Syke. Alle Räume des Syker Vorwerks sind belegt. Mehr als 50 oft großformatige Bilder und Objekte zeigt dort ab Sonntag der überregional bekannte Künstler Holger "Pablo" Hirndorf aus Warpe (Landkreis Nienburg). „Zwischen-Blick“ ist der Titel der Ausstellung, die zwar so umfangreich wie eine Retrospektive wirkt, aber eigentlich keine ist. Denn Hirndorf ist erst 59 und hat noch viel vor.
Vor 13 Jahren hatte der Künstler schon einmal eine Einzelausstellung im Vorwerk bestückt: „aRound“ hieß diese, und auch dieses Mal sind wieder viele runde Bilder und Objekte zu sehen. Denn Hirndorf arbeitet gern mit der runden Form, die immer mal wieder Durchblicke zulässt. Die Ausstellung beginnt im ersten Raum mit Arbeiten, die aus den End-Achtziger-Jahren stammen: "Fragmente" sind es, großformatige Landschaften, in denen er Alltagsgegenstände aufgreift. Wie ein italienisches Nummernschild, das er einst beim Besuch der Uffizien in Florenz fand. Oder ein rostiges Fass, das an der Atlantikküste angespült worden war. Ein Kronkorken, den er in Carnac in der Bretagne zwischen den Menhiren fand. "Alles Zeichen menschlicher Existenz", sagt er und hat sich angesichts dessen oft selbst die Frage gestellt: "Was ist eigentlich schön?"
Schön sind seine Bilder ohne Frage, oft von altmeisterlicher Qualität und auch genau auf diese Art gemalt: Zunächst arbeitet er mit Grautönen, um Licht und Schatten auf der Leinwand darzustellen. Darüber schichten sich die Farben, oft viele übereinander. Diese "Besessenheit" für das Malen von Bildern in altmeisterlicher Qualität war es auch, die ihm schon in jungen Jahren den Namen "Pablo" – frei nach Picasso – seitens seiner Freunde eingebracht hat.
Die neue Ausstellung im Vorwerk zeigt von figürlicher, fast fotografisch-naturgetreuer Malerei bis zu Bildhauerei und Installationen alle Facetten von Hirndorfs Arbeit. Die findet in, zwischen und mit der Natur statt, denn sein Atelier ist in Warpe zwischen Feldern und Wald, und sein Arbeitsmaterial besteht oft aus Dingen, die er draußen findet. "Oder die Dinge finden mich", sagt er. Wie altes Blech, Kiefernholz, Bodendielen aus Abrisshäusern, Strohballen, aus denen seine riesigen "Feldarbeiten" entstehen, Stoppeln kurz vor dem Ackerumbruch, rohe Damwildhäute: "Felle sind einer der ältesten Werkstoffe des Menschen", sagt er. Diese gerbt er als Jäger sogar selbst und macht daraus Dinge, über die man nur staunen kann: Eine Krone hängt in der Ausstellung, ihr Titel: "It's good to be king, just for a while" (übersetzt: "Es ist gut, König zu sein, auch wenn es nur für eine Weile ist"). Mit einem Augenzwinkern, aber immer ästhetisch formuliert er seine künstlerische Botschaft.
Dazwischen finden sich Arbeiten mit religiösen Ansätzen, oft aus altem, sehr altem Holz hergestellt, wie die Skulptur "Noli mi tangere" (lateinisch, zu deutsch: "Rühr mich nicht an"), die eine Leihgabe des Forsthauses Heiligenberg ist.
Was Hirndorf auch bearbeitet, tut er mit malerischem Schwerpunkt; er ist kein gelernter Bildhauer. Seine Kunst im öffentlichen Raum findet sich beispielsweise im Hoyaer Verkehrskreisel, in Kirchenfenstern oder im Syker Friedeholz. Hirndorf erhielt unter anderem 2007 für sein künstlerisches Schaffen den Kulturpreis des Landkreises Nienburg und den ersten Preis im Skulpturenwettbewerb in Diepholz.
"Pablo Hirndorf ist ein Ausnahmekünstler, der seiner Heimat treu geblieben ist und sich künstlerisch in der Region einen Namen und verdient gemacht hat. Seine Arbeiten im öffentlichen Raum und in kirchlichen Zusammenhängen sind außergewöhnlich und zeugen von seiner künstlerischen Qualität", sagt Nicole Giese-Kroner vom Syker Vorwerk. Sie freut sich auf die Ausstellung und darauf, am 30. April den 60. Geburtstag des Künstlers dort zu feiern: mit Kaffee, Kuchen und dem Katalog zur Ausstellung, der dann vorgestellt wird.