Twistringen. Bevor das Training losgehen kann, muss Kursleiterin Bärbel Diedrichs die Aqua-Bikes erst auf die jeweilige Körpergröße ihrer Kursteilnehmer einstellen. Danach hievt sie die Fahrräder schwungvoll in eines der Becken im Schwimmpark Twistringen. Im Wasser wartet schon ihr Kursus, der an diesem Morgen nur aus Frauen besteht. Die Teilnehmerinnen übernehmen die Fahrräder im Wasser und stellen sich in zwei Reihen auf.
"Am Anfang ist das Vorankommen im Wasser mit dem Gerät noch etwas umständlich", betont eine Teilnehmerin. Mit ein wenig Übung sei der Aufbau aber schnell gemacht. "Die Räder sind speziell für das Wasser hergestellt", erklärt die Kursleiterin. An den Füßen sind Saugnäpfe befestigt, die sich – erst an einer Stelle angekommen – an dem Beckenboden festsaugen. Manchmal wackelt ein Fahrrad minimal, berichten die Teilnehmerinnen. "Bisher ist bei den Übungen aber noch kein Fahrrad umgefallen", betont Bärbel Diedrichs und lacht.
Die Wasser-Sportgeräte sehen aus wie ein übliches Ergometer. Statt aus Plastik bestehen sie allerdings komplett aus Edelstahl. An den Pedalen besitzen sie Schaufeln, mit denen man den Widerstand erhöhen oder verringern kann. Damit sich keiner verletzt, ist das Training nur mit Aqua-Schuhen oder dicken Stoppersocken möglich.
Hocheffektives Kreislauftraining
Mal im Sitzen, dann wieder im Stehen; mal vorwärts, mal rückwärts: Das sogenannte Aqua-Cycling – Fahrradfahren im Wasser – ist gut für die Koordination, ein hocheffektives Kreislauftraining und es stärkt die Muskeln in Bauch, Beinen und Po. "Im Sitzen weiterfahren und das Wasser nach vorne schaufeln", ruft Bärbel Diedrichs in die Runde. Denn um den Oberkörper zusätzlich zu trainieren, werden auch noch Armübungen eingebaut.
Die Teilnehmerinnen sitzen dabei bis zum Bauchnabel im Wasser, der Oberkörper befindet sich bei den meisten Übungen oberhalb der Wasseroberfläche. "Können wir noch einmal tief gehen?", fragt eine Teilnehmerin. Dabei bezieht sie sich auf eine Übung, bei der der Oberkörper mehr im Wasser liegt. Denn an diesem Morgen ist noch etwas frisch und das Wasser sei doch so angenehm warm im Gegensatz zu der Lufttemperatur, erklärt sie.
Also heißt die nächste Anweisung von Bärbel Diedrichs: "Wir gehen tief mit dem Oberkörper und bleiben immer über dem Sattel." Das Wasser im Trainingsbecken schäumt, wenn die Teilnehmerinnen auf den Geräten so richtig loslegen. Von oben sind die silberfarbenen Aqua-Bikes dann nur noch zu erahnen. Zu poppigen Sommerliedern mit schnellem Takt strampeln die zehn Teilnehmerinnen