Martfeld. Eintöniges Grau statt bunter Blumenpracht ist schon seit einigen Jahren immer öfter das Mittel der Wahl, wenn es um die Gestaltung von Gärten geht. Auch in der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen ist dieser Trend zunehmend zu beobachten. "Mit Sorge nehmen wir diese zunehmende Tendenz in unserer Gemeinde wahr, dass Gärten nicht mehr Gärten sein dürfen", berichtete Marlies Plate, Fraktionsvorsitzende der Grünen in der jüngsten Sitzung des Martfelder Ortsentwicklungsausschuss.
Wenn es nach der Vorstellung der Grünen-Fraktion gehe, sollte vollständig versiegelte oder mit Kies zugeschüttete Vorgärten in Zukunft in Neubaugebieten ein Riegel vorgeschoben werden. Denn auch wenn die sogenannten Steingärten besonders pflegeleicht sind, seien sie aus ökologischer Sicht nutzlos und gerade für die heimische Artenvielfalt ein großes Problem, betonte Marlies Plate. Die Grünen haben deswegen einen Antrag zur "Aufnahme einer Regelung zur Begrünung von nicht überbauten Flächen in Bebauungsplänen" gestellt. Dabei ginge es nicht um bestehende Wohngebiete, sondern um künftige Bebauungspläne.
Niedersächsische Bauordnung
Die Diskussion geht auf eine Vorgabe der Niedersächsischen Bauordnung zurück. Diese sieht vor, dass nicht überbaute Flächen der Baugrundstücke Grünflächen sein müssen, "soweit sie nicht für eine andere zulässige Nutzung erforderlich sind", berichtete Bürgermeister Michael Albers (SPD). Ausnahmen seien beispielsweise Einfahrten, Carports oder Parkplätze.
Die Idee, die Regelung in die Martfelder Pläne zu integrieren, sei richtig und wichtig, sagte CDU-Ratsherr Jürgen Lemke. "Denn der Planer guckt wahrscheinlich eher in den Bebauungsplan als in die niedersächsische Verordnung." Was eine Kiesfläche ist, sei allerdings häufig schwierig zu fassen. "Man sollte deswegen auch berücksichtigen, was machbar ist."
Für mehr Insektenvielfalt
Auch Burckhard Radtke, SPD-Fraktionsvorsitzender, unterstützte den Antrag, solang es in einem "ausgewogenen Verhältnis" umgesetzt werde. "Es geht hier nicht um schön oder unschön, sondern um die Natur", bekräftigte Martfelds Bürgermeister die Dringlichkeit der Regelung. "Wir haben 70 bis 80 Prozent weniger Insektenvielfalt und genau dem will man auch entgegenwirken."
Die Verwaltung will das als Anlass nehmen, um zukünftige Bebauungspläne jeweils immer einen Hinweis mitzugeben – wie auch von den Grünen vorgeschlagen. Ältere Baugebiete wolle sie so aber nicht nachträglich verändern. Denn am Ende könne die Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen nicht alles kontrollieren, gab Torsten Beneke Fachbereichsleiter zu. "Die Formulierung ist nicht abschreckend, sondern eher auffordernd zu verstehen", sagte Torsten Tobeck, ULM-Fraktionsvorsitzender. Die Ausschussmitglieder einigten sich darauf, in der nächsten Sitzung eine entsprechende Empfehlung für den Rat auszusprechen.