Stuhr-Brinkum. Es klingt ein bisschen nach Selbsthilfegruppe: Einmal monatlich trifft sich Jan-Hermann Steinbeck mit bis zu sieben weiteren Geschäftsführern oder Inhabern in wechselnden Räumen, um sich bei den Runden von The Alternative Board Deutschland, kurz TAB, auszutauschen. Über Probleme, über Herausforderungen, die in der Firma gerade anstehen. Die Idee: Andere, die diese vielleicht schon hinter sich haben, können Tipps geben – und an anderer Stelle wiederum selbst welche erhalten. Geleitet wird das Ganze von einem speziell geschulten, sogenannten Board-Moderator. Hier: Ingo Hälke aus Achim. Der betreut für TAB die Landkreise Diepholz, Verden und Nienburg und will bei „Denkfabrik-Atmosphäre“, wie er es ausdrückt, Unternehmer zusammenbringen.
Und die sollen – das soll das Besondere daran sein – eben explizit nicht aus ein und derselben Branche kommen. Jan-Hermann Steinbeck etwa ist Juniorchef der Steinbeck GmbH Elektro-Industrievertretung aus Brinkum-Nord. 1949 als Firma Schneider gegründet, ist der Betrieb seit 1985 in Familienhand. Kerngeschäft ist die Vertretung von derzeit zehn Herstellern mit Produkten von Lichtschaltern bis Leuchtmasten aus Niedersachsen und Bremen, aber auch Ostwestfalen und Münster. 13 Mitarbeiter gibt es, dazu an der Carl-Benz-Straße ein Lager mit rund 2500 Quadratmetern Kapazität in zwei Hallen und einer Freifläche.
Ziemlicher Generationswechsel
Das alles steht vor dem Umbruch. Denn Jan-Hermann Steinbeck, 26 Jahre alt, möchte den Betrieb bald ganz von seinem Vater und Co-Geschäftsführer Hermann Steinbeck, 69 Jahre alt, übernehmen. Ein ziemlicher Generationswechsel, wie sich leicht erahnen lässt. „Ich will mich eben nicht allein auf den väterlichen Rat verlassen, sondern die Scheuklappen absetzen, außerhalb der Box denken“, sagt er. Seine Hoffnung: Lösungswege aufgezeigt zu bekommen, die Leute vor ihm schon bestritten haben – egal in welchem Wirtschaftszweig. Das Finden neuer Absatzwege in sich veränderten Zeiten mit immer komplizierteren Märkten ist für ihn ein wichtiges, im Prinzip überall aktuelles und ähnlich geartetes Thema. Erweiterungsabsichten oder Fluktuation innerhalb der Belegschaft sind andere.
Vor allem bei letztgenannten Punkten erscheint es nachvollziehbar, warum dieser nicht einfach mit einem direkten Mitbewerber besprochen werden kann. „Deshalb werden manche Dinge nie angesprochen. Weil die Befürchtung zu groß ist, der Konkurrenz zu viel zu verraten“, erklärt Ingo Hälke, der das TAB-Konzept, das ihm zufolge seit rund 25 Jahren in den USA erfolgreich als Franchise-System existiert, seit ziemlich genau einem Jahr anbietet. „Das sind offene Gespräche, extrem vertrauliche Gespräche“, sagt er über die Treffen, bei denen IT-Experten, Medizintechniker, Logistiker und Dienstleister an einem Tisch sitzen. „Auf Augenhöhe“, wie er betont. Vier Stunden dauert das meist: „Eine intensive Zeit.“
Und was verspricht sich der Senior davon? „Ich wollte, dass mein Sohn mit Leuten zusammenkommt, die ihn stärken“, sagt Hermann Steinbeck. „Sparringspartner“ nennt der Filius, der derzeit auch noch ein berufsbegleitendes Studium durchläuft, diese Menschen sportlich anerkennend. Laut Hälke geht es manchmal auch einfach darum, „einen Spiegel vorgehalten zu bekommen“.
Das alles gibt es natürlich nicht umsonst. 500 bis 800 Euro lassen sich die Unternehmen – je nach Größe – die Organisation, Moderation und nebenbei das Coaching kosten. Die Leistungen sollen dafür monatlich kündbar sein. Jan-Hermann Steinbeck ist überzeugt davon, dass sich diese Investition auszahlen wird. Wenn vielleicht auch nicht unbedingt in monetärer Hinsicht. Aber: „Eine große Consulting-Agentur zu beauftragen, könnten wir uns nicht leisten.“ Also setzt er eben auf die Selbsthilfegruppe für Unternehmer in vergleichbaren Situationen.
Weitere Infos zum Konzept online auf www.tabdeutschland.de.