Twistringen. Eigentlich bringen die Besucher der Stadtbücherei Twistringen ihre ausgeliehenen Bücher, die sie gerne zurückgeben wollen, an die Theke in der Mitte des Raumes. Die Betonung liegt dabei auf dem Wort "eigentlich". Denn daran hat sich seit neustem etwas geändert. Was sich geändert hat, ist hierbei erst auf den zweiten Blick zu erkennen. So wird eine ältere Dame, die noch immer von ihrem ausgeliehenen Island-Krimi schwärmt, von Mitarbeiterin Antje Miesbach zu dem neuen Selbstverbuchungsterminal begleitet, das am Eingangsbereich fest installiert wurde. „Einfach das Buch auf die gekennzeichnete Fläche legen, Rückgabe anklicken und schon kann es in den nebenstehenden Wagen gestellt werden. So einfach ist das“, erklärt Miesbach.
Bücher können mithilfe des Selbstverbuchungsterminals somit nun von jedem selbst ausgeliehen und wieder abgegeben werden. Bisher war es so, dass während der Öffnungszeiten zwei Mitarbeiter an die beiden Verbuchungsplätze der Ausleihtheke gebunden waren. Sie sind an dieser Stelle stets ansprechbar gewesen und haben Auskünfte über die Prozedere der Ausleihe und Rückgabe gegeben. Dies hat aber ab sofort ein Ende. „Unser Wunsch im Team war es, den Nutzern ein modernes Bibliothekssystem zur Verfügung zu stellen, in dem sie auch im Zuge der digitalen Entwicklung ihre Medien selbst verbuchen können“, beschreibt Miesbach. Durch die Umstellung haben Miesbach und ihre Mitarbeiter zusätzlich mehr Freiraum für die Beratungs- und Programmarbeiten. „Für die Unterstützung unserer Nutzer an den Arbeitsplätzen, bei Beratungen zur Medienauswahl oder Onleihe-Beratung wollen wir uns gerne mehr Zeit nehmen, ohne dass es währenddessen zu Staus an der Ausleihtheke kommt.“
Für die Erkennung der Medien über den Selbstverbuchungsautomaten haben die Mitarbeiter sämtliche Medieneinheiten des Bestandes mit sogenannten RFID-Etiketten versehen. Mittels eines bestimmten Verfahrens sind die über die Barcodes der Medien gespeicherten Daten auf die Transponder der RFID-Etiketten übertragen worden. Dies war gar nicht so einfach, erinnert sich Miesbach: „Alle 14.500 Medien mussten einmal in die Hand genommen, geprüft und bearbeitet werden. Wir sind daher sehr erleichtert, dass alles so gut geklappt hat.“ Für den Fall, dass doch mal ein Buch durchgerutscht und bei dem Prozess vergessen wurde, haben die Angestellten mit einem kleinen Griff in die Trickkiste ausgeholfen. Jedes einzelne Medium wurde mit einem UV-Marker markiert. Unter UV-Licht wird ein bestimmtes Symbol dann erkennbar. „Es kommt immer wieder vor, dass ein Buch über längere Zeit ausgeliehen war und somit den ganzen Prozess rund um das Selbstverbuchungsterminal gar nicht miterlebt hat. Mit diesem Trick können wir betroffene Bücher schnell identifizieren und mit den fehlenden Etiketten versehen“, erklärt Miesbach.
Twistringens Bürgermeister Jens Bley zeigt sich von dem Selbstverbuchungsterminal beeindruckt und erkennt hierin einen für ihn richtigen Schritt in Richtung zukunftsorientierter Bibliothek: „Auch wir in Twistringen müssen uns den zeitgemäßen Standards einer modernen Bibliothek anpassen. Es kommt darauf an, sich modernen und besser aufzustellen und insbesondere den Kindern dadurch mehr zu bieten.“
Insgesamt belaufen sich die Anschaffungskosten auf rund 17.000 Euro. Finanziert wurden diese größtenteils über das Soforthilfeprogramm „Vor Ort für Alle“. Denn die Kosten für den Selbstverbucher, für die Konvertierungsarbeiten, für die Softwareeinstellungen sowie für die Materialien übernimmt das Soforthilfeprogramm zu 75 Prozent. Zusätzlich gab es noch eine Spende des Fördervereins der Stadtbücherei Twistringen in Höhe von 500 Euro. Die übrige Finanzierung erfolgte aus den Mitteln der Stadt Twistringen.
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