Ratgeber für Eltern Wenn Lehrer nerven

Rosa Maria Jiménez-Claussen ist Lehrerin, Mutter und nun auch Autorin. In ihrem Ratgeber möchte sie speziell Eltern helfen, mit den Lehrkräften der Kinder besser klarzukommen.
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Von Stephen Kraut

Stuhr-Moordeich. Der Kontakt zwischen Eltern und Lehrern besteht in der Regel über viele Jahre hinweg – und verläuft nicht immer konfliktfrei. Davon kann auch Rosa Maria Jiménez-Claussen berichten, und zwar von beiden Seiten: Die Lehrerin an der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Moordeich ist auch als Elternsprecherin aktiv gewesen. „Ich habe schnell gemerkt, woher viele Missverständnisse kommen“, berichtet sie. Deshalb entschied sich Jiménez-Claussen schon während des Referendariats, Tipps und Hinweise niederzuschreiben und in einem Buch zusammenzufassen. Vor Kurzem ist das nun unter dem Titel „Wenn Lehrer nerven – Was Eltern tun können“ erschienen.

„Ich war 20 Jahre in der Wissenschaft tätig“, erzählt Jiménez-Claussen. „Ich habe mich aber immer auch mit Schule beschäftigt“, ergänzt sie. Das sei auf das Studium, vor allem aber auf die eigenen Kinder zurückzuführen. „Ich habe ausgerechnet, wie lange das noch so weitergeht und mir dann gedacht, dass ich auch selbst in die Schule gehen kann“, erklärt sie lachend. Aufgewachsen in einem spanisch-deutschen Elternhaus, wollte Jiménez-Claussen auch selbst einmal Spanisch unterrichten. In dieser Tätigkeit habe sie dann auch die notwendigen Einblicke in die Arbeit der Lehrkräfte erhalten. „Bei manchen Informationen vergessen die Lehrer, sie den Eltern weiterzugeben“, nennt sie ein Beispiel. Für die Pädagogen seien die Sachverhalte klar, bei Vater und Mutter fehlt es dann womöglich an einem besseren Verständnis.

Jiménez-Claussen hat jedes Kapitel ihres Buches in einen Text aus Sicht der Mutter und in einen aus Sicht der Lehrerin unterteilt. Im Anschluss daran folgen einige Tipps. Ein Kapitel behandelt beispielsweise die Thematik, wenn Kinder sich über Lehrer beschweren. „Die erste Reaktion vieler Eltern ist es, sofort mit dem Lehrer zu sprechen, bei Kindern und Jugendlichen kann sich das aber auch ohne Hilfe regeln“, erklärt sie. Vielmehr sollte das Kind ermutigt werden, selbst mit dem entsprechenden Pädagogen zu reden. „Wenn sich nach mehr als zwei Monaten nichts getan hat, sollte man sich dem annehmen“, rät Jiménez-Claussen den Eltern. Die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler müsse sich, wie alle Beziehungen, aber auch erst aufbauen. Im letzten Kapitel wendet sie sich explizit an Referendare.

Ein eher ungewöhnliches Problem stellte sich Jiménez-Claussen bei der Gestaltung des Einbandes. „Niemand wollte die böse Lehrerin spielen“, berichtet sie. Deshalb habe sie die Rolle kurzerhand selbst übernommen.

Natürlich kritisiert die Lehrerin nicht nur grafisch, sondern auch inhaltlich das Verhalten einzelner Kollegen, wobei sie betont: „Das negative Verhalten, das ich anspreche, stammt aus früheren Schulen.“ In Bremen und Niedersachsen war sie bereits als Lehrkraft tätig, das Kollegium an der KGS Moordeich lobt sie ausdrücklich. Das habe sie den übrigen Lehrern dort vor Erscheinen des Buches auch mitgeteilt. Wobei Jiménez-Claussen beobachtet hat, dass sich viele Lehrer sowieso nicht besonders für das Buch interessieren würden. Von Eltern indes habe es bereits positive Rückmeldungen gegeben.

Jiménez-Claussen versucht in ihrem Buch, sich um grundsätzliche Probleme zu kümmern. „Viele Lehrer kommen aus der gehobenen Mittelschicht. Sie wissen nicht, wie es läuft, wenn in einer Familie die Schule eben nicht an erster Stelle steht“, glaubt sie. Die Folge seien, dass Jugendlichen schnell unterstellt würde, sie seien faul, wenn sie beispielsweise ihre Hausaufgaben nicht machen.

Bei dem Thema Hausaufgaben allerdings kritisiert Jiménez-Claussen auch viele Eltern – einschließlich sich selbst. „Wenn sie den Kindern bei den Hausaufgaben helfen, heben sie das Niveau immer mehr an“, erklärt sie. So könnten Lehrer schwerer sehen, auf welchem Leistungsstand sich die Mädchen und Jungen tatsächlich befinden. „Das müsste man stoppen“, wünscht sich die Autorin.

Jiménez-Claussen ist übrigens auch für die Schüleraustausche nach Alicante in Spanien an der KGS Moordeich zuständig. Für die Lehrerin ist es jedes Mal eine tolle Erfahrung. „Als ich das eingeführt habe, hatte ich das Gefühl, alle haben nur darauf gewartet“, berichtet sie von den Eindrücken von Schülern, Kollegen und Eltern. Die Erlebnisse in Spanien, aber auch mit den Gästen in Stuhr, würden die Schüler weiterbringen und auch die sozialen Aspekte fördern. Ähnlich begeistert ist Jiménez-Claussen übrigens von dem Adelante-Projekt, bei dem junge Spanier ein Praktikum bei Stuhrer Unternehmen machen, mit der Chance, dauerhaft dort beschäftigt zu werden. Diese Verbindung initiierte Jiménez-Claussen ebenfalls mit, denn eines ist ihr wichtig, wie sie auch in ihrem Buch beschreibt: „Die Kinder liegen uns am Herzen, das gilt für Eltern, wie für Lehrer“, sagt sie.

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