Kurskorrektur in Sachen Wohnungspolitik: Drei Vorschläge sind das Ergebnis einer Präsentation im Weyher Ausschuss für Bau, Planung und Umwelt gewesen, die offenlegte, dass der Kurswechsel wohl nötig ist. Das belegte ein Gutachten. Die Politik zeigte sich einig und unterstützte im Anschluss via Abstimmung erste Änderungen bei Bebauungsplänen. Denn dabei wurde klar wurde, dass in den vergangenen Jahren mehr gebaut wurde, als bislang angenommen. Die tatsächlichen Baufertigstellungen in den Jahren 2012 bis 2018 lagen bei 138 Wohneinheiten pro Jahr, wie Steffen Nadrowski, Leiter des Fachbereichs Gemeindeentwicklung und Umwelt, berichtete. Ausgegangen war die Verwaltung auf Grundlage einer Studie des Hamburger Planungsbüros Gertz, Gutsche, Rümenapp aber von nur 100 Wohneinheiten.
Deshalb und aufgrund eines Missverhältnisses bei den Wohnformen will die Gemeinde nun ihre vor zwei Jahren auf den Weg gebrachte sogenannte wohnungspolitische Gesamtstrategie überprüfen. Deutlich wurde nun auch, dass die Zahl der entstandenen Mehrfamilienhäuser die der neuen Einfamilienhäuser im genannten Zeitraum deutlich überstieg. „Der jüngere Betrachtungszeitraum 2012 bis 2018 zeigt einen Anteil von 63 Prozent der Wohnungen in Mehrfamilienhäusern“, sagte Nadrowski – „anstatt der damals angenommenen 55 Prozent“.
In den laufenden Planungen ist nun ein Anteil von 53 Prozent Wohneinheiten als Einfamilienhaus (EFH) oder auch Doppelhaushälfte und 47 Prozent als Mehrfamilienhaus (MFH) vorgesehen, so Nadrowski weiter. Beim Wohngebiet „Südlich Henry-Wetjen-Platz“ ist das anders, „da es eher der Zentrenentwicklung zuzuordnen ist“, und das Verhältnis bei 64 zu 36 Prozent liegt. „Die GGR-Studie hatte einen Anteil von 60 Prozent EFH zu 40 Prozent MFH empfohlen.“ Wegen der Ausweisung neuer Baugebiete können von 2019 bis 2026 zusammen mit der übrigen Bautätigkeit insgesamt circa 1550 neue Wohneinheiten entstehen – macht etwa 194 jährlich.
Mehr familienorientierter Hausbau
Zur „Kurskorrektur“ der wohnungspolitischen Gesamtstrategie, wie Nadrowski es nannte, empfiehlt die Verwaltung mehr Konzentration auf familienorientierten Hausbau, also EFH-Gebiete sowie „bezahlbare Wohnungen“. Zweitens soll „älteres Baurecht, das große Mehrfamilienhäuser zulässt, kritisch geprüft“ werden und drittens sollte die Gemeinde künftig nur moderat wachsen, um die soziale Infrastruktur, also Schulen und Kitas etwa, nicht zu überlasten.
Die Ausschussmitglieder waren sich einig, dass gegen die sich abzeichnende Entwicklung gehandelt werden müsse und stimmten dem Bericht Nadrowskis einstimmig zu, ebenso wie der Änderung des Bebauungsplans „Syker Straße“, der einen ersten politischen Schritt in dieser Sache bedeutet. Das Wohngebiet, das sich zwischen Lahauser Straße und Kleiberweg in Lahausen befindet, hat, so Nadrowski weiter, einen falschen Namen. Der Plan stamme aus dem Jahr 1972 und seinerzeit habe die Lahauser Straße den Namen Syker Straße gehabt, die heute durch den Ortsteil Melchiorshausen führe.
Das Gebiet sei vorwiegend durch EFH-Bebauung gekennzeichnet. Dort gehe es um die „Anpassung des Bauplanungsrechts mit beschränkenden Festsetzungen zur Erhaltung des gewachsenen Gebietscharakters“, heißt es in der Beschlussvorlage. Und weiter: „In diesem Sinne soll die Bestandsbebauung im Plangebiet gesichert und die Entstehung von mehrgeschossigen Mehrfamilienhäusern präziser gesteuert werden.“
Über die Änderung des bereits vollzogenen Plans sagte Nadrowski: „Das haben wir bisher noch nie gemacht.“ Der Ausschuss sprach sich einstimmig für das etwa ein Jahr dauernde Verfahren aus, das sich auf Nachfrage des Vertreters des Naturschutzbundes Weyhe, Bernd Daneke, auf insgesamt 150 Baupläne bezieht und dessen Bearbeitung Nadrowski zufolge zunächst die kommenden fünf Jahre brauchen werde.
Weitere Einstimmigkeit gab es bei den Abstimmungen zu den Bebauungsplänen "Herrenweide Erweiterung" und "Hinter den Höfen". Letzteres befindet sich in Kirchweyhe und ist 3,8 Hektar groß. "Der Bereich ist sehr durchmischt", sagte Stadtplaner Max Serzisko. Dort sollen demnächst noch Doppelhäuser entstehen, ein innerer Bereich sei noch unbebaut. Bei dem einstimmigen Votum für die Änderung des Bebauungsplans "Herrenweide Erweitung", ebenfalls eine alte Bezeichnung, gebe es schon einiges an Bestand, wie Jutta Timmermann, zuständig für Bauleitplanung, ausführte. "Das wollen wir absichern", sagte sie über das 3,2 Hektar große Gebiet – insbesondere auch die Erweiterung des Unternehmens Cordes & Graefe, angesiedelt auf Weyher und Stuhrer Gebiet. Konkret gebe es dort einen Bedarf für ein zusätzliches Verwaltungsgebäude und Parkplätze, hieß es.
Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+!