Ein Schreibtisch am Fenster, eine kleine Sitzecke und Regale gefüllt mit Büchern und Ordnern: Auf den ersten Blick ein ganz normales Büro. Bei genauem Hinsehen fällt aber auf, dass am Ende des Raumes unter einer an der Wand hängenden Pinnwand eine kleine Eule sitzt und neugierig in Richtung Tür blickt. „Den Steinkauz habe ich seit einem halben Jahr. Er ist als Küken zu mir gekommen“, erzählt Jannik Joppien, der nun neuer Diakon für Brinkum, Seckenhausen und Weyhe ist.
Sein Aufgabenbereich liegt dabei insbesondere in der Jugendarbeit. „Ich bin der Ansprechpartner für die Jugendlichen und möchte ihnen ermöglichen, geschützt Erfahrungen zu sammeln. Sie sollen daraus lernen und wachsen.“ Neben Verantwortung für das eigene Handeln und sich für andere einzusetzen, sollen die Jugendlichen auch lernen, wie sie im Einklang mit der Natur leben. Ziel von Joppien sei es, Aspekte des Digitalen und der Natur in seine Arbeit einfließen zu lassen: „Die Natur wurde von Gott geschaffen und das sollte bewahrt werden.“ Seinen Steinkauz namens Nox will der 28-Jährige künftig auch in die Öffentlichkeitsarbeit miteinbeziehen. Zu dem Tier hat er eine enge Bindung, sagt Joppien schmunzelnd: „Er denkt, dass ich seine Mutter bin.“ Sein Interesse für Vögel entstand, als er bei einer Flugshow die „Verbindung zwischen dem Menschen und dem wilden Tier“ sah. „Der Falkner muss sich Mühe geben, dass das Tier auch wieder zu ihm zurückkommt.“ Dass sein gefiederter Freund mit zur Arbeit kommt, ist aber nicht der Normalfall. Denn Nox bleibt viel lieber in seiner Voliere in Joppiens Garten.
Joppien hat in der evangelischen Jugend selbst positive Erfahrungen gesammelt, weil er dort als Jugendlicher Freunde kennengelernt hat und seine Persönlichkeit entwickelte. „Ich wurde so akzeptiert, wie ich bin. Ganz ohne Leistungsdrucke als Mensch.“ In der Schule hingegen sei Joppien eher zurückhaltend gewesen. In der „schwierigsten Zeit“ seines Lebens haben ihm die Kirche und der Glaube Halt gegeben. „In der Jugend steht alles Kopf“, erzählt der Diakon rückblickend. Während einer Konfirmanden-Freizeit habe er mit 13 Jahren gemerkt, dass er selbst bei der Kirchenarbeit mitwirken möchte. Auch seine heutige Frau lernte er auf dieser Freizeit kennen. Der Zusammenhalt untereinander und Spaß miteinander faszinierten den damaligen Jugendlichen besonders. „Die Leitungsteamer waren wie Vorbilder.“ Danach war Joppien mehr als zehn Jahre lang ehrenamtlich bei der Evangelischen Jugend und im Kirchenkreis Bremerhaven tätig.
Um die Arbeit mit Jugendlichen schließlich zu seinem Beruf zu machen, bewarb sich der gebürtige Bremerhavener nach seinem Abitur in Hannover für die Studiengänge Religionspädagogik und soziale Arbeit. Weil er abgelehnt wurde, trat er erst einmal den Bundesfreiwilligendienst im Stadtjugenddienst in Bremerhaven an. Nach einer weiteren Absage der Hochschule absolvierte er eine Ausbildung zum Erlebnispädagogen. Beim dritten Anlauf klappte dann auch der gewünschte Weg ins Studiums, woraufhin sein Anerkennungsjahr in Verden folgte, das vor Kurzem endete. Dort hat Joppien bereits coronabedingt mit Jugendlichen digitale Alternativen ausprobiert. Er hat geschaut, was bei den Heranwachsenden noch gut ankommt und ist so auf das Videospiel Minecraft gestoßen. Jeder Spieler hat dabei eine digitale Figur, die er steuert und mit der er 3-D-Welten erschaffen kann.
„Vier, fünf Jungs hatten direkt Lust, mitzumachen und wir haben jeder ein eigenes digitales Grundstück geschaffen. In der Mitte haben wir Platz gelassen und am Ende dort eine Kirche gebaut“, erklärt der Religionspädagoge, der selbst auch gerne Videospiele spielt. Seinen ersten Computer bekam Joppien mit zwölf Jahren. Das Minecraft-Projekt erstreckte sich insgesamt über sechs Wochen, an denen die Jugendlichen immer, wenn sie Lust und Zeit hatten, über den eigenen Computer weiterarbeiten konnten. Am Ende haben sich alle gemeinsam in der virtuellen Welt des Spiels getroffen und Joppien hat eine Andacht gehalten. So eine Aktion wieder anzubieten, könne er sich vorstellen. Zudem hat er regelmäßig Videokonferenzen organisiert, bei denen gemeinsam Spiele gespielt wurden und Austausch untereinander stattfand.
Kontakte online herstellen
Diese digitale Jugendarbeit will Joppien auch in Weyhe umsetzen, wo er seit Anfang Dezember tätig ist – gerade in den aktuellen Zeiten. „Corona erschwert den Einstieg und Sachen, die ich aus der Jugendarbeit und dem Studium kenne, müssen anders umgesetzt werden“, sagt er und fügt hinzu: „Ich versuche, die Kontakte online herzustellen. Manche habe ich vereinzelt auch persönlich kennengelernt.“ Mit seinen Kollegen plant er Aktionen und Projekte für das kommende Jahr, wie etwa eine Kanu-Freizeit im Sommer. In den Osterferien stünde eigentlich die Konfirmandenfreizeit an, die coronabedingt nicht stattfindet. „Dafür werden alternative Tagesaktionen mit Verbindung zu Konfirmationsthemen in Kleingruppen und mit Anmeldungen angeboten“, verrät Joppien.
„Es ist wichtig, den Kontakt zu halten und der Ansprechpartner für die Jugendlichen zu sein“, betont der Diakon und erklärt, dass er neben dem digitalen Spiel und Spaß seinen Schützlingen auch digitale Kompetenzen mit auf den Weg geben will: „Im Digitalen stecken auch Gefahren und das muss man reflektieren.“ Ab Dienstag, 5. Januar, sollen zweiwöchentliche digitale Treffen – derzeit nur für Jugendliche aus Weyhe – stattfinden. Interessierte können sich per E-Mail an jannik.joppien@evlka.de oder telefonisch unter 01 60 / 99 64 82 79 an Jannik Joppien wenden.
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