Landkreis Diepholz. Bei der Nachverfolgung der Corona-Infizierten und deren Kontakten setzt der Landkreis Diepholz ab sofort auf ein SMS-Tool. "Wir sind bei dem bisherigen System, möglichst noch am selben Tag alle Kontaktpersonen anzurufen, an einem Punkt angelangt, an dem das de facto nicht mehr drin ist", erklärt Kreisrätin Ulrike Tammen. Bei einer Zahl von Neuinfektionen von teilweise um die 500 pro Tag sei es in den vergangenen Wochen öfter vorgekommen, dass die Kontaktaufnahme erst zeitversetzt erfolgen konnte. "Die Lage bringt uns an unsere Grenzen", so die Kreisrätin weiter. Daher will das Gesundheitsamt des Landkreises nun neue Wege bei der Kontaktaufnahme gehen und setzt seit diesem Donnerstag auf ein SMS-Tool, mit dem die betroffenen Infizierten benachrichtigt werden.
Personell ist der Bereich der Kontaktnachverfolgung bereits ordentlich aufgestockt worden in den vergangenen Wochen. Neben dem Lagezentrum in der Dr.-Kinghorst-Schule in Diepholz mit rund 60 Arbeitsplätzen hat der Landkreis inzwischen auch noch einen zweiten Standort im großen Sitzungssaal im Diepholzer Kreishaus eingerichtet. "Wir wollten gern ein zweites Standbein haben, auch falls wir auch mal einen Corona-Fall haben sollten", erklärt Marcel Heitmann vom Gesundheitsamt, der für die Kontaktnachverfolgung im Lagezentrum zuständig ist. Dort sind noch einmal weitere 19 Arbeitsplätze entstanden. Bei den Mitarbeitern, die sich um die Kontaktnachverfolgung kümmern, ist der Landkreis inzwischen im dreistelligen Bereich angekommen, so Tammen. Neben eigenen Mitarbeitern der Verwaltung sind auch 18 Helfer der Bundeswehr im Einsatz, ebenso wie Scouts vom Robert-Koch-Institut, Kräfte vom Land sowie vom Finanzamt.
Doch all die Kräfte reichen dennoch nicht mehr aus, um alle Infizierten und deren Kontaktpersonen innerhalb eines Tages telefonisch zu kontaktieren. "Die Kollegen arbeiten am Limit", sagt Heitmann. Der Großteil von ihnen würde Überstunden von 60 aufwärts vor sich herschieben. Daher sollen nun technische Möglichkeiten Abhilfe schaffen. Mit dem neuen SMS-Tool bekommen die positiv Getesteten künftig eine SMS auf ihr Handy mit einem Link und der Bitte, diesen auch an ihre engen Kontaktpersonen weiterzuschicken. Über den Link können sie dann ein PDF-Dokument zum Ausfüllen öffnen und bearbeiten. "Die Informationen darüber gehen dann automatisch bei uns ins System", erklärt Heitmann.
Größter Vorteil des SMS-Tools: die Zeitersparnis. Während die Infizierten nach einem positiven Testergebnis ohnehin zu Hause in Quarantäne sitzen, könnten sie gleich das PDF-Formular ausfüllen. Die entsprechende SMS wird sofort übermittelt, sodass die Betroffenen nicht erst lange auf eine Rückmeldung vom Gesundheitsamt warten müssen. "Der Anruf erfolgt sonst oft erst ein paar Tage später", so Heitmann. Natürlich werden die eingegebenen Daten der Betroffenen auch noch mal von den Mitarbeitern des Gesundheitsamtes überprüft, ehe diese eine entsprechende Bestätigung rausschicken.
Für die Nutzung des SMS-Tools müssen die Bürger allerdings am besten gleich beim Corona-Test ihre Mobiltelefonnummer angeben. "Wir erwarten, dass wir dadurch eine Vielzahl an Fällen besser abarbeiten können", berichtet Heitmann, der betont, dass Menschen ohne Mobiltelefon aber natürlich auch weiterhin telefonisch vom Gesundheitsamt kontaktiert werden.
Aber auch vor der Kontaktaufnahme durch das Gesundheitsamt muss jeder, der ein positives Corona-Testergebnis hat oder Kontaktperson ist, die entsprechende Absonderungsverordnung des Landes beachten und sich entsprechend verhalten. "Da ist auch etwas Eigenverantwortung gefordert", betont Tammen. Demnach muss jeder mit einem positiven Testergebnis (egal ob Schnelltest oder PCR-Test) in Quarantäne. Derzeit kann ein negativer PCR-Test jedoch die Quarantäne nach einem positiven Schnelltest noch wieder aufheben. Außerdem ist die Quarantänezeit verkürzt worden auf sieben Tage, wenn die Betroffenen 48 Stunden symptomfrei sind und am siebten Tag einen negativen PCR-Test oder Schnelltest (bei einer offiziellen Teststation mit entsprechender Bescheinigung) machen. Das negative Testergebnis ist dann dem Gesundheitsamt per E-Mail an freitestung@diepholz.de zuzuleiten. Die Quarantäne endet dann ohne Bestätigung automatisch.
Kontrollen der Teststationen
Umso wichtiger ist es dabei auch, dass die offiziellen Teststationen sauber und ordentlich arbeiten. Entsprechend führt der Landkreis auch immer wieder stichprobenartige Kontrollen vor Ort durch und schickt Mitarbeiter inkognito zum Testen vorbei. "In 95 Prozent der Fälle läuft das gut", berichtet Tammen. Allerdings habe der Landkreis auch schon zwei oder drei schwarze Schafe entdeckt, die sich auch nach Ermahnung durch die Verwaltung nicht gebessert hätten. "Da haben wir dann auch schon mal die Beauftragung vom Landkreis entzogen", berichtet Tammen. Sprich: Die Betreiber bekommen kein Geld mehr für die vorgenommenen Corona-Tests. Das sei aber eher die Ausnahme. Dennoch geht die Verwaltung allen Beschwerden von Bürgern nach und nehme diese zum Anlass, um bei den Testzentren genauer hinzuschauen. "Ist die Qualität nicht da, können wir das nicht akzeptieren", betont auch der Diepholzer Landrat Cord Bockhop.
Kontaktpersonen, die nach der Niedersächsischen Absonderungsverordnung in Quarantäne müssen, werden vom Landkreis künftig nicht mehr persönlich kontaktiert. Die Pflicht zur Information liegt damit alleinig bei der betroffenen Person. Benötigen Kontaktpersonen für die Quarantäne eine Bestätigung des Gesundheitsamtes, kann diese per E-Mail an gesundheitsamt@diepholz.de angefordert werden. Weitere Informationen zu den geltenden Corona-Regeln sowie eine detaillierte Übersicht zur Absonderungsverordnung gibt es online unter www.niedersachsen.de/ coronavirus.