Stuhr-Brinkum. Wenn Norbert Boyer und Gerhard Meyer losspielen, schwingt eine ganz besondere Atmosphäre durch den Raum. Unter dem Bandnamen „Rostfrei“ gräbt das Ukulelen-Duo fast vergessene Lieder aus. Am Sonnabend, 15. September, präsentieren die beiden ihr Programm mit alten Titeln ab 18.30 Uhr im Mehr-Generationen-Haus (MGH) in Brinkum.
Spezialisiert haben sich die beiden Musiker auf die Goldenen Zwanzigerjahre von 1923 bis 1929, in der Swing, Jazz und Schlager aus den gerade erst populär werdenden Radios trällerten und das Bühnenpublikum erfreuten. Vereinzelt werden auch englische Lieder zu hören sein. „Es gibt viele interessante Lieder aus der Zeit“, sagt Boyer. Titel wie Oh Donna Clara oder in einer kleinen Konditorei dürften auch noch einigen Musikinteressierten bekannt sein und zum Mitsingen einladen. In ihrem Repertoire finden sich jedoch auch Titel bis ins Jahr 1935. Da gebe es allerdings deutliche Unterschiede, die während des Konzerts auch erläutert werden. Von den Melodien her klängen die Titel zwar sehr ähnlich. Bei den Inhalten der Texte mache sich dann jedoch bemerkbar, wie sich die Musik um die Zeit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten in Deutschland geändert habe. Trotz der Krise seien die Texte nach wie vor witzig gewesen. Über solche Erzählungen transportieren Boyer und Meyer dann auch etwas Zeitgeschichte, gehen auf die schnellen Veränderungen in einem kurzen Zeitraum ein. An der einen oder anderen Stelle könnte es dann auch etwas politischer werden, als die leichten, unbefangenen Texte einiger Lieder vermuten lassen. „Es gibt Parallelen zu heute“, lässt Boyer eine gewisse Besorgnis angesichts der aktuellen politischen Lage durchklingen.
Zufällig getroffen
Auf den Geschmack der bis zu 90 Jahre alten Musik sind Norbert Boyer und Gerhard Meyer durch einen Zufall gekommen: 2013 lernten sie sich bei einem Treffen des ersten Bremer Ukulelenorchesters kennen. Dort saßen sie nebeneinander und fanden heraus, dass sie ähnlich spielen und ein Faible für die gleiche Musik haben. Da lag es nur nahe, sich zusammenzuschließen. „Die Ukulele ist für den Transport besser als eine Gitarre“, sagt Gerhard Meyer, der auch beim Ukulelenorchester noch aktives Mitglied ist. Während seiner Adria-Reisen sei das kleine Instrument ausreichend und schlicht kompakter gewesen. Bei Norbert Boyer war es die Tochter, die ihm irgendwann eine Ukulele schenkte. „Das ist keine große Umstellung, es sind vier statt sechs Saiten“, weiß der Musiker.
Seit mehreren Jahren spielen Boyer und Meyer nun einmal wöchentlich im Hinterzimmer einer Kneipe in Bremen-Walle, wo Boyer auch wohnt. Meyer reist dafür aus Dreye in die Hansestadt. Und auch wenn sich die beiden mittlerweile gut kennen, ist der Auftritt im MGH für sie etwas Neues. Ein komplettes Programm zusammenzustellen, ist neu für sie. „Den ganzen Abend zu spielen, ist besonders“, sagt Boyer. Das Konzert entstand dabei aus Initiative der Musiker. Beim PC-Treff lernten sie das MGH kennen und fanden sofort Gefallen. „Wir haben gedacht, wir möchten vor dem alten Ofen spielen“, sagt Boyer. Deshalb treten die beiden in der Backstube auf. Der Eintritt für das Konzert ist frei, dafür geht der Hut um. Die Einnahmen gehen an die sozialen Projekte im MGH.