Syke-Barrien. "Nun soll endlich die Katze aus dem Sack", kündigt Christiane Palm-Hoffmeister, Vorsitzende des Kulturvereins Rüttelschuh, an. Denn es gibt es große Neuigkeiten für die Wassermühle in Barrien: Ab Januar übernehmen Anna und Timm Suchard das denkmalgeschützte Wahrzeichen.
"Anna und Timm haben sich bereit erklärt, die Wassermühle weiterzuführen, damit die Urbesitzer mal in ihren verdienten Ruhestand gehen können", sagt Christiane Palm-Hoffmeister scherzend. Lange war das engagierte Team rund um die Mitbegründerin schon auf der Suche nach einer Lösung für die Zukunft. Neben einer Übernahme durch einen Verein oder die Stadt Syke sei auch immer wieder ein neuer Inhaber im Gespräch gewesen. "Wir wollten aber auf keinen Fall einen Käufer finden, der nur die Türen schließt", erzählt Palm-Hoffmeister. Ein rein privates Nutzen des geschützten Baudenkmals sei für sie nicht infrage gekommen, schließlich sollte das kulturelle Zentrum im Herzen Barriens erhalten bleiben.
Dass die Wassermühle in Barrien und das Künstlerpaar aus der benachbarten Hansestadt zusammengefunden haben, kann man wohl nur als eine glückliche Fügung beschreiben. "Wir haben im Umkreis von Bremen einen Ort gesucht, wo wir auf dem Land Kultur anbieten können", berichtet Anna Suchard, "und haben in Barrien sehr offene Arme gefunden."
Austausch zwischen Stadt und Land
Anna Suchard ist Dramaturgin, Philosophin und Teil eines Leitungskollektivs des Zentrums für Performance Studies an der Universität Bremen, ihr Mann Timm ist Musiker und Instrumentallehrer für Schlagzeug sowie Bass. Ein Paar, das somit fast alle kulturellen Bereiche vereint. "Ich habe vorher lange in Frankfurt, Zürich und Istanbul gelebt, Timm in Siegen und in Berlin", erzählt Anna Suchard. Zuletzt lebten sie in Bremen. Nun suche das Paar nach einem Ort zum Ankommen. Barrien sei aufgrund der Nähe zur Hansestadt perfekt, finden die neuen Besitzer. "Wir glauben, dass es viel mehr Austausch braucht zwischen Stadt und Land – auch kulturell", findet Timm Suchard.

Viele engagierte Ehrenamtliche, ein Förderverein sowie der Kulturverein Rüttelschuh haben in den vergangenen Jahrzehnten verschiedene Veranstaltungen in der Wassermühle Barrien organisiert (von links): Elke Hoffmeister-Röpke, Erich Paul, Alfred Tegtmeier, Sabine Stellmann-Holle, Christiane Palm-Hoffmeister sowie Timm und Anna Suchard.
Das bisherige Kulturprogramm der Wassermühle soll in Zukunft auf keinen Fall großartig verändert werden. "Wir wollen hier niemanden verdrängen", betonen Anna und Timm Suchard, die auf einen engen Dialog mit den bereits bestehenden Vereinen rund um das Kulturzentrum – dem Förderverein Historisches Wasserkraftwerk sowie dem Kulturverein Rüttelschuh – und den Barrier Einwohnern hoffen. An einigen Stellen solle das Programm nur ausgeweitet und ergänzt werden. "Wir wollen beispielsweise junge Menschen mit einbinden."
Junge Menschen ansprechen
So sollen künftig vermehrt junge Künstler in der Wassermühle spielen, wie Ronja Maltzahn. Die Künstlerin wurde 2021 mit dem Panikpreis der Udo-Lindenberg-Stiftung ausgezeichnet und konnte fürs kommende Jahr schon engagiert werden, berichtet Palm-Hoffmeister sichtlich begeistert. Weitere Details des kulturellen Programms folgen, denn der Verein stecke zurzeit noch in der Endphase der Planung. Zudem möchte das Künstlerpaar in der Kinder- und Jugendarbeit expandieren und ein Musikstudio in die Mühle einbauen, das auch andere Menschen als Probenort nutzen können.
Um vor Ort sein zu können, wollen Anna und Timm Suchard in einen kleinen Bereich der Wassermühle einziehen. Das könne gerade den Anfang erleichtern, sind sich die beiden sicher. Denn es gebe auch noch etliche offene Fragen. Außerdem sind sich die neuen Inhaber darüber bewusst, dass ein Umzug von "Stadtmenschen aufs Land" auch immer eine Gefahr birgt. "Wir sind erst einmal die Lernenden hier und möchten zunächst mit den Barriern ins Gespräch kommen."
Dafür soll das beliebte Café wenigstens im Minimalbetrieb ab Januar wieder eröffnet werden. "Es wird noch nicht die große Kaffeebewirtung sein, mit der euch Christiane Palm-Hoffmeister verwöhnt hat", kündigt Anna Suchard an. "Aber wir haben eine Freundin, die köstliche französische Tartes backen wird." Das Café soll so sonnabends und sonntags zwischen 14 und 18 Uhr einen Begegnungsraum in Barrien schaffen. Eröffnung ist am 14. Januar 2023.
Mühlenrad muss saniert werden
Die Wassermühle sei eine richtige Oase, die das Paar direkt interessiert hätte. "Wir sind sehr verliebt in die Mühle", sagt Anna Suchard. Sorgen macht sich das Ehepaar nur um das stark sanierungsbedürftige Wasserrad. Als Christiane Palm-Hoffmeister Anfang der 1970er-Jahre das Gebäude mit all seinen Tücken kaufte, verpflichtete sie sich zwar zur Sanierung des Gebäudes, für die Sanierung des Wasserrades war allerdings die Gemeinde Barrien weiterhin zuständig. Als Barrien Teil der Stadt Syke wurde, übernahm die Hachestadt diesen alten Vertrag und damit auch seine Pflichten.
Doch in der Vergangenheit zeichnete sich in mehreren Gremien ab, dass die Politik den alten Vertrag hinterfragte. "Es geht aber nicht ohne die Unterstützung der Politik, da müssen wir Hand in Hand arbeiten. Schließlich erhalten wir hier gemeinsam ein besonderes Denkmal der Region", betont Anna Suchard. Das hatte auch in der jüngsten Veranstaltung der Wassermühle schon für Sorge bei einigen Barrien gesorgt, berichtet Christiane Palm-Hoffmeister. "Die Besucher waren entsetzt und sind schon in Planung gegangen für ein Bürgerbegehren." Nun hofft das engagierte Team um die neuen Inhaber auf einen Dialog mit der Politik. "Schließlich ist die Wassermühle das Wahrzeichen Barriens", betont Elke Hoffmeister-Röpke, Zweite Vorsitzende des Vereins Rüttelschuh.