Stuhr. Mehrstimmiger Gesang als große Stärke, pulsierende Rhythmen und meisterliche Soli sorgten am Donnerstagabend für ein Freudenfeuerwerk. Das Konzert im Stuhrer Rathaussaal erwies sich als absoluter Knaller für Freunde der schottischen und irischen Musik. Die Folkgruppe Na Leanai wurde vom Publikum gefeiert, Köpfe nickten, Füße wippten, so manch ein Besucher war textsicher. Beeindruckend der vielseitige Mix aus irischen, schottischen und amerikanischen Folksongs zusammen mit neuen, eigenen Kompositionen. Die Musiker haben gemacht – was mit „Woman Of No Place“ begann.
Dass die Tonkünstler ihre Instrumente in virtuoser Perfektion und mit faszinierend vielseitigem Ausdruck beherrschten und überzeugten, versteht sich fast von selbst. Immer wieder wechselten sich schnelle Reels und Jigs mit leidenschaftlichen Balladen ab, die vom Publikum mit viel Applaus bedacht wurden. Die Wirkung ihrer Musik ergab sich aus ihrer zurücknehmenden Art. Zuhören und genaues Hinhören war angesagt.
Eine Folk-Familie
Na Leanai gehören zur Champions League des Irish Folk. Allesamt sind sie Sprösslinge der berühmten Sands Family, einer nordirischen Folkband, die 1967 gegründet wurde. Bei Songs und Melodien, die sie nicht nur von ihren musikalischen Eltern, sondern auch von anderen renommierten Musikern gelernt haben, ist es kein Wunder, dass Sorcha Turnbull (Gesang, Flöte und Bodhran) und Eimear Kane (Gesang und Dhembe), Fra Sands (Gesang und Gitarre), und Ryanne Sands (Gesang, Fiddle und Gitarre) die irische Musikszene mit Sturm eroberten.
Sie haben bereits in den besten Folk-Locations in Belfast und Dublin gespielt, die Besucher beim Ulster Fleadh, Marymass Folk Festival in Schottland, Temple Bar Tradfest in Dublin, London Irish Centre, Skagen Festival in Dänemark sowie Volmarstein Festival in Deutschland begeistert. Das Schöne am Irish Folk ist ja, dass es in ihm eine ungebrochene Tradition gibt, die Altes bewahrt und sich ständig für Neues öffnet.
Mit ihren Eltern – bekannt als "Ireland's First Family Of Folk" – standen die Sprösslinge lange Zeit auf der Bühne, ehe sie sich 2014 entschlossen haben, eine eigene Band zu gründen. Passenderweise entschieden sie sich für den Namen „Na Leanai“, das irische Wort für „die Kinder der Kinder“.
Durch ihre Vielseitigkeit und einem großen Spektrum an Songs wie „Find The Light“, einem a cappella vorgetragenen „Phegin Agus Pheader“, dem Traditional „Siuil A Ruin“, „The Crow On The Cradle“ und „Dulaman“ sowie dem in deutsch gesungenen „Liebeslied“ (Wolfgang Borchert) schafften die Protagonisten es auch in Stuhr immer wieder, die Besucher in ihren Bann zu ziehen – egal in welcher Sprache es war. Im Gepäck hatte das Quartett sein Debütalbum „Kindred Roots“ und das viel erwartete zweite Album „Branching Out“. "Folk World" sagte über ihre Alben: Na Leanai (ausgesprochen Na Lah-nee) erforschen die Volkslieder ihrer Kindheit, fügen aber Wendungen hinzu, um es zu ihrem eigenen zu machen und es modern und aktuell klingen zu lassen."
Die Besucher im Stuhrer Rathaus konnten den Spaß und die Lust der Band am Musikmachen spüren. Sie überzeugten nicht nur durch die meisterhafte Handhabung ihrer Instrumente, perfekten Harmoniegesang, sondern mit einer enormen Bühnenpräsenz und als wunderbare Geschichtenerzähler. Da bekam der Besucher so manches Mal Gänsehaut, es gab immer wieder wunderbare Momente. Beispielsweise beim vorgetragen „Release“. „Mitreißende Musik von mitreißenden Musikern“, stellte eine Besucherin richtig fest.