Training für Highland-Games in Stuhr Stämme stemmen am Steller See

Kürzlich fand das letzte offene Training für die fünften Highland-Games Bremen statt. Der WESER-KURIER war dabei – und lernte einiges über Teilnahmebedingungen, Namenswahl und Stilbrüche.
03.06.2019, 11:10 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Stämme stemmen am Steller See
Von Sebastian Kelm

Stuhr-Groß Mackenstedt. Irgendwo müssen sie sein. Aber leicht zu finden sind sie nicht auf dem weitläufigen Areal des Märchencampingplatzes beim Steller See in Groß Mackenstedt. Bei der Suche aufs Gehör verzichten funktioniert jedenfalls nicht. Stille herrscht. Das wird ganz anders sein am Sonnabend, 15. Juni, bei den Highland-Games Bremen, wenn um die 500 Fans der schottischen Kultur und der brachialen Wettstreite aus dem Bergland das Gelände bevölkern. Gebrüll, Gestöhne und Gejubel wird dann die Luft erfüllen. Aber jetzt: nichts von alledem. Das beanstandet auch Organisator Sebastian Notbom, stellvertretender Vorsitzender des ausrichtenden Vereins Bremer Highland Games, beim letzten öffentlichen Training vor dem großen Wettkampftag. „Ihr dürft schon schreien. Das gehört dazu“, ruft er die knapp 20 Leute auf, ihren körperlichen Anstrengungen ruhig akustisch Ausdruck zu verleihen. Und das wird fortan beherzigt. Ab da sind sie tatsächlich auch von Weitem nicht mehr zu überhören, die Übenden an Baumstamm, Speer oder Hammer.

Einer, der die ganze Zeit mit voller Kraft und schließlich auch voller Kehle dabei ist, ist Stefan Bunger aus Weyhe. Der versucht sich gerade an der Disziplin Kettlebell, bei der ein zwölf Kilogramm schweres Gewicht beidhändig zwischen den Beinen schwingend möglichst weit nach vorne befördert werden muss. „Ja, Kraft ist schon von Vorteil“, konstatiert er angestrengt schnaubend nach einem achtbaren Erstversuch.

Bunger ist nach eigenen Angaben an diesem Tag hierhergekommen, um sich auszutesten. Schon lange habe er damit geliebäugelt, an den Highland-Games in Stuhr teilzunehmen. Vorher wollte er aber sehen, ob das überhaupt etwas für ihn ist. Und sein Urteil? Klare Einwort-Antwort: „Geil.“

Einen Teamkollegen hat Bunger zwar noch nicht, für ihn steht nun aber fest, dass er Teil von Nummer 38 sein will. Denn 37 Duos hatten sich bis dato schon angemeldet, wie Vereinsvorsitzender Heiko Matz am Rande des Trainings erzählt. 50 Zweier-Gespanne sind ihm zufolge das Ziel diesmal, schließlich ist es die fünfte Auflage. Bei der Auflage im vergangenen Jahr wurde diese Marke mit 46 Teams noch knapp verfehlt.

Stefan Bunger fehlt also noch der Partner oder die Partnerin für die Games. An diesem Nachmittag probiert er die Disziplinen mit Martin Ernst aus Bremen aus. Der würde aber mit jemand anderem antreten, ist aber noch unsicher: „Wenn ich den Baumstamm geknackt kriege, bin ich dabei.“

Ums Knacken geht es dabei freilich nicht, gefordert ist vielmehr, den Stamm zu stemmen, zu schultern und ihn sich überschlagend zu werfen. Dabei ist jedoch nicht die Weite entscheidend, sondern, dass der Stamm möglichst gerade, möglichst parallel zu einer vorgegebenen Linie landet. Was angesichts eines Gewichts von 35 bis 40 Kilogramm und einer Länge von 3,40 Metern nicht ganz einfach ist, wie sich wohl jeder leicht vorstellen kann. Martin Ernst stellt das zumindest fest.

