Stuhr-Brinkum. Für Mirko Truscelli ist es ein bisschen eine Rückkehr in die Heimat. Der neue Leiter der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Brinkum ist in Bremen aufgewachsen, war in seiner Jugend auch viel im Süden der Hansestadt unterwegs. Nach drei Stellen an anderen Schulen kommt er nun zurück in die Region. Am Montag wurde er offiziell als neuer Chef der Schule am Brinkumer Brunnenweg eingeführt. Er übernimmt damit nach rund einem Jahr Vakanz den Posten von Michael Triebs.
Geboren ist Truscelli in Vechta. Als er drei war, zog die Familie nach Bremen. "Ich komme aus einer echten Lehrerfamilie", sagt der 48-Jährige mit Blick auf seine Eltern, die im niedersächsischen Umland unterrichteten. Und so wuchs er in der Neustadt auf. Seine gesamte Bildungslaufbahn absolvierte Truscelli in der Hansestadt. "Von der Kita bis zum Studium", erzählt er. Im Studium belegte er die Fächerkombination aus Sport und Politik.
Um an ein Referendariat zu kommen, musste Truscelli dann aber Bremen verlassen. "Mit Politik hätte es hier fünf Jahre gedauert, bis ich etwas gefunden hätte", sagt er mit Blick auf damalige Äußerungen von Kollegen. Daher ging er für das Referendariat ins Emsland. Genauer gesagt nach Lingen. Für seine erste Festanstellung ging es dann 2004 in die Lüneburger Heide. Dort wurde Truscelli Lehrer am Gymnasium in Munster. In den siebeneinhalb Jahren stieg er als Koordinator auch in die Schulleitung auf.
Danach stand der nächste Karriereschritt an: Truscelli wechselte als Schulleiter an das Hermann-Billung-Gymnasium in Celle. "Die Schule war ein bisschen kleiner, aber deutlich älter", erzählt er. So war Truscelli dort neuneinhalb Jahre für rund 1150 Schüler zuständig. In seiner Zeit vor Ort wurde aber auch das 150-jährige Bestehen der Schule gefeiert. "Ich habe viele tolle Jahre dort gehabt", sagt er rückblickend. Am Freitag habe er noch die Abiturzeugnisse dort übergeben.
Schon vor längerer Zeit habe er sich aber auch nach einer "neuen Herausforderung" gesehnt, berichtet Truscelli weiter. Bei seiner Suche orientierte er sich zunächst in den Norden von Bremen. Denn für diese Bereiche – wie für Celle – sei auch die Landesschulbehörde in Lüneburg zuständig. Das Gebiet der Behörde in Hannover, zu der Brinkum gehört, habe er erst nicht so auf dem Schirm gehabt, sagt Truscelli. Dann wurde es aber doch die KGS Brinkum. "Ich musste nicht lange überlegen", sagt er mit Blick auf das Angebot.
"Ich mag die Region", freut sich Truscelli auf seine Rückkehr in die hiesigen Gefilde. So verbinde er vieles mit Bremen und den Orten drumherum. "Meine ersten Ausflüge mit der Vespa mit 16 Jahren gingen nach Syke oder Brinkum", erinnert er sich mit einem Schmunzeln. Auch sein ältester Studienfreund wohne in Brinkum, so Truscelli, der jetzt zurück nach Bremen gezogen ist. Und auch seine beiden Kinder aus erster Ehe und seine Partnerin mit ihrem Kind wohnen in der Hansestadt.
Ein weiterer Vorteil der neuen Stelle sei der Arbeitsweg. So pendelte Truscelli bei seiner Anstellung in Celle jeden Tag 50 Kilometer hin und zurück. "Jetzt sind es nur 20", sagt er erleichtert. Der Wechsel aus einer größeren Stadt eher aufs Land gefalle ihm auch. "Ich mag es, wenn es grün ist", sagt er mit Blick auf die Umgebung seiner neuen Schule. Das sei bei einer Stadt-Schule oft anders, weiß Truscelli aus Erfahrung. Außerdem sei er eher der ländliche Typ. "Ich mag es ein bisschen entspannter, wenn man sich kennt und auch ein offenes Wort miteinander redet. Das hoffe ich hier zu finden", sagt er und ergänzt: "Ich habe total Lust auf diese Schule und möchte gerne Teil dieser Gemeinschaft sein."
Über den eher ungewöhnlichen Wechsel-Termin so kurz vor Ende des Schuljahres und dann auch noch mitten in der Corona-Pandemie kann Mirko Truscelli nur Positives sagen. So könne er bereits jetzt mit seinen neuen Kollegen ein bisschen zusammenarbeiten. "Wäre es am Schuljahresanfang, wäre es eine größere Herausforderung", findet er. Jetzt komme er ohne diesen Druck aus. Auch die Corona-Lage sieht er recht gelassen. "In allem, was jetzt noch auf uns zukommen könnte, haben wir bereits Übung", sagt er mit Blick auf die vergangenen Monate. Und auch der Wechsel der Schulsysteme mache ihm keine Sorgen.
Aus den ganzen Schwierigkeiten mit der Pandemie will Truscelli aber auch etwas Positives mitnehmen. "Es ist ganz wichtig, dass wir den Schwung der Digitalisierung nicht verlieren", sagt er. Ähnlich große Schritte mit Blick auf das Thema hätten ohne die Pandemie wohl "fünf Jahre Arbeit und zahlreiche Konferenzen" bedeutet, erklärt er. "Jetzt war es ein Sprung ins kalte Wasser", so Truscelli. Dabei gebe es zwar Probleme: "Aber auch im tiefen Becken muss man sich freischwimmen", sagt er. Auf dem Weg möchte Truscelli vor allem sein neues Kollegium mitnehmen. "Ich werde nichts von außen aufdrücken", sagt der neue Schulleiter. Und auch die Gemeinde möchte er mit im Boot wissen.