Syke. Ein Blick auf den Kalender bestätigt Hauke Kranz' Vermutung: Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren ist ihr erstes per Crowdfunding finanziertes Album „A New Dawn“ erschienen. „Das war aber keine Absicht“, ergänzt sie und lacht. Zwei Monate hatte sie damals Zeit, bis über die Plattform Startnext das Ziel von 4500 Euro erreicht werden musste. Schon damals sei ihr klar gewesen, dass ihre Musik „in die Welt will“. Und wie geht das besser als mit einem Nachfolger? Und der soll jetzt mit „Open Skies“ kommen. Wieder über Startnext, wieder über zwei Monate. Bis Ende April hat die selbst ernannte Tastenflüsterin Zeit, 6500 Euro zu sammeln – damals habe sie nämlich sehr knapp kalkuliert. Nur eine der gesammelten Erfahrungen ihrer der Premiere.
Die zwei Jahre nach ihrem Erstling hat Hauke Kranz nach eigenen Worten auch gebraucht, um neue Lieder zu schreiben. „Ich bin kein Vielschreiber“, sagt sie und schmunzelt. Acht bis zehn Titel komponiere sie im Jahr. Dabei widmet sich die Sykerin trotz klassischer Ausbildung lieber der Ambient-Piano-Musik im Geiste von Virtuosen wie Ludovico Einaudi, der die Musik zu „Ziemlich beste Freunde“ komponierte, oder Yiruma („Twilight“). Auch George Winston dient für Hauke Kranz als Vorbild. „Er hat in den 1980er- und 1990er-Jahren zum ersten Mal Meditationsmusik auf dem Piano gemacht“, weiß die Klavierpädagogin. Einen expliziten Moment, sich in der Ambient-Musik zu verwirklichen, habe es dabei gar nicht gegeben. „Das ist keine Entscheidung“, verdeutlicht Kranz sogar. Sie habe damals einfach für sich entschieden, in dem Genre tätig zu sein. Anfangs nur für sich. „Ich wollte mich damit gar nicht zeigen. Dann habe ich es aber mal im kleinen Kreis meinen Schülern vorgeführt“, sagt Kranz. Die positive Resonanz habe dann für den Rest gesorgt.
Zehn bis zwölf Songs werden es auf ihr zweites Album schaffen, das den Namen „Open Skies“ trägt. Musik-Fans sollen sich auf „Musik zum Entspannen und Träumen“ freuen dürfen. „Es ist keine Musik für den Hintergrund, sondern zum Zuhören“, präzisiert Kranz. Sie könne nicht genau beschreiben, was die Musik mit einem mache, aber: „Sie geht ganz tief rein und berührt.“
Lehren aus der Premiere
Bei der erneuten Gruppenfinanzierung profitiert Hauke Kranz von den Erfahrungen aus der Premiere. Erste Lehre: genau kalkulieren. „Damals habe ich 4500 Euro angesetzt. Das war deutlich zu wenig“, erinnert sich Hauke Kranz. Zweite Lehre: Ohne soziale Netzwerke geht nichts. „Man braucht viele Menschen, um die Summe zusammenzukriegen, denn nicht jeder beteiligt sich.“ Um einen besonderen Anreiz zu geben, bietet Hauke Kranz bei ihrem Crowdfunding sogenannte „Dankeschöns“ an. Kleine „Schmankerl“ um den Griff ins Portemonnaie zu versüßen. Für 20 Euro gibt es beispielsweise die CD, für 40 Euro eine Klavierstunde bei der Sykerin, für 100 Euro ein signiertes Album mit Erwähnung im Booklet. Wer möchte, kann sogar noch tiefer in die Tasche greifen und erhält für 500 Euro ein Wohnzimmerkonzert. Dritte Lehre: keine Schüchternheit beim Werben. „Die Menschen werden heute mit so viel Werbung zugeworfen, dass ein Anliegen ganz schnell durchrutscht“, findet die Pianistin. Beim ersten Album sei es ihr geradezu unangenehm gewesen, zur Unterstützung aufzurufen. Heute ist sie selbstbewusster: „Das kam mir wie betteln vor. Heute weiß ich, dass ich etwas zu bieten habe.“ Für die Sykerin ist das Crowdfunding eine wunderbare Chance für unbekannte Musiker. „Früher wurde man von einer Plattenfirma entdeckt, als man noch unbekannt war, und die hat in einen investiert. Heute kommt ein Label erst, wenn man schon berühmt ist“, weiß Kranz. Daher sei das Crowdfunding für viele kleine Künstler die einzige Möglichkeit, sich zu verwirklichen. Sie selber sei über andere Musiker auf das Crowdfunding-Portal aufmerksam geworden.
Wie schon beim ersten Album hat sich Hauke Kranz einen Zeitraum von zwei Monaten für das Erreichen des Zieles gesetzt. „Ganz bewusst. Bei längeren Fristen verwässert sich das.“ Allerdings sei es nicht damit getan, den Startschuss zu geben und sich danach auszuruhen. Hauke Kranz ist während der zwei Monate in ständigem Kontakt mit ihren Unterstützern, gewährt Blicke hinter die Kulissen und berichtet von den Fortschritten.
Ein besonderer Flügel
Sollte das Album erneut finanziert werden, folgen die Tonaufnahmen. Hier darf die Klavierlehrerin wieder auf die Unterstützung von Friedrich Thein vom gleichnamigen Tonstudio in Stuhr-Neukrug zählen. „Er ist ein ganz fantastischer Tonmeister auf hohem Niveau“, freut sich die Pädagogin über die Zusage. Damit kann die Komponistin erneut ihren Wunsch erfüllen, akustische Aufnahmen zu machen. „Ich spiele in einer ausgebauten Scheune an einem Konzertflügel“, verrät Kranz. Sie freut sich neben der Atmosphäre schon auf die Akustik. Schließlich lebe die Musik viel über den Raumklang. „Mitten in einer Scheune an einem besonderen Flügel. Das klingt unglaublich. Da passiert etwas mit der Musik“, schwärmt sie schon jetzt. Besonderer Flügel? Kenner werden beim Stichwort „Blüthner-Flügel“ vielleicht ähnlich schmachten wie Hauke Kranz: „Der hat eine ganz spezielle Saitenbespannung, die nur diese Firma hat. Das führt dazu, dass der Flügel einen besonderen silbrigen Klang hat, der bei hohen Tönen leuchtet.“ Ist alles über die Bühne gegangen, möchte Hauke Kranz schließlich mit dem Album auch auf eine kleine Tour gehen. Das Finden von Auftrittsorten könnte sich dabei aber schwierig gestalten. Davon ist die Musikerin schon jetzt überzeugt: „Es gibt einerseits nur noch wenige Kulturvereine. Andererseits sitze ich mit meinem Genre zwischen den Stühlen.“ Aber bis es so weit ist, werden ohnehin noch einige Noten gespielt.
Startnext und Gewinnspiel
Wer Hauke Kranz unterstützen möchte, kann sich unter www.startnext.com/haukekranz-open-skies weiter informieren. Den Titelsong „Open Skies“ gibt es darüber hinaus auf Youtube. Und dank freundlicher Unterstützung von Hauke Kranz verlost der SYKER KURIER darüber hinaus fünf Exemplare vom Erstling „A New Dawn“, eines davon von der Künstlerin signiert. Eine Teilnahme ist per E-Mail an redaktion@syker-kurier.de bis Mittwoch, 20. März, möglich.