Bruchhausen-Vilsen. Erträumtes, Geträumtes oder einfach nur Traumhaftes als Gemälde, Skulptur, Installation oder Objekt in Szene gesetzt zu präsentieren, war die Vorgabe für die 18 Künstler, die an den Pfingsttagen im Kurpark ihre Werke ausstellten. „Der Park verwandelte sich wieder in eine Open-Air-Galerie des Nordens“, sagte Patrick Gehrke vom Tourismusservice Bruchhausen-Vilsen. Und bei traumhaftem Wetter, begleitet vom Duft blühender Bäume und Sträucher, am ersten Tag mit Harfenklängen und am zweiten mit Musik und Gesängen in Arabisch, Bulgarisch, Jemenitisch, Kisuaheli und mehr der Band Aquabella im Ohr, von Künstler zu Künstler zu schlendern – das alles bei freiem Eintritt – dürfte ein Highlight für viele der Besucher gewesen sein.
Surrealistische Szenen, Menschen in Räumen, die sich ins Unendliche erweitern, Märchengestalten in Bauwerken, eine Treppe, verbunden mit einem Körper, Szenen die sich durchaus in Träumen einstellen von der Neusserin Susanne Pfefferkorn. Die Traumbilder von Jürgen Geier aus Wöpse zeigten seinen Wunsch, zur See zu fahren, was sich nie erfüllte. Es blieb beim Bootsbau bis zum Schritt als Künstler zum Beispiel mit einem seiner Stillleben „A Letter From Laura“. Messer und Gabel neben einem tiefen Teller, auf dem ein Dreimaster in schwerer See gegen die Unbilden des Wetters kämpft. Surrealistisches, Unerklärliches, Spannendes und Brüche, fast in Anlehnung an Darstellungen Alter Meister lassen ihn mit malerischen Mitteln träumen, bringen ihn so aufs Meer.
Traum und Erinnerung
Träumen kann nur, wer sich erinnert, sagt die Schlafforschung. Der Traum bringt Erlebtes zutage, oft in wunderlicher, unerklärbarer Form. Australische Wissenschaftler fanden bei Hirnstrommessungen im Schlaf des dort lebenden Ameisenigels heraus: Er träumt nicht. Vielleicht als einziges Säugetier. Er braucht seine Hirnsubstanz für Überlebensstrategien, wie Fressen. Was ihm entgeht. Glücklich der Mensch, der traumtänzerisch unterwegs sein darf! Und als tanzten sie, schwebten die Papiermacheefiguren des Hans-Dieter Kauth aus Ritterhude vor dem Lila des blühenden Rhododendrons im Park. Die schlanken Körper entfremdet, fragil gebogen, als folgten sie dem leichten Wehen des Windes. Glücklich der Aussteller, von Regengüssen verschont geblieben, die seine Figuren übel nehmen würden.
Das Gros der Künstler gehörte der malenden Fraktion an, wie auch Marianne Kellermann-Hiller aus Varrel. Öl, Acryl, Pastell sind ihre Ausdrucksmittel. Die Realität ihrer Motive verwischt sie. „Träumerei“ könnte eine Landschaft sein oder auch eine Häusergruppe. Vergoldete Unikate aus einem speziellen feinkörnigen, schnell härtenden Beton der Bremerin Nicola Rosner glühten edel von innen heraus.
Dank großzügiger Sponsoren kam es in der Pause der Gruppe Aquabelle zur Preisverleihung an drei der Kunstschaffenden. Wolfgang Griese (Art-Projekt), Peter Schmidt-Bormann (Kunst- und Kulturverein Kuk) und René Rameil (Bildender Künstler, Landsitz Wachendorf) hatten die Last der Beurteilung auf sich genommen. Griese stellte fest: „Gewinner ist eigentlich jeder der Ausstellenden an diesen zwei Tagen. Ihnen sei gedankt.“
Leicht hätten sie es sich nicht gemacht, betonten die Juroren und bedachten Susanne Pfefferkorn mit dem dritten Platz, verbunden mit 500 Euro eines Sponsors aus dem Baugewerbe. „Der zweite Platz und 900 Euro, gestiftet von einem Geldinstitut, bleibt in der Region, nämlich in Wöpse bei Jürgen Geier“, freute sich Griese.
Die weiteste Anreise aus Drentwede hatte Edwin Partoll. Seiner Installation mit vier silbrig glänzenden Metallstühlen, die er übereinander getürmt zu einer Pyramide miteinander verbunden hatte, sprachen die drei Herren den ersten Preis zu. Dafür gab es 1200 Euro aus dem Portfolio des hiesigen Getränkeunternehmens. Partolls Thema lautete: "Der Traum vom Erfolg", der so brüchig sein kann, der einen Balanceakt darstellt und je höher man klettert ein immer größeres Risiko beinhaltet. "Beeindruckend, wie der Künstler diese Idee umgesetzt hat“, die einhellige Meinung der Jury.