Ein bisschen „Nachspielzeit“ hatte der Kreistag des Fußballkreises Diepholz dann doch. Aber die fiel mit 60 Sekunden nur kurz aus. Nach genau 91 Minuten beendete Kreisfußballchef Andreas Henze aus Bassum die Sitzung in Sudwalde. Die hatte freilich keine festgesetzte Spieldauer wie ein echtes Match, doch das Ende nach rund anderthalb Stunden gefiel angesichts des Garten- und Freibadwetters sowohl den Vorstandsmitgliedern als auch den Delegierten der Vereine.
Dass es recht schnell ging im Gasthaus Stühring, bedeutete allerdings nicht, dass es keine wichtigen Themen gab, die die Fußballer der Region zu besprechen hatten. Die Berichte zeigten zweierlei: zum einen, dass es im Fußballkreis ganz gut läuft, zum anderen, dass es aber auch viele Herausforderungen gibt, die die Kicker der Region bewältigen müssen. Eine Übersicht.
Thema Spielbetrieb 2019: Spielausschussvorsitzender Michael Steen vermeldete durchaus erfreuliche Zahlen: Für die kommende Saison bleiben die Zahlen der Mannschaften im Herren- und Frauenbereich konstant: 101 Elfer- und 18 Siebenermanschaften sind es bei den Männern, 15 Elfer- und zehn Siebenerteams bei den Frauen. Leichte Rückgänge gibt es dagegen bei der Ü32 (24 statt 29 Mannschaften) und bei der Ü40 (26 statt 28). Die Ü50-Fraktion erhält dagegen einen Zuwachs von einem Team von 21 auf 22. „Insgesamt haben wir also sechs Mannschaften verloren“, rechnete Steen vor.
Bei der Staffeleinteilung gibt es eine Veränderung für die Kicker am unteren Ende der Fußballnahrungskette: Die 3. und die 4. Kreisklasse werden zusammengelegt. Die TSG Seckenhausen-Fahrenhorst hatte diesen Vorschlag gemacht, 16 Vereine stimmten dieser Idee zu, „alle anderen hat es offenbar nicht interessiert“, kommentierte Steen die ansonsten ausbleibenden Rückmeldungen. Die Teams der 3. und 4. Kreisklasse werden fortan in drei 14er-Staffeln spielen. „Das ist ein vernünftiger Spielbetrieb“, fand Steen. Die drei Staffelsieger werden aufsteigen, die drei Tabellenzweiten spielen in einer Relegation den vierten Aufsteiger aus. Übrigens, so Steen, seien von nun an vier Wechsel möglich – und auch Rückwechslungen. Eine Entscheidung, für die es Applaus gab.
Die Elfermannschaften der Frauen werden in Zukunft nicht mehr in einer Kreisliga und einer 1. Kreisklasse spielen, sondern in einer Klasse. „Bis Ostern werden wir eine Qualirunde mit allen Mannschaften austragen, danach kommen die besten acht Teams in die Kreisliga und der Rest in die 1. Kreisklasse. Dabei werden sie die Punkte und die Tore aus der Qualirunde mitnehmen“, erklärte Steen den neuen Modus.
Thema Schiedsrichter: Jan-Eike Ehlers blickte auf seinem ersten Kreistag als Kreisschiedsrichterobmann und auf ein laut eigener Aussage angenehmes Jahr zurück. Einiges wurde in die richtigen Bahnen gelenkt, wie unter anderem 34 Teilnehmer beim zweiten Anwärterlehrgang zeigten – es waren genau doppelt so viele wie beim ersten. „Das zeigt, dass es geht.“ Allzu große Illusionen machte Ehlers allerdings weder sich noch den Vereinsvertretern. Es wird keinen Schiedsrichter-Boom geben. „Wir reden davon, dass das Halten der jetzigen Anzahl an Schiedsrichtern ein Erfolg ist. Das muss das Ziel sein.“ Hilfestellung gibt der Kreisschiedsrichter-Ausschuss: Dessen Mitglieder etwa betreuen die neuen, meist jungen Unparteiischen intensiv, um sie bei der Pfeife zu halten. Der Fußballkreis sponsert zudem die erste Ausrüstung der neuen Schiedsrichter.
Generell bewertete Ehlers das Zusammenspiel von Unparteiischen, Trainern, Spielern und auch Zuschauern durchaus positiv. „Wir sind hier im Kreis Diepholz auf einer Insel der Glückseligen“, sagte er. Ausschreitungen und Attacken gegen Schiedsrichter sowie Spielabbrüche seien in anderen Kreisen fast schon Alltag. „Das haben wir hier ganz selten – und das soll auch so bleiben.“
Thema Zukunft: Auch wenn die Mannschaftszahl nahezu konstant bleibt, wollte Andreas Henze nicht verschweigen, dass der Mitgliederschwund und der Rückgang der Aktiven insgesamt den Deutschen Fußballbund (DFB), den Niedersächsischen Fußballverband, aber auch den Fußballkreis beschäftigen. Alle Vorstellungen, wie die junge Generation für den Sport zu begeistern und die ältere länger zu halten sei, teile er aber nicht. So etwa die Idee, den eFootball, also das Fußballspiel an der Konsole, weiter voranzutreiben. Sein Verständnis von Fußball sei das nicht, betonte Henze. „Aber wir werden uns da nicht verschileßen“, sicherte er all denen Unterstützung zu, die sich in diesem Bereich versuchen oder weiterentwickeln wollen.
Gute Ansätze sieht der Bassumer dagegen in der Einführung von Funino, oder, wie es beim DFB aufgrund von Markenrechten heißt, Kinderfußball, also dem Spiel mit nur drei Akteuren pro Team auf mehrere Tore. „Das ist die Möglichkeit, junge Spieler zu begeistern“, glaubt er. Der DFB, das hatte Marcus Peters, der Vorsitzende des Qualifizierungsausschusses, bereits auf dem Kreisjugendtag (ein Bericht folgt) betont, werde diese Spielform jetzt durchdrücken. „Wir sollten uns also nicht verschließen und es einfach ausprobieren.“
Und die Älteren, die Generation Ü50 und Ü60? Auch da gibt es Ideen, sie auf dem Platz zu halten, unter anderem Geh-Fußball, kicken ohne zu rennen also. „Das gibt es bereits im Bremer Raum. Das möchten wir in Zukunft auch bei uns integrieren“, verriet Henze.
Weitere Informationen
Die Geehrten auf dem Kreistag
Cord Freye (TuS Sulingen), Gerald Hertzer (FC Sulingen), Wilhelm Hohlt (TuS Wagenfeld), Eckhard Kotrade, Anja Melloh, Manfred Platze (alle TSV Drentwede), Oliver Schütte (AS United), Kai-Christian Siemering (FC Sulingen), Johannes Stamminger (TSV Okel), Martin Wolle (AS United) THR