Syke. "Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah." Getreu diesem Motto liegen Produkte aus der Region voll im Trend. Besonders bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen, aber auch bei (Kunst-)Handwerklichem schauen viele Menschen wieder verstärkt erst mal über den eigenen Gartenzaun, ehe sie zu Produkten aus weiter Ferne greifen. Dem will die Stadt Syke nun Rechnung tragen. Sie sucht Mitstreiter für einen Regionalladen mitten in der Innenstadt.
Die Idee dazu entstand aus einer Notlösung. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten die weihnachtlichen Kulturtage 2020 nicht stattfinden. Stattdessen richtete die Stadt ein Kunsthandwerk-Stübchen in der Schloßweide 1 ein. Die Räumlichkeiten wurden interessierten Kunsthandwerkern zur Verfügung gestellt. Dort konnten sie ihre Werke unter einem Dach präsentieren und verkaufen (wir berichteten). "Das lief sehr gut und wurde gut angenommen", berichtet Ilsemarie Hische, die das Stübchen organisiert hatte. Die Idee dahinter sei nun zu einem Konzept für einen Regionalladen weiterentwickelt worden, verrät sie weiter.
Unter einem Dach sollen Anbieter aus der Region die Möglichkeit erhalten, ihre Produkte zu verkaufen. Erster Stadtrat Thomas Kuchem und Ilsemarie Hische denken dabei beispielsweise an Eier und Kartoffeln, aber auch Brotaufstriche und Marmeladen, Honig, Säfte oder Milchprodukte. Wie weit der Begriff "regional" dabei aufzufassen ist, wollen die beiden nicht an einer Kilometerzahl festmachen. Dennoch sei er durchaus wörtlich zu verstehen. Schließlich gehe es neben der Förderung lokaler Produzenten auch um Themen wie Nachhaltigkeit und Ökologie. Lange Lieferwege sollen daher vermieden werden.
Erste Gespräche mit Eigentümern von Immobilien in der Syker Innenstadt wurden bereits geführt, teilt Kuchem mit. Zwei Objekte hat die Stadt in Aussicht. Wie bereits beim Kunsthandwerkerstübchen geht die Stadt dabei zunächst in Vorleistung. Möglich wird dies durch das Sofortprogramm "Perspektive Innenstadt", das vom Land Niedersachsen aufgelegt wurde. Syke hatte sich für die Teilnahme beworben und war akzeptiert worden. Ein positiver Bescheid des niedersächsischen Ministeriums für Bundes- und Europaangelegenheiten erfolgte dazu bereits (wir berichteten). Die bewilligte Fördersumme von 345.000 Euro wurde nun um 10.000 Euro aufgestockt, so Kuchem. Weitere Projekte wie beispielsweise Co-Working-Spaces sind ebenfalls in Vorbereitung. "Da arbeiten wir mit Profis zusammen", so Kuchem. Die Genossenschaft „Coworkland“, eine Eigeninitiative, die sich für die Einrichtung von Co-Working-Spaces im ländlichen Raum einsetzt, soll an der Hauptstraße eine leerstehende Immobilie anmieten und entsprechend einrichten und betreiben.
Und die Unterstützung von Profis hat die Stadt auch bei der Bewirtschaftung des Regionalladens gesucht. Denn betreiben kann sie das Geschäft nicht selbst. "Das können wir als Stadt nicht leisten", sagt Kuchem. Es sei auch nicht ihre Aufgabe. Beim Kunsthandwerker-Stübchen teilten sich daher die beteiligten Kunsthandwerkerinnen die Arbeit für das zeitlich begrenzte Projekt wochen- und stundenweise ein. Das sei für ein dauerhaftes Angebot in der Innenstadt allerdings nicht darstellbar, so Kuchem. Die Stadt denke für den Regionalladen daher nun über eine Kooperation mit jemandem nach, der sich mit einem eigenen Ladengeschäft selbstständig machen möchte. Dort könnte der Regionalladen dann quasi mit integriert und betrieben werden.
So eine Existenzgründerin könnte die Stadt mit Romina Jordemann, Inhaberin des neuen Unverpackt-Wagens auf dem Syker Wochenmarkt, bereits gefunden haben. Sie würde neben ihrem Marktstand gern einen festen Standort einrichten. Das Angebot werde gut angenommen, und mit einem eigenen Laden könnte sie eine größere Auswahl bieten, sagt sie.
Dort könnte sie dann auch die Produkte weiterer regionaler Anbieter verkaufen, lautet die Grundidee der Stadt. Ihrerseits gebe es dann durch die Fördermittel Unterstützung hinsichtlich der Räumlichkeiten. Allerdings sei diese Unterstützung zeitlich begrenzt, so Kuchem. Ziel bei beiden Projekten – Co-Working-Spaces wie Regionalladen – sei es, dass diese sich langfristig wirtschaftlich selbst tragen.