Bassum. „Das Grenzenloseste aller Abenteuer der Kindheit war das Leseabenteuer und der Lesehunger.“ So zitierte Anke Mark-Bürman von der Akademie für Leseförderung Astrid Lindgren, die berühmte Kinderbuchautorin. Jetzt war Mark-Bürman zu Gast in der Stadtbücherei Bassum, um gemeinsam mit den Initiatorinnen, ehemaligen und jetzigen Lesepatinnen und dem Leseraben Rudi das zehnjährige Bestehen der Agendagruppe „Abenteuer Vorlesen“ zu feiern.
Vor zehn Jahren hatten die Bassumer Agendabeauftragte Reinhild Olma und Christa Heimsoth-Pusch die Idee, die Gruppe ins Leben zu rufen: „Wir wollten unbedingt die Lesekompetenz bei Kindern und Jugendlichen erhöhen, nachdem wir beobachtet hatten, dass manche Kinder in der achten Klasse nur schlecht lesen konnten“, schilderte Olma ihre Intention. Nach einigen Vorbereitungen konnte das erste Treffen im November 2006 in der Stadtbücherei stattfinden. Und die beiden Frauen wurden von der Resonanz überrascht. Denn mehr als 30 Eltern und Kinder waren gekommen, um sich etwas vorlesen zu lassen oder selbst zu lesen.
Seitdem trifft sich die Agendagruppe jeden letzten Montag im Monat für zwei Stunden in der Bücherei. „Als wir anfingen, haben wir gefühlsmäßig entschieden, wie und was wir lesen, aber dann wollte ich doch eine Weiterbildung machen“, blickte Olma zurück auf eine Seminarteilnahme bei der Akademie Leseförderung des Landes Niedersachsen. Die habe ihr sehr geholfen mit der Übermittlung von Lesetechniken, aber auch mit Tipps für die Kinderbetreuung und Literaturempfehlungen gegeben.
Besonders freute sich Olma, als sie bei der Geburtstagsfeier mit Juliana eines ihre ersten Vorlesekinder unter den Besuchern entdeckte. Auch neun Lesepatinnen waren gekommen und bekamen als kleines Dankeschön einen Blumenstrauß von Olma überreicht. „Wir haben hier ein echtes Zuhause gefunden“, bedankte sie sich bei Susanne Tietje, der neuen Leiterin der Bücherei, bevor Mark-Bürman das Wort ergriff: 91 Prozent aller Kinder würden sich wünschen, dass ihre Eltern ihnen vorlesen und schätzten vor allem das Zusammensein und die Gemütlichkeit, trug sie vor. Leider kämen diesem Wunsch der Kinder nur ein Drittel der Eltern nach, bedauerte sie und forderte ein Grundrecht auf Vorlesen.
Eine gute Gelegenheit neue Paten zu gewinnen, sei der Vorlesetag am 18. November, denn da könne man vielleicht auch männliche Paten gewinnen, denn die Sorgenkinder seien immer noch die Jungen. Deshalb wäre es schön, wenn sich männliche Paten finden würden, um so eine Vorbildfunktion einzunehmen. Die brauchten Felix und Lasse nicht. Die beiden sind häufige Gäste in der Bücherei. „Mein Lieblingsbuch ist ,Kleiner Drache Kokosnuss', der ist nämlich ein Feuerdrache“, erzählte der sechsjährige Lasse. Und Felix findet „Die drei Fragezeichen“ am besten – besonders die Folge, wo die drei jugendlichen Detektive im Gefängnis landen. Annika mag die „Hexe Lilli“ und Pauline hört gern aus den Büchern von „Elsa und Anna“, den beiden Schwestern.
Aber die Vorlesepatinnen lesen nicht nur für Kinder, sondern auch im Seniorenheim, so wie Gisela Simon, Ingeburg Libudzki und Ilse Klausing. „Wir sind von der ersten Stunde dabei und wollten lieber den Senioren etwas vorlesen“, erzählten die drei. Noch nicht so lange dabei ist Gabi Stubbe. So drei oder vier Jahre, schätzt die Lesepatin. Sie hat ein geändertes Zuhörverhalten beobachtet – auch als Schulbetreuerin: „Die Kinder können sich nicht mehr so lange konzentrieren.“