Stuhr-Moordeich. Oberlausitzer Schokobecher: Sehen aus wie Miniatur-Blumentöpfe, schmecken aber viel besser. „Die habe ich bei Real gekauft“, sagt Marcel Kotrc. „Es gibt sie aber auch bei Edeka.“ Der Mann fackelt nicht lange. Gleich zu Beginn beim Auspacken der Zutaten gibt es die ersten nützlichen Tipps für die Herstellung weihnachtlichen Konfekts. Tafelweise Schokolade zieht er aus seiner Tragetasche, Eier, Sahne, eine Ananas, Physalis, Walnüsse und Mokkabohnen. Was soll das werden? „Petit Fours“, sagt der 52-Jährige und schmunzelt vielsagend.
Marcel Kotrc ist Sozialarbeiter im Stuhrer Jugendhaus No Moor. Doch er hat eine überaus leckere Vergangenheit. Koch hat er gelernt von 1987 bis 1990. Nicht irgendwo, nein: im Park-Hotel. Bremens Top-Adresse direkt zwischen Bürgerpark und Holler See. Dann zog es ihn in den Club zu Bremen, anschließend zu Peter Hauptmeier. Für Kotrc „der Patissier in Bremen“. Er machte sein Fach-Abitur in Sachen Ernährung, ehe er ein Sozialpädagogik-Studium begann. Die Leidenschaft für Leckereien kann das Mitglied bei Slow Food auch in seinem neuen Job gut gebrauchen. Ganz präzise für Kochkurse mit Kindern, „das ist toll“. Deswegen ist er auch „todtraurig, dass zurzeit alles ausfällt“. Im Moment gibt es seine Kochkurse nur auf Video im Internet.
Für den WESER-KURIER hat er eine Ausnahme gemacht und seine Beziehungen spielen lassen. In die Küche der Lise-Meitner-Schule bittet er. Viele Fenster zum Durchlüften hat die, man kann mit drei Leuten problemlos zwölf Meter Abstand halten. Drei Leute? Richtig: Marcel Kotrc hat Verstärkung mitgebracht. Eine heißt Franca Frohnert, ist Fachkraft für soziale Arbeit, leistet gerade ihr Anerkennungsjahr im Jugendhaus No Moor ab und ist infiziert. Infiziert mit dem Kochvirus. Krankheitsherd in diesem Falle: Marcel Kotrc.
Doch zur Sache. Immerhin sollen ja leckere Weihnachtspralinen entstehen. Während Marcel Kotrc die Schokolade über einem Wasserbad schmilzt („bloß nicht zu heiß“), trennt Franca Frohnert die Bio-Eier, schlägt Gelb wie Weiß in unterschiedliche Aggregatzustände und dreht den Behälter mit dem Eiweiß mutig mit Öffnung in Richtung Fußboden. Wenn der Eischaum der Erdanziehungskraft widersteht, ist alles richtig. Für den Redakteur bleibt die Sahne. Bloß nicht zu lange schlagen, bloß keine Butter daraus machen.
Mehr Einzelteile braucht es nicht für eine Mousse au Chocolat à la Kotrc. Nur bei der Verbindung gilt es einiges zu beachten. Schaumig gerührtes Eigelb und geschmolzene Schokolade sollten in etwa die gleiche Temperatur haben, damit die Verbindung „nicht knüppelhart wird“. Und die Sahne darf erst untergehoben werden, wenn die Mischung nicht mehr warm ist. „Sonst wird die Sahne flüssig.“ Letztendlich kommt noch der Eiweißschaum dazu. Wer mag kann natürlich mit Zimt, Anis oder auch Orangenlikör nachwürzen. Danach muss die Mousse für vier bis fünf Stunden in den Kühlschrank. Und da Zeitungsmenschen für eine Geschichte selten ein solches Zeitfenster einplanen können, „habe ich schon etwas vorbereitet. Wie ein Fernsehkoch.“ Vorausschauend ist er also auch noch, der Marcel Kotrc. Deshalb kann es auch gleich weitergehen.
Der 52-Jährige holt die vorbereitete Mousse aus dem Kühlschrank und stellt die frisch gefertigte hinein. Nun haben die – was für ein großartiger Name – Oberlausitzer Schokobecher ihren Auftritt. Kotrc zieht eine grüne Plastikrolle aus der Tragetasche – Einweg-Spritztüten. „So etwas hat doch jeder zu Hause“, sagt er. Aber in einer Schulküche gehört es nicht zur Standardausrüstung. Also die Einweg-Variante als Notlösung. Der Sozial-Koch schneidet ein Loch unten in die Spritztüte, schaufelt die Mousse hinein und reicht das Paket an Franca Frohnert weiter. Die hat die Schokobecher inzwischen zu einem Drittel mit Krokant gefüllt und macht nun mit der braunen Masse weiter. Aber vorsichtig, soll ja schick aussehen.
Am Ende kommt noch die Verzierung oben drauf. Dafür hat Marcel Kotrc Ananas, Phyasils, Walnüsse und Mokkabohnen mitgebracht. „Am besten sind aber Erdbeeren“, schwärmt er. „Das wäre die Krönung.“ Doch das bleibt wohl nur ein Weihnachtswunsch. Franca Frohnert verteilt die Toppings mit gespreizten Fingern. Kotrc nimmt ein Stück Ananas von einem fertigen Petit Fours. „Das sah hässlich aus“, sagt er, grinst breit und schiebt sich die Südfrucht in den Mund – und den Schokoladenbecher samt Mousse hinterher.
Fertig. Es gibt eine Kostprobe. Lecker, aber auch mächtig. Die restlichen Petit Fours wandern in den Kühlschrank, "ein bis zwei Stunden, damit die Masse etwas fester wird". Dann sollte man sie innerhalb eines Tages verzehren, "sonst wird der Krokant matschig." Und sollten von den Oberlausitzer Schokobeckern welche übrig bleiben, hat Marcel Kotrc noch einen Tipp: "Daraus kann man prima Eierlikör trinken. Na denn: Prost!
Weitere Informationen
Mousse Petit Fours
3 Tafeln Zartbitter-Schokoloade
1 Tafel Vollmilch-Schokolade
4 Eier (sehr frisch)
2 Becher Sahne (je 200 Milliliter)
1 Pakung Krokant
1 Packung Oberlausitzer Schokobecker (12 Stück)
Frische Früchte, Mokkabohnen, Walnüsse und Schokoladenblättchen zur Dekoration
Schokolade zusammen über einem warmen Wasserbad langsam schmelzen, Sahne steif schlagen und Eier trennen. Eigelb schaumig rühren, Eiweiß steif schlagen. Geschmolzene Schokolade und schaumiges Eigelb verrühren, Eiweiß und Sahne nacheinander vorsichtig aber sorgfältig unterrühren. Masse vier bis fünf Stunden in den Kühlschrank stellen. Oberlausitzer Schokobecher zu einem Drittel mit Krokant füllen, danach mit der Spritztüte bis zum Rand auffüllen. Verzieren.
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