Landkreis Diepholz/Syke. Fahrradfahren liegt im Trend, insbesondere das Radeln mit dem Pedelec. Die elektrikunterstützte Fahrweise boomt seit Jahren, "die Zahl der Nutzer verdoppelt sich ungefähr jedes Jahr", hat auch Wolfgang Rehling von der Verkehrswacht im Landkreis Diepholz festgestellt. Und die Corona-Pandemie hat diesem Boom zusätzlichen Schwung verliehen.
Doch dieser Boom hat auch seine Schattenseiten, haben sowohl die Verkehrswacht als auch die Polizei und der Landkreis festgestellt: Die Zahl der Unfälle mit Fahrradfahrern hat sich ebenfalls erhöht. Da soll gegengesteuert werden. Deshalb haben die drei Akteure vor zwei Jahren begonnen, unter dem Titel "Fit mit dem Pedelec" Fahrkurse anzubieten, erläutert Erster Kreisrat Jens-Hermann Kleine und kündigt an: "Damit wollen wir nun wieder durchstarten." Bei sechs Veranstaltungen in diesem Jahr können Jung und Alt, Anfänger und Fortgeschrittene, Vielfahrer und Wiedereinsteiger sich von Fachleuten bildlich gesprochen in den Sattel helfen lassen. Los geht es am 27. April in Sulingen.
Kurse für Einsteiger und Fortgeschrittene
Angeboten werden Einsteiger- und Fortgeschrittenenkurse, führt Rehling aus. In den Einsteigerkursen gehe es zunächst viel um Fragen der Technik: Welches Pedelec eignet sich für welchen Zweck am besten? Welcher Akku? Welche Leistung? Fahrrad mit Stange oder tiefer Einstieg und vieles mehr. "Wir geben keine Kaufempfehlungen, aber wir geben eine Menge Tipps, welches Pedelec sich für den jeweiligen Nutzer gut eignen würde", betont Rehling.
Daran schließt sich der Praxisteil mit viel Fahren an sowie eine Schulung in Sachen Verkehrsrecht und Sicherheit. Diese Schulung übernimmt die Polizei. Die Beamten klären auf über die Straßenverkehrsordnung und geben Tipps, wie man das Pedelec am besten sichern kann. Eine Helmpflicht besteht nicht, weder im Verkehrsrecht noch bei den Kursen. "Doch wir empfehlen immer das Tragen eines Helms", sagt Rehling mit Blick auf die gefährlichen Kopfverletzungen, die bei Unfällen passieren können. Die meisten der Teilnehmer lassen sich überzeugen, sagt er.
Hoher Praxisanteil
In die Kurse für Fortgeschrittene bringen viele ihr eigenes Pedelec schon mit, hat die Erfahrung gezeigt. "Da ist der Praxispart dann noch wichtiger", sagt Rehling. Etwa 50 Prozent der Zeit stehe das Fahren ohnehin im Mittelpunkt der Kurse. "Wir fangen erst mal damit an, ob Sattel und Lenker richtig eingestellt sind", gibt Rehling einen Einblick. Es folgen einfache Übungen, bei denen auch die Nutzung der verschiedenen Gänge, die jedes Pedelec ebenfalls hat, erst einmal ausgetestet werden. "Viele fahren einfach im obersten Gang mit maximaler Unterstützung", sagt er. Doch die Möglichkeiten seien natürlich vielfältiger.
Diese werden unter anderem beim Slalomfahren um Hütchen erprobt. Bei der zweiten Runde soll dies mit größtmöglicher Unterstützung erfolgen. "Und spätestens da habe ich das Interesse aller", sagt Rehling mit einem Lachen. Denn der erhöhte Schwung durch die elektrische Unterstützung beim Pedelec sorge dafür, dass viele daran scheitern. Dieser erhöhte Schwung sei eine Gefahrenquelle beim Pedelec-Radeln, die viele unterschätzen, so der Experte.
Weitere Übungspunkte sind Zielbremsungen und das einhändige Fahren. Letzteres sei besonders wichtig beim Abbiegen und Rückwärtsblicken. "Da haben vor allem viele Ältere Probleme", sagt Rehling. "Da geben wir Tipps, wie das besser klappen kann." Und schließlich folgt noch das Fahren zu zweit – wichtig für Radler, die auch gern mal eine Fahrradtour unternehmen.
Finanziell unterstützt werden die Kurse vom Landkreis. "Wir unterstützen das sehr stark mit unseren Bußgeldern", verrät Volker Töllner vom Fachdienst Bürgerservice und Straßenverkehr beim Landkreis. Dadurch können die Gebühren für interessierte Teilnehmer auf zehn Euro begrenzt werden.
Sechs Termine an sechs Standorten
Die Kurse des Landkreises stehen allen Interessierten offen. Pro Kurs können maximal zehn Pedelec-Fahrer teilnehmen. Die Kurse finden jeweils von 15 bis circa 19 Uhr an den jeweiligen Feuerwehrhäusern der Orte statt: am 27. April in Sulingen, am 11. Mai in Weyhe, am 25. Mai in Syke, am 1. Juni in Diepholz, am 22. Juni in Twistringen und am 17. August ein weiteres Mal in Syke. Eine Anmeldung ist erforderlich. Diese nimmt Marco Niemann von der Verkehrssicherung des Landkreises unter der Rufnummer 0 54 41 / 9 76 44 03 oder per E-Mail an Verkehrssicherung@diepholz.de entgegen. Er beantwortet auch weitere Fragen.