Weyhe-Erichshof. Ein Fluss schlängelt sich den Boden der Aula entlang. Mit Buntstiften haben die Schüler der Grundschule Erichshof auf der ausgebreiteten Papierrolle viele blaue Abzweigungen gemalt. Daneben hängt an einer Aufstellwand eine Leinwand, auf der ein ebenso schlangenförmig verlaufender Bach in einer grünen Landschaft abgebildet ist. Beides sind Arbeiten, die im Zuge des Kunstprojekts „Kunst und Natur“ entstanden sind. „Die Kinder haben sich damit beschäftigt, wie das Ideal eines Flusses in der Natur aussieht“, berichtet Künstlerin Anke Nesemann, die drei Jahre verantwortlich für die Kunst-AG war, nun die Zusammenarbeit mit der Direktion der Grundschule aber auf eigenen Wunsch beendet hat.
Den Teilnehmern des Schulprojektes hat sie erklärt, dass Gewässer in der Realität nicht immer in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten bleiben. Und unter Gesichtspunkten des Naturschutzes ist das nicht immer sinnvoll, wie Nesemann den Kindern anhand der Ochtum aufgezeigt hat. „Nachdem sie verlegt worden ist, wächst auf ihr keine einzige Seerose mehr“, sagt die Bildhauerin und Malerin. Informationen zu regionalen Gewässern hat sich Nesemann vom Fischereiverband Bremen-Stuhr geholt. Entstanden ist das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Weser-Hunte-Verband, der sich zur Hälfte an den Materialkosten beteiligt hat.
Kunst mit tiefer Botschaft
Bis Ende September sind die Kunstwerke, die im Zuge der Kunst-AG entstanden sind, in der Aula der Grundschule zu sehen. Seit dem 1. Mai haben Grundschüler von sieben bis zehn Jahren donnerstags an ihren Projekten gearbeitet – immer mit einer tieferen Botschaft dahinter. Mit Stofffarben haben die Kinder Baumwoll- und Papiertaschen mit Aufrufen zur Vermeidung von Plastik und Palmöl versehen. „Man hat ganz viele Produkte, die den Urwald und die Umwelt zerstören“, berichtet die neunjährige Paula, was sie bei dem Projekt gelernt hat. Was das konkret bedeutet? Paula verschränkt die Arme vor sich und legt die Stirn etwas in Falten: „Wenn der Urwald abgeholzt wird, können da keine Tiere mehr leben.“
Exemplarisch haben sich die jungen Teilnehmer des Projektes auch mit Australien auseinandergesetzt, das über sehr viel Naturräume verfügt. Anke Nesemann hat den Kontinent schon selbst bereist und berichtete den Kindern von ihren Erlebnissen. „Die Kinder sollen auch lernen, was es Anderes gibt auf der Erde“, erklärt die Künstlerin. Die Schüler sollten sich eigene Gedanken machen, wie eine Reise nach Australien wohl aussehen könnte. Gearbeitet haben sie dafür mit Naturmaterialien. Das Leinenkleid einer Schaufensterpuppe haben sie mit braunen Lederfetzen, mit Fingerfarbe und Blättern dekoriert. Am Sockel liegen Muscheln, die Nesemann von der Ostküste Australiens mitgebracht hat. Dort liegen auch Samen von Pflanzen, die dort typischerweise wachsen. „Die Australier sind enorm freundlich und sehr hilfsbereite Menschen“, berichtet Nesemann von ihren Reiseerlebnissen.
Ein besonderes Anliegen war es der Projektleiterin, den Kindern die Kultur und das Schicksal der Aborigines näherzubringen. Dafür hat die Gruppe die traditionelle Punktmalerei der Ureinwohner Australiens aufgegriffen und die Tierwelt des Landes damit abgebildet. Koalabär und Co. hängen in knalligen Farben und mit gepunkteten Konturen an der Wand der Aula. „Nach dem Projekt kann jeder sein Bild mit nach Hause nehmen“, sagt Nesemann.
Viel Spaß hatten die Kinder bei dem Projekt allemal. Viele konnten aber noch mehr für sich herausziehen. „Wir haben sehr viel über die Natur gelernt. Ich war in Kunst vorher eine Niete, das hat sich jetzt etwas gebessert“, sagt Schülerin Josi, die seit dem Sommer das Gymnasium besucht, ihre alte AG aber noch einmal besuchen wollte.
Ihre Kurse „Experimentelles Gestalten – Kunst für Kinder“ bietet Anke
Nesemann
auch andernorts an – zum Beispiel im Syker Kreismuseum. Sie veranstaltet zudem regelmäßig Termine im Atelier der Bildhauerwerkstatt/Kunstschule i
n Heiligenrode. Weitere Informationen gibt es im Internet unter der Adresse www.anke-nesemann.de.