Bruchhausen-Vilsen. Elektromagneten herstellen, spektroskopische Untersuchungen oder das Erforschen von Schwingungen: Das Gymnasium in Bruchhausen-Vilsen setzt viel daran, seinen Schülern die Welt der Physik näherzubringen. Um auch ihre Abiturienten bestmöglich auf die Prüfungen in diesem Fach vorzubereiten, möchte die Schule Experimentierkästen anschaffen. Einen entsprechenden Antrag hat Johannes Rethfeld, Lehrer für Mathematik und Physik am Gymnasium, bei der Samtgemeinde als Schulträger gestellt. Am Dienstagabend ging es nun darum, den Schulausschuss der Samtgemeinde von dem Vorhaben zu überzeugen.
Seit 2016 haben Abiturienten, die ihre Prüfung im Fach Physik ablegen, die Möglichkeit, bei den Prüfungsaufgaben zwischen theoretischen und praktischen Fragen zu wählen. "Die theoretischen Fragen basieren dabei auf der Arbeit mit den Experimentierkästen", berichtet Johannes Rethfeld den Ausschussmitgliedern über die Ausgangslage. "Zudem sieht auch das Kerncurriculum die Arbeit mit den Experimentierkästen im Unterricht vor." Am Vilser Gymnasium gestalte sich das allerdings schwierig, weil die Schule über keinen der drei vorgesehenen Experimentierkästen verfügt. "Bisher haben wir mit den Schülern kurz vor den Abiturprüfungen einen Ausflug in das Xlab in Göttingen gemacht", sagt Schulleiterin Lisa Peitzmeier-Stoffregen. Aufgrund der Corona-Situation musste die Schule aber in den vergangenen zwei Jahren auf den Trip zum Experimentallabor für junge Leute verzichten – zum Nachteil für die Physik-Abiturienten.
Die Experimentierkästen sollen drei Bereiche der Physik abdecken: Optik und Atomphysik, Elektrik und Elektronik sowie Schwingungen und Wellen. An den Gymnasien in Sulingen, Diepholz und Syke werden diese Kästen bereits seit 2016 im Unterricht und zur Abiturvorbereitung genutzt. Rethfeld, der bis vor drei Jahren noch am Syker Gymnasium gelehrt hat, war bei der Antragsstellung vor knapp sechs Jahren mit beteiligt. "Den haben wir bewilligt bekommen", sagte er dem Gremium. Günstig war die Anschaffung allerdings zu diesem Zeitpunkt nicht: Rund 55.000 Euro hat sich der Landkreis Diepholz als Schulträger das Vorhaben kosten lassen – pro Schule. Rethfeld geht davon aus, dass eine Anschaffung mittlerweile bei gut 60.000 Euro liegt. Der Antrag enthalte aber auch den Erwerb von Materialien zur selbstständigen Nutzung und weiteres Zubehör für die Experimentierkästen. "Eine sinnvolle Ergänzung", wie Rethfeld findet. Dafür seien die Arbeitsmaterialien mit der technischen Ausstattung der Schule kompatibel, sprich Smartboards, Laptops und den iPads, die nun nach und nach eingeführt werden sollen.
Mitglieder vermissen Beschlussvorlage
Überraschung machte sich bei den Mitgliedern des Ausschusses breit, als bekannt wurde, dass an diesem Abend über den Antrag entschieden werden solle – lag doch keine entsprechende Beschlussvorlage der Ratspost bei. Laut Cattrin Siemers, Leiterin des Fachbereichs Bildung, sei die kurzfristige Aufnahme des Antrags auf die Tagesordnung der Grund gewesen, weshalb es keine Beschlussvorlage gegeben habe. Zwei Optionen zur Finanzierung gäbe es aber bereits: "Wir könnten drei Jahre lang jeweils 20.000 Euro investieren oder die Investition splitten und teilweise über den Digitalpakt abwickeln."
Als "bedauerlich" bezeichnete Hermann Schröder (UWG) die Situation, sagte aber auch: "Ich bin verwundert, dass der Landkreis die Experimentierkästen schon 2016 angeschafft hat, wir in den letzten Jahren aber nicht." Torben Garbers (CDU) zeigte sich überrascht, dass nun ad hoc über die Anschaffung der Lehrmaterialien entschieden werden müsse: "Es wäre besser gewesen, wenn es eine Beschlussvorlage gegeben hätte und wir in den Fraktionen darüber nochmal gesprochen hätten." Ähnlich war der Tonus auch bei Martina Claes und Jens Grimpe (beide SPD), die den Antrag grundsätzlich befürworteten, sich aber auch eine entsprechende Vorlage gewünscht hätten.
Das Gremium kam schließlich zu folgendem Beschluss, wie der Vorsitzende Michael Albers (SPD) zusammenfasste: Der Ausschuss begrüßt und unterstützt die Anschaffung der Experimentierkästen und bittet die Verwaltung, Finanzierungsmöglichkeiten zu prüfen und diese in Form einer Beschlussvorlage für die nächste Sitzung zu erarbeiten. Zudem empfiehlt das Gremium, 20.000 Euro als Kosten für den Erwerb im Haushalt 2022 aufzunehmen. Bei einer Enthaltung stimmten die Mitglieder dem Antrag zu.
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