Syke. Büchereien sind von Natur aus keine lauten Orte, doch in der Stadtbibliothek Syke ließ sich die Stille am Dienstagmorgen förmlich greifen. Gebannt saßen zehn Sechstklässler auf Stühlen vor der Bühne, begleitet von ihren Eltern oder auch Deutschlehrern. Die einzigen Laute, die zu hören waren, stammten vom unruhigen Scharren mit den Füßen. Die drei Jungen und sieben Mädchen waren merklich nervös vor ihrem großen Auftritt, und das mit gutem Grund. Sie sind die jeweiligen Schulsieger im bundesweiten Vorlesewettbewerb und an diesem Tag auf Einladung der Bücherei angetreten, um den Regionalsieger oder die Regionalsiegerin zu küren. Wer hier am besten vorliest, vertritt die Region beim Landesentscheid in Hannover. Der vorletzte Schritt auf dem Weg zum Bundesfinale in Frankfurt am Main.
Ulrich Hoferichter, Vorsitzender des Fördervereins der Stadtbibliothek und gemeinsam mit den Vereinsmitgliedern Tanja Riekenberg, Knud Heinrichs und Katharina Wittneben Jurymitglied, begrüßte die jungen Teilnehmer und ihre Begleiter. Dann wurde die Vorgehensweise erklärt. Zunächst durften die Mädchen und Jungen eine Passage aus einem mitgebrachten Buch vorlesen. Dabei galt es, auch das Buch kurz vorzustellen. Die Auswahl der Schülerinnen und Schüler zeigte die Vielfalt der heutigen Kinder- und Jugendbuchliteratur. Die Palette reichte von magischen Tieren über lustige Klassenfahrten, Mathe-Probleme und Abenteuerreisen ans Ende der Welt oder in andere Welten bis hin zu den Erlebnissen des Sohns des Teufels höchstselbst. „Tolle Bücher habt ihr euch da ausgesucht“, zeigte sich auch Ulrich Hoferichter beeindruckt. Anschließend galt es, einen fremden Text vorzulesen. Das war dieses Mal das Buch „Die beste Bahn meines Lebens“ von Anne Becker. Dieses Buch gab es für alle Teilnehmer zudem als Geschenk vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, dem Veranstalter des jährlich ausgetragenen Wettbewerbs.
Ebenso beeindruckend wie die Auswahl der eigenen Lektüre war jedoch auch die Leseleistung der Jungen und Mädchen. Sie lasen lebhaft, betont, schlüpften förmlich in die Rollen und machten damit Lust aufs Lesen. Das Vorlesen wird nach genau vorgegebenen Kriterien bewertet. Die Lesetechnik, die Interpretation und beim selbst gewählten Text auch die Auswahl der Textstelle erhält von den vier Jurymitgliedern jeweils nach Vortrag eine Punktzahl von eins bis fünf. Punkte wohlgemerkt, keine Schulnoten. Das steht zur Erinnerung noch mal auf den Wertungsbögen. Eine Fünf in allen Kriterien ist beim Vorlesewettbewerb also etwas Gutes.
Landesentscheid in Hannover
In der Pause nahmen die Teilnehmer und ihre Begleitung die Einladung zu Keksen und Getränken ebenso gerne an, wie sich in der Bücherei umzusehen. Während die Jury ein erstes Resümee zog, streiften die Schülerinnen und Schüler durch die Regale oder tauschten sich über die Auswahl ihrer Bücher aus. Anschließend ging es dann an den Fremdtext. Den meisterten die Vorleserinnen und Vorleser ebenfalls mit Bravour, sodass die Jury dann eine schwere Entscheidung zu treffen hatte.
„Es war sehr knapp“, teilte Ulrich Hoferichter dann auch mit. Doch am Ende hatte Anni Lepand von der Kooperativen Gesamtschule Leeste hauchzart die Nase vorn. Sie wird die Region beim Landesentscheid vertreten. Dieser findet im Mai in Hannover statt.
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