Martfeld. Was wird das für eine Vorweihnachtszeit, wenn aufgrund der steigenden Infektionszahlen der Nikolaustag ausfallen muss? Was wird das für eine Vorweihnachtszeit, wenn es coronabedingt keinen Weihnachtsmarkt gibt, keinen Glühwein? Da bekommt der gute alte Adventskalender eine enorm wichtige Rolle. Nicht nur der Schokolade wegen. Er facht die Vorfreude an, die doch mit jedem Türchen größer werden soll. In diese Kerbe schlägt nun der Heimat- und Verschönerungsverein (HVV) Martfeld mit seinem virtuellen Adventskalender.
„Wir wollen doch nicht den November-Blues mit in den Dezember nehmen“, sagt HVV-Vorsitzender Anton Bartling. Das könnte aber durchaus passieren, denn neben Nikolaustag und Weihnachtsmarkt müssen natürlich auch die lebendigen Adventskalender wegen der Auswirkungen des Coronavirus ausfallen. Beim lebendigen Adventskalender gibt's keine Schokolade, sondern Aktionen. Gemeinsames Basteln, Kekse backen, musikalische Vorführungen. Dafür öffnen Nachbarn ihr Eigenheim. Auch das fällt alles Covid-19 zum Opfer. Das das daraus entstehende Leid der vorweihnachtsfreudelnden Bevölkerung versucht der HVV mit seiner Idee zu schmälern.
Und so soll es gehen. In Kurzform: Bürgerinnen und Bürger sind aufgefordert, dem HVV weihnachtliche Fotos zu schicken, adventliche Musikstücke, festliche Videos. Die wird der Heimatverein auf seiner Internetseite veröffentlichen. Ab dem 1. Dezember. Jeden Tag einen. Am Heiligabend ist dann Schluss. „Manche mögen jetzt denken, sie sollen den Weihnachtsmann fotografieren“, sagt Anton Bartling mit einem Schmunzeln. Doch weit gefehlt. „Künstler können Musik machen“, nennt der Vereinsvorsitzende ein Beispiel. Und weiter: „Konfirmandengruppen könnten ein Video drehen, Erzieherinnen niedliche Situationen aus dem Kindergarten fotografieren.“ Bartling denkt an Puppenspielerin Barbara Hache, die sicherlich auch Weihnachtliches beitragen könnte.
„Es soll ein Adventskalender von vielen für alle sein“, erklärt Anton Bartling. Dafür allerdings müssen die kreativen Zuarbeiter dem HVV ihre Beiträge auch schicken. Ab sofort. Lesungen, Gesang, Musik, Puppenspiel, Bastel- oder Kochaktionen sollen an die E-Mail-Adresse adventskalender@hvv-martfeld.de gesendet werden. Am 13. Dezember ist Einsendeschluss.
Nicht nur für Martfelder
Sollte die Datenmenge zu groß sein, um sie per E-Mail zu schicken, nimmt Rainer Pape nach Rücksprache auch einen Datenträger entgegen. Er ist der Techniker im Hintergrund, der Mann, der auch praktische Tipps parat hat. Unter der genannten E-Mail-Adresse kann bei ihm technische Unterstützung angefragt werden. Zudem empfiehlt er, Fotos und Videos im Querformat zu erstellen. Gerade, wenn mit dem Smartphone gearbeitet wird, ist das Aufrechtformat überaus beliebt, aber online weniger schön anzuschauen. Pape rät, Videos nicht länger als drei Minuten werden zu lassen. Gegebenenfalls werde die Auflösung reduziert, um die Dateigröße zu begrenzen. Und: Ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger, die keinen Computer benutzen, können sich telefonisch unter 01 52 / 31 09 79 15 melden, um eine Idee zu äußern. „Dann wird geklärt, ob ein Foto oder Video vor Ort gemacht wird.“
In einem kleinen Team werden dann die Beiträge ausgesucht, aufbereitet und in den Adventskalender gestellt. Der HVV behält sich vor, ungeeignete Beiträge nicht zu veröffentlichen. Die Einsender erhalten eine Rückantwort, hinter welcher Tür sich der jeweilige Beitrag „versteckt“. Übrigens: Es können sich auch Menschen beteiligen, die nicht aus Martfeld kommen.
Wie groß die Resonanz sein wird? „Wir haben keine Vorstellung.“ Bei den Martfelder Literaturtagen hat der HVV bereits ähnliches gemacht. „Wir haben ein paar kreative Köpfe im Verein“, lobt Anton Bartling. Die hatten ja auch schon den Erntefestumzug modifiziert. Zudem kann der Heimatverein inzwischen auf ein beachtliches Netzwerk zurückgreifen. Die Verantwortlichen sind deshalb zuversichtlich, den November-Blues auf den November reduzieren zu können. Wie sagt's Bartlings Stellvertreterin Marion Hoffmann: „Es ist zwar keine Schokolade, aber etwas Gutes für die Seele.“