Alte Posthalterei Von Deutschland zum Mars

Ein informativer und lehrreicher Vortrag erwartete die Gäste am Donnerstag in der Alten Posthalterei in Syke. Die Raumfahrtingenieure Hend Kamoun-Rosenko und Eduard Rosenko referierten zum Thema Raumfahrt.
16.09.2022, 17:00 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Von Dorit Schlemermeyer

Syke. „Syke hat Menschen mit Potenzial, und das gilt es zu entdecken“, meinte Johann Hulijus in seiner Begrüßung im Café Alte Posthalterei in Syke am Donnerstagabend. Dieses Potenzial hatte er in den beiden Raumfahrtingenieuren Hend Kamoun-Rosenko und Eduard Rosenko entdeckt und beide, die bei der Ariane-Group und Airbus in Bremen tätig sind, für einen Vortrag über Raumfahrt gewinnen können. Das überwiegend männliche Publikum zeigte sich von Anfang an wissbegierig und aufgeschlossen, um mehr darüber zu erfahren, was zum Thema Raumfahrt in Bremen so passiert.

Während Huljius noch bedauert hatte, dass etliche Plätze im Spieker der Alten Posthalterei frei blieben, sah Rosenko die positiven Seiten: „Das ist familiärer, und man kann besser miteinander interagieren.“ Zum Einstieg ins Thema konnten die Gäste die technischen Meisterwerke der Firmen sehen und wurden mit bekannten Kürzeln und Begriffen aus der Raumfahrt konfrontiert, die den offenbar technikaffinen Zuhörern nicht fremd waren. So etwa die ISS, die internationale Raumstation. „Wie lautet eigentlich die genaue Übersetzung?", wurde Hend Kamoun-Rosenko gefragt und beantwortete die Frage gern: "International Space Station". Immer basierten die technischen Entwicklungen auf internationaler Zusammenarbeit mit dem Kennedy Space Center in Cape Canaveral und Französisch Guyana, dazu gebe es Standorte in Großbritannien, den Niederlanden und Frankreich: „Kein Land könnte diese Aufwendungen alleine stemmen“, so die Rosenkos. Bis zum Ausbruch des Kriegs in der Ukraine habe es eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit mit Russland gegeben, die dann schlagartig beendet gewesen sei.

„Könnte Deutschland alleine eine Rakete bauen?“, kam dazu auch prompt eine Anfrage aus dem Publikum. „Eine kleine vielleicht, aber niemals eine in der S-Klasse wie die Ariane 5 oder 6“, lautete die Antwort. „Warum werden eigentlich Starts abgesagt oder verschoben? Das ist doch ärgerlich“, fragte ein Zuhörer und bekam die wissenschaftliche Erläuterung, dass die Möglichkeiten für einen Start mit dem Verhältnis von Erde und Mond korrelieren müssten. So seien Starts in manchen Monaten unmöglich, könne die Rückkehr der Rakete zwischen 28 und 40 Tagen dauern, erläuterte Hend Kamoun-Rosenko.

Gerade in den Anfängen 1961, als die Europäische Raumfahrttechnik GmbH gegründet wurde, gab es etliche Herausforderungen zu meistern. Am 25. Dezember 1979 war dann der spektakuläre Start der Ariane 1, die immerhin elf Flüge absolvierte, bevor sie ausgemustert wurde. Und wieder eine Frage eines Zuhörers: „Kann man Raketen nicht wieder aufbereiten?“ Leider sei das noch nicht möglich, aber man arbeite daran, so Eduard Rosenko. Das „Arbeitstier“ der Firma sei die Ariane 4 mit 116 Flügen gewesen, und auch die Ariane 5 habe immerhin 114 Flüge absolviert. Jetzt arbeite man an der Entwicklung der Ariane 6, da das Konzept für die Vorgänger nicht mehr passe. Die hatten noch Satelliten mit einem Gewicht von sieben und acht Tonnen in den Weltraum transportieren müssen; in Zukunft handele es sich um deutlich leichtere und kompakte Satelliten.

Sehr beeindruckend auch eine der Schlussfolien von Hend Kamoun-Rosenko: eine schematische, detailgenaue Abbildung des European Service Modul, das in Bremen gebaut wird und zur Versorgung der Astronauten dient. Dafür transportiert das Modul 240 Liter Wasser, 90 Kilogramm Sauerstoff und 8000 Liter Treibstoff. 20.000 Teile und zwölf Kilometer Kabel wurden dafür verbaut. Zum Schluss des Vortrags dann die Frage von Huljius, was die beiden Raumfahrtingenieure sich von der Politik wünschten. Die Antwort: „Wir würden uns eine klare Strategie und eigene Visionen wünschen, aber sehen auch ein, dass die Politik Ziele gegeneinander abwägen muss.“ Von Deutschland zum Mars? Das sei noch Zukunftsmusik.

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