Apropos ernst: Die Organisatoren Heiko Matz und Sebastian Notbom haben zwar vollmundig angekündigt, es bei der Jubiläumsauflage mit ihrem „Clan“, den „Bre-Men Regulars“, unter die ersten Zehn zu schaffen. Wichtig ist ihnen das Abschneiden aber nicht. Wenn sie sagen, die Veranstaltung sei „bierernst“, spielen sie damit darauf an, dass es meist eher „bierselig“ zugeht. Wobei Matz betont, dass niemand volltrunken antreten darf: „Fahrtauglichkeit ist Bedingung.“

Die bei den Bremer Highland-Games beliebten Trinkhörner sind zudem eher ein Stilbruch, wie er einräumen muss: „Streng genommen dürften wir das nicht so machen.“ Aber im Vordergrund soll eben stehen, dass Amateure eine gute Zeit miteinander verbringen, die absoluten Highland-Höchstleistungen sind nicht zu erwarten. Sebastian Notbom ergänzt: „Wir sorgen nebenbei dafür, dass die internationalen Regeln ein bisschen eingehalten werden.“ Keine Voraussetzung ist derweil das Tragen von Kilts. Die „Schottenröcke“ sind laut Matz zwar gern gesehen und „gehören inzwischen zum guten Ton“, sind aber kein Muss.

Wichtig ist zudem ein kreativer Clan-Name, wie die Organisatoren ausführen. „Irgendwas mit Mac ist mittlerweile ziemlich abgedroschen“, findet Matz. Für geistreich habe er zuletzt noch die „MacChanics“ gehalten: „Weil die auch Mechaniker waren.“ Witzig seien auch Teams wie „Cask-Force“ gewesen oder einfach die „Weyher Bagaluten“. Der Einzugsbereich soll sich weit über den Diepholzer Nordkreis hinaus bis in den Harz erstrecken. Niederländer, die sich angekündigt hatten, haben aber wieder zurückgezogen, verrät Matz. Aber: „Dafür ist ein Mittelalterlager aus Kiel dabei.“

Dass es, wie gesagt, nicht primär ums gewinnen geht, zeigt laut Matz auch, dass erneut Menschen mit Behinderungen vom Martinshof unter den Teilnehmern sind. Matz: „Die haben den letzten Platz schon reserviert. Aber allein dafür, dass sie mitmachen, werden sie bei der Arbeit abgefeiert. Das ist einfach 100 Prozent Inklusion bei uns“, sagt Matz.

Hochprozentiges wird beim Whisky-Tasting zu kosten sein, ein Scotch-Club wird erwartet. Ausgeschenkt wird zudem Met. Zum Rahmenprogramm gehören des Weiteren Highland-Games für Kinder, die Hochland-Rinder der Familie Helmerichs, Schafe und Ponys, Schaukämpfe mit mittelalterlichen Waffen sowie verschiedenstes Handwerk. „Das Marktangebot haben wir noch einmal vergrößert“, sagt Matz. Für Musik sorgen die Band Rockalots mit Hardrock-Klassikern und die zwölfköpfige Gruppe Hamburg Caledonian Pipes And Drums mit ihren Dudelsack-Klängen. Victor C. Besch, Pipemajor a. D. von der Band Crest Of Gordon aus Bremen, hat die Schirmherrschaft übernommen.

Und dann sind da eben die Starter, die sich in den sechs Disziplinen „Tossing The Caber“, also besagtem Baumstamm-Schubsen, dem ebenfalls erwähnten Kettlebell, Hammerwerfen, Speerwurf, Steinwurf und Seilziehen messen. Nicht angeboten wird diesmal Bogenschießen.

Stichwort Angebote: Gab es eigentlich mal Offerten, das Geschehen woanders hin zu verlagern? „Man wird hier und da angesprochen“, gesteht Heiko Matz. Abwanderungsgedanken gebe es derzeit aber keine. Denn die Bedingungen in Stuhr seien optimal, die Zusammenarbeit mit der Gemeinde klappe hervorragend. Kein Wunder, so leise wie sich die Trainingsteilnehmer zumindest vorher benehmen.

Die fünften Bremer Highland-Games beginnen am Sonnabend, 15. Juni, um 12 Uhr auf dem Märchencampingplatz, Zum Steller See 83, in Groß Mackenstedt. Der Wettkampf startet um 12.30 Uhr, für 18 Uhr ist die Siegerehrung geplant. Der Eintritt für Besucher kostet vier Euro pro Person, für Kinder zwei Euro. Wer noch mit antreten möchte, kann sich weiterhin online auf www.highlandgames-bremen.de anmelden. Das Startgeld beträgt je Zweier-Team zehn Euro.

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