Weyhe. Nähen ist ihre Leidenschaft – weiblich und detailverliebt ihre Mode. Viktoria Theoharova näht schon seit Kindertagen und teilt ihr Können mit den Teilnehmern ihrer Nähkurse bei der Volkshochschule (VHS) in Weyhe. „Ich habe zur Einschulung eine Kindernähmaschine bekommen“, erinnert sich die BWL-Master-Studentin, die in Bulgarien geboren ist und seit 1993 in Deutschland lebt. Ein weißes Kleid, das in den Ferien bei den Großeltern entstanden ist, sei ihr erstes selbstgefertigtes Stück gewesen. „Meine Mutter und mein Großvater haben viel genäht, das war sehr präsent bei uns“, so Theoharova. Sie habe viel selbstgenähte Kleidung von ihrer Mutter getragen. „Sie hat viel Wert darauf gelegt, dass wir schöne Sachen haben“, erzählt Theoharova.
Als sie in der siebten Klasse war, begann sie Theater zu spielen und hat gleichzeitig auch die Kostüme geschneidert. Diese Leidenschaft begleitete sie bis ins Erwachsenenalter – acht Jahre lang war sie nicht nur als Regieassistentin, sondern auch als Kostümdesignerin im Weyher Theater tätig. „Während meiner Theaterzeit haben mich viele Leute gefragt, ob ich meine Sachen auch verkaufe“, erzählt die Studentin. Auch im Theater sei häufig angerufen und nach Theoharovas Mode gefragt worden. „Also habe ich mich entschieden ein Modelabel zu gründen“, so Theoharova. Herausgekommen ist dabei im August 2013 ihr Death-by-Chocolate-Design.
„Ich mache aber auch vieles auf Anfrage“, sagt Viktoria Theoharova. Vor allem für besondere Anlässe wie Hochzeiten oder Abibälle schneidert sie Kleider. Gleichzeitig habe sie sich überlegt, dass es auch Frauen gibt, die ihre Kleidung selbst nähen wollen. „Deshalb habe ich ein Konzept für einen Kurs erstellt und bei der VHS eingereicht.“ In ihren Wochenend-Seminaren legt Theoharova extrem viel Wert darauf, dass die Teilnehmer nähen können, was sie wollen. Diese Möglichkeit bietet sich in einem Anfänger- und in einem Fortgeschrittenenkurs. „Mir ist es wichtig, dass wir im Anfängerkurs bei Null anfangen“, betont Theoharova. Das beginne mit der Bedienungsanleitung der Nähmaschine. „Außerdem finden wir gemeinsam heraus, welches Werkzeug sich für wen am besten eignet“, erläutert sie. Anschließend kann sich jeder ein eigenes Projekt überlegen. Wichtig dabei: „Schritt für Schritt vorgehen, lieber gewissenhaft, geduldig und langsam als zu schlurig. So kommt man eher ans Ziel.“
Mit den Fortgeschrittenen konzentriere sie sich eher auf die Praxis. „Ich erkläre, wie man mit Schnittmustern umgeht“, so Theoharova. „Die Teilnehmer haben ein ganzes Wochenende Zeit, ihr Projekt umzusetzen.“ Ergänzt mit ein wenig Theorie könne man das beste herausholen.
„Mein Credo lautet: Man kann sich durch Kleidung ausdrücken, ohne sprechen zu müssen“, sagt Theoharova. „Wenn jemand zu mir kommt und ein Kleid möchte, muss ich die Persönlichkeit erfassen, um ein perfektes Kleid machen zu können.“ Dabei legt die Schneiderin großen Wert auf Details. „Ich habe beim Theater nicht so genäht, dass es auf die Ferne wirkt, sondern dass die Leute sich schön und wohl in der Kleidung fühlen“, erzählt Theoharova. Die Zuschauer sollten anhand der Kleidung erkennen, was für ein Mensch darin steckt.
Ihren Stil beschreibt Viktoria Theoharova als klare Silhouette mit Details, wie Volants, besonderen Knöpfen oder Nähten. Für die persönliche Note sorgen häufig auch handgestickte Details. „Das gibt eine andere Optik“, so Theoharova, der es darum geht, dass beim Anschauen der Kleidungsstücke der Blick an diesen kleinen Dingen haften bleibt. „Aber es schreit einen nicht an“, betont sie. „Selbst an einem schlichten schwarzen Kleid würde man bei mir ein kleines Detail finden.“
Auch ihre eigene Kleidung näht Viktoria Theoharova überwiegend selbst. Sie gehe aber auch gerne shoppen, wie sie erzählt. Der Kleiderschrank der Studentin ist überwiegend mit weiblichen Kleidungsstücken gefüllt. Hosen habe sie kaum. „Alles hat einen gewissen Vintagetouch“, so Theoharova, die am liebsten Silhouetten aus den 1920er- und 1950er-Jahren verwendet. „Das ist sehr schmeichelhaft“, findet sie.
Dass Nähen momentan so sehr im Trend liegt, erklärt sie sich damit, dass das Bedürfnis nach Individualität und Qualität steigt. „Kleidung kann wie eine Festung sein, die dich umgibt“, glaubt Theoharova und ergänzt: „Viele Frauen haben keine Lust mehr, sich in eine Umkleide zu stellen und der Hersteller sagt ihnen, dass sie nicht die richtige Figur haben.“ Außerdem biete das Nähen eine Auszeit und bringe am Ende trotzdem ein Ergebnis mit sich. Das allerwichtigste dabei: „Viel üben und Geduld.“