Weyhe-Leeste. Um dem fortschreitenden Klimawandel entgegenzutreten, bedarf es verschiedener Vorgehensweisen. In den meisten Bereichen gebe es bereits gute Ansätze, berichtet Christian Silberhorn, Stadtplaner bei der Gemeinde Weyhe. Eine Ausnahme bildet ihm zufolge dabei das Thema Wärme. Das könnte sich jedoch ebenfalls in den kommenden Jahren ändern – mit einem bundesweiten Pilotprojekt, das nun in Leeste ansteht.
Der Begriff wirkt etwas sperrig: „Suburbane Wärmewende“ nennt sich ein Forschungsprojekt, vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Zuge des sechsten Energieforschungsprogramms der Bundesregierung gefördert und vom Projektträger Jülich begleitet. Dabei geht es laut Silberhorn darum, Methoden zu finden, wie der Energieverbrauch für Wärme reduziert werden kann. Denn die Sanierung von alten Gebäuden bringe aufgrund der geringen Anzahl der jährlich verbesserten Häuser nur wenig. „Wir sind bei einer Quote von 0,7 bis einem Prozent“, berichtet Silberhorn über die jährliche Zahl. „Um unsere Klimaziele ansatzweise erfüllen zu können, wäre eine Quote von vier bis fünf Prozent notwendig“, erklärt er. Deswegen sollen mit diesem und weiteren Forschungsprojekten neue Wege gefunden werden, den Verbrauch zu verringern. Nur eine kleine Zahl an Kommunen sei für jeweils ein Projekt ausgewählt worden, sagt Silberhorn. Und nur in Leeste werde die anstehende Idee erforscht.
Anlagen oft ineffektiv
Und darum geht es: „Für Strom gibt es eine Art See, jeder kann Strom einspeisen und entnehmen. Für Wärme gibt es das nicht“, erklärt der Stadtplaner. Nun entwickelten Forscher den Ansatz, etwas Ähnliches auch für Wärme einzurichten. Denn: „Eine Heizung muss die Wohnung auch bei starker Kälte bewohnbar halten“, so Silberhorn. Im Umkehrschluss ergebe sich daraus, dass die Anlagen für die allermeisten Tage viel zu groß und damit ineffektiv seien. „Deswegen wäre es gut, wenn jeder die überschüssige Energie in ein gemeinsames Netz geben kann“, fügt er hinzu. In diesem Gedankengang wollen die Verantwortlichen weg vom einzelnen Eigentümer, der etwas verändern muss, hin zu einer Quartierslösung. Und die soll anhand von Leeste in den nächsten zwei Jahren durchgerechnet werden.
„Was in einem Labor funktioniert, kann unter realen Bedingungen ganz anders aussehen“, erläutert Silberhorn die Notwendigkeit des Projektes vor Ort. Leeste eigne sich zum einen aufgrund seiner Lage sehr gut dafür: „‘Suburban‘ bedeutet im Prinzip ‚Speckgürtel‘“, sagt er. Das sei ideal, denn in Deutschland würden die meisten Menschen rund um Ballungsgebiete leben. Außerdem stelle sich die Leester Landschaft aufgrund der unterschiedlichen Nutzungen der Gebäude sehr vielfältig dar. Gleichzeitig besitze Leeste mit der Kooperativen Gesamtschule (KGS) und der Hundertwasser-Grundschule zwei große Energieverbraucher. „Es gab immer mal Überlegungen, das große Dach der KGS zur Gewinnung von Strom oder Wärme zu nutzen“, erklärt Silberhorn. „Aber das rechnet sich für die Schule aufgrund der Nutzungszeiten nicht.“ Wohl aber für das ganze Quartier. So zumindest die Hoffnungen der Beteiligten.
Das Projekt soll im Sanierungsgebiet Ortskern Leeste starten, Silberhorn hält es aber für sehr gut möglich, dass der Testbereich ausgeweitet wird. In den kommenden zwei Jahren wird das Ganze nun anhand der realen Gegebenheiten bearbeitet, der Stadtplaner hofft aber auf weiteren Nutzen: „Es gibt Folgeprojekte. Sollte sich herausstellen, dass der Ansatz gut ist, hoffen wir natürlich, dass ein Konzept für uns dabei herauskommt, das wir auch umsetzen können.“ Weyhes Bürgermeister Andreas Bovenschulte betont in diesem Zusammenhang allerdings, dass das Projekt selbst noch kein Versprechen ist, dass das System auch tatsächlich so kommt: „Es ist das Wesen der Forschung, dass das Ergebnis auch negativ ausfallen kann. Das wollen wir eben herausfinden.“
Um das Projekt näher zu erklären und weitere Informationen zu liefern, laden die Verantwortlichen für Dienstag, 26. Februar, zu einer Veranstaltung in den Ratssaal des Weyher Rathauses, Rathausplatz 1, ein. Um 14.15 Uhr geht es los, bis etwa 15.45 Uhr hören die Besucher verschiedene Vorträge dazu. Im Anschluss bestehe die Gelegenheit zu Fragen und Diskussionen. Alle Interessierten sind dazu eingeladen.