Stuhr-Moordeich. Einen ganzen Morgen hat die Klasse G9a von Lehrer Matthias Breitkreuz auf dem kleinen Schulhof der Lise-Meitner-Schule gebuddelt, gepflanzt und gewässert. Mehr als 30 neue Pflanzen erstrecken sich nun auf der Fläche in Richtung Schulgebäude. "Hier gab es vorher nichts", sagt Schülerin Franka Strauß. Das hat sich Ende vergangener Woche schlagartig geändert. Schneeball, Kupfer-Felsenbirne, Weißdorn, Hagebutte und Co. sollen fortan Insekten anlocken. Der Gärtnereibetrieb Güdel lieferte die Pflanzen an und erklärte den Schülerinnen und Schülern, wie diese fachgerecht eingepflanzt werden. Das hat Muskelkraft gekostet – einige Baumwurzeln mussten umgangen werden –, aber vor allem Spaß gemacht: "Wir haben den Pflanzen Namen gegeben", sagt Catharina Lichtenstein. Eine Hagebutte erhielt etwa den Namen Beate Henrietta.
Die Aktion ist Teil der Bemühungen der Moordeicher Schule, das Zertifikat Umweltschule in Europa zu erlangen. Dafür muss sie den gelebten Nachhaltigkeitsgedanken unter Beweis stellen, aber auch zeigen, dass sie Lebensräume für Insekten und Pflanzen schafft. Matthias Breitkreuz hatte sich um Fördermittel bei Stuhrs Umweltbeauftragtem Marc Plitzko bemüht. Die Gemeinde hatte daraufhin die Kosten für die insektenfreundlichen und heimischen Pflanzen übernommen. Plitzko half zudem bei der Erstellung des Pflanzplanes. Damit der neu bepflanzte Raum ein grünes Klassenzimmer wird, steht dort nun auch ein Kreis aus Stühlen, umgeben von Eichen. "Das ist ein schöner Platz hier", befindet Breitkreuz. Diesen weihte die Klasse nach getaner Arbeit gleich bei einem gemeinsamen Grillen ein.
Das grüne Klassenzimmer, in dem Unterricht stattfinden soll, ist erst der Startschuss. Die Schule möchte Projekte zur Nachhaltigkeit fest im Lehrplan verankern. Zwei Jahre muss sie sich für die Auszeichnung Umweltschule bewähren. Und auch danach ist nicht Schluss.
Die Schule verfügt seit Längerem über eigene Bienenvölker, der Honig wurde bisher jedoch verschenkt und die Bienenstöcke befanden sich nicht auf dem Schulgelände. Nun sollen die Tiere in den Schulgarten kommen – und dabei auch von den neuen Pflanzen des grünen Klassenzimmers profitieren. Den Honig will die Schule künftig verkaufen, um vom Gewinn Blühwiesen auf benachbarten Höfen anzulegen.