Syke. „Mit Kunst kreativ eine Woche durch den Syker Sommer!“ Das klingt vielversprechend und nach vielfältiger Abwechslung, aber auch nach Aneignung von Wissen. René Rameil vom Landsitz Wachendorf freut sich, „dass sich das Atelier wieder mit Leben füllt“; insbesondere in der aktuellen Situation, „in der einiges ausfallen musste“. Bei der „Sommerakademy 2020“ – das Ypsilon stellt die Verbindung zur Stadt Syke her – können kunsttechnische Kenntnisse und künstlerische Erfahrungen auf dem Landsitz Wachendorf erworben oder erweitert werden. Sie findet bereits zum fünften Mal statt.
Die Mal-Stätte biete einen geschützten Raum, betont der Diplom-Künstler. Dort könne jeder der Teilnehmenden der eigenen Kreativität und dem, „was die Seele preisgibt“, Ausdruck verleihen. So zeigen es auch die verschiedenen, individuell künstlerisch gestalteten Ergebnisse. Impulse wie etwa Bilder Paul Klees oder August Mackes können die subjektive Sicht und den individuellen schöpferischen Prozess des künstlerischen Tuns inspirieren. In der letzten Juli-Woche bietet sich an fünf Tagen („drinnen und draußen“) die Möglichkeit, „kreativ angeleitet“ zu malen und zu zeichnen. Gestalterische Freude und quasi grenzenlose Freiräume stehen hier vor Ort im Mittelpunkt des künstlerischen Wirkens.
In dem großzügigen und ansprechenden Atelier ist die ruhige und freundliche Atmosphäre deutlich spürbar. Als Kursleiter legt der Kunstpädagoge Rameil Wert darauf, dem jeweiligen individuellen Stil und Tempo Raum zu geben. Claudia Schumacher fühlt sich in der „kontemplativen Umgebung“ wohl. Ihre Ergebnisse liegen sichtbar auf ihrem Arbeitstisch, so etwa das mit Motiven ideenreich ausgestaltete Aquarell „Höhlenmalerei“ in Brauntönen.
Des Weiteren dient der weitläufige Garten den künstlerisch Aktiven als Inspirationsquelle. Entsprechend finden sich Motive aus der Natur, so zum Beispiel in der Zeichnung „Tellerhortensie“ bei Ilse Tobeck. Gerne hat sie Rameils Anregung aufgenommen und kolorierte die zarten Blütenblätter mit flüssigem Kaffee. Sie möchte „die kreativen Ideen“ auch in ihrem Arbeitsbereich, einem Seniorenheim, umsetzen. Dem diplomierten Künstler liegt daran, als Lehrender und zugleich Lernender „die Macht des Wissens zu teilen“; also Tipps und Tricks weiterzugeben und anzunehmen.
Wie auch in diesem Workshop, ergeben sich aus den verwendeten Materialien, etwa Acryl- oder Aquarellfarben, ungleiche Herausforderungen. Das erfährt auch Burkhard Beutler. Er ist gerade dabei, in seinem Aquarell die vier Grundfarben in einem geometrischen Muster in Beziehung zu setzen. Doch das Papier ist nasser geraten als gedacht. Deshalb passt er seine Maltechnik an. Zum ersten Mal probiert er sich in einem Kunstkurs aus. Das gilt auch für seine Ehefrau Gyde Beutler: „Für mich ist alles neu, ich probiere aus, wie die Farben reagieren.“ Mehrfach haben beide die Ausstellungen auf dem Landsitz Wachendorf besucht. Auch infolge der Vortragsreihe „Kunst einfach einfach“ in der Syker Stadtbibliothek ist ihnen Rameil bekannt geworden.
Für René Rameil ist der „vertrauensvolle Umgang“ äußerst relevant. Dabei gehe es nicht nur um das Miteinander der Kursbeteiligten, sondern auch um den offenen und zugewandten Umgang mit sich selbst. Das heißt im positiven Sinne: „neugierig sein, den Selbst-Rechtfertigungszwang ausblenden.“
Auch „das Raster von gut und schlecht“ solle nicht gleich angewendet werden. Eine derartige Kategorisierung sei hier überflüssig. Doch: „Kunst ist politisch“. Davon ist der bildende Künstler überzeugt. Letztlich müssten auf der Basis von Selbstvertrauen (unabhängig vom Mainstream) Werturteile, mit gesellschaftskritischem Potenzial gebildet werden können. Aber „das Wahre, das Schöne und das Gute im Sinne Rudolf Steiners“ und auch im klassischen sollte jegliches Handeln bestimmen.
Gegenseitige Unterstützung und Bereicherung seien gefragt. So lasse sich auch im Zuge des Kursangebots Vielfalt erleben und die Individualität fördern. Es gebe viele Interessen, auf die er reagiere: „Immer auf der intuitiven Suche nach dem nächsten Schritt.“ Auch Ausstellungen aus den entstandenen Werken zu organisieren, sei ein mögliches Ziel. Die resultierende Wertschätzung aus präsentierten Bildern wirke sich begünstigend auf die Selbstachtung und Selbsteinschätzung auf. Kunstpädagogin Anja Vogt kann bereits auf positive Erfahrungen in diesem Bereich zurückblicken. In der Ausstellung „Kunst-Zeug III“ hatte sie 2019 eigene Landschaftsbilder in der „Kunst-Stätte“ dargeboten. In der Sommerakademie möchte sie ihre Kenntnisse erweitern und Anregungen aufnehmen, auch um sie in den eigenen schulischen Kunstunterricht zu integrieren.
Erneutes Angebot im Oktober
Einen Trost gibt es für alle, die den Sommertermin nicht wahrnehmen konnten oder keinen Platz mehr bekommen haben: Im Oktober (vom 12. bis 16. Oktober) wird es ein erneutes Angebot geben. Für die „Herbstakademy“ werden bereits jetzt unter der E-Mail-Adresse LandsitzWachendorf@web.de Anmeldungen angenommen.
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