen versammeln sich Jahr für Jahr am Ehrenmal. „Es ist wichtig, daran zu erinnern. Es gibt auch zurzeit genug Kriege.“
Wer auch ohne Sammlungen an den Volksbund
Deutsche
Kriegsgräberfürsorge spenden möchte, kann sich zwecks Informationen an Andreas
Merdon
wenden. Das geht telefonisch über die Rufnummer 0 42 41 / 84 28 oder per E-Mail an amerdon@stadt.bassum.de.