Weyhe-Lahausen. Deutlich sichtbar nimmt das neue Wohngebiet Alte Gärtnerei Form an. Auch wenn die elf Objekte noch nicht einmal fertig sind: Verkauft ist bereits alles – so gut wie zumindest.
Nicht ganz aktuell ist das große Bauschild, das vom Hahnenfelder Weg aus zu sehen ist. Von 85 Prozent der Wohnungen ist da die Rede, die bereits verkauft sein sollen. Doch die Zahl ist inzwischen überholt, wie Michael Czehowsky, Geschäftsführer des vermarktenden Büros Exposé Immobilien, auf Anfrage berichtet. Sie liegt demnach praktisch bei 100 Prozent. Damit ist alles verkauft, nur ein Kauf sei noch nicht beurkundet. Ein knappes halbes Jahr, „eher vier Monate“, habe es gedauert, bis der ganze Wohnraum vergriffen war. Der Bedarf also ist da in der Gemeinde Weyhe und das zeigt auch die künftige Bewohnerstruktur. Die sei „breit gestreut“. Demnach kommen etwa 50 bis 60 Prozent aus der Gemeinde Weyhe und dem näheren Umfeld aber eben auch aus Bremen. Und das sei eben die Klientel, die in der Hansestadt nicht fündig geworden ist. „Das ist der Kostenstruktur geschuldet“, sagt Czehowsky. Vor Ort gebe es andere Preise als im Speckgürtel, „aber es nähert sich immer mehr an“.
Zum Jahresende soll alles fertig sein, vielleicht könnte es im Spätsommer schon in Richtung Einzug gehen. Teil des neuen Wohngebiets sind zehn Doppelhaushälften, vier Reihenhäuser, ein Einfamilienhaus sowie ein Mehrfamilienhaus mit vier Wohnungen nach dem Wohnraumförderungsgesetz, heißt es auf der Internetseite des Immobilienbüros. In vier Reihenhäusern seien demnach bereits Fenster eingebaut, der Fußboden werde für den Estrich vorbereitet. Ein Haus nach dem anderen erhalte die Dämmung und die gebrannten Klinker-Fassaden. Eine Doppelhaushälfte hat fünf Zimmer, eine Wohnfläche von 147 Quadratmetern auf einem 321 Quadratmeter großen Grundstück. Etwas kleiner fällt das Reihenmittelhaus aus, das zwar ebenfalls fünf Zimmer hat, allerdings auf einer Fläche von 125 Quadratmetern auf einem 207 Quadratmeter großen Grundstück. Das einzige Einfamilienhaus mit sechs Zimmern steht auf einer 500-Quadratmeter-Fläche, bewohnt werden können 164 Quadratmeter.
„Trotz einer schlechteren Wetterlage der letzten Wochen haben die Handwerker die geplanten Arbeiten verrichtet“, schreibt das Büro. Wie die Häuser selbst ist auch die Zuwegung noch in Arbeit. „Es ist noch nicht die richtige Straße“, sagt Czehowsky. Zuständig ist die investierende Bremer Mia Baugesellschaft, die die Straße auf eigene Kosten inklusive des Kanalanschlusses fertigstellt, dann aber kostenfrei an die Gemeinde übergibt, die sich um die Instandhaltung kümmert, so Czehowsky.
Der Name der Straße allerdings steht schon fest. Wie auch das Wohngebiet selbst bekommt sie den Namen Alte Gärtnerei und dieser setzt damit der vorherigen Nutzung des Areals sozusagen ein Denkmal. Bewirtschaftet hat den Betrieb dort der Gärtnermeister Thomas Meyer. Mehr als drei Jahrzehnte machte er auf 5500 Quadratmeter Gewächshausfläche in Zierpflanzenbau, wie er auf Nachfrage berichtet. Mit 500 000 Pflanzen ging er in den Endverkauf, versorgte aber auch den Großhandel. Bis es nicht mehr ging. „In den letzten 15 Jahren haben sich die Preise nicht verändert“, sagt Meyer. Discounter hätten ihre Marktmacht genutzt, in großen Mengen eingekauft und Preise gedrückt. Dazu kam: Es war keine Nachfolge in Sicht. „Meine Töchter haben ihren Vater nur arbeiten sehen“, sagt der 62-Jährige, der heute Friedhofsgräber betreut, über seine 60- bis 70-Stunden-Wochen. Die Töchter wollten den Betrieb nicht übernehmen. An den Start ging der Betrieb Anfang der 1950er-Jahre. Seinerzeit ist zunächst Tabak und Kohl angebaut worden, so Meyer, der den Betrieb 2017 aufgegeben und das Grundstück schließlich verkauft hatte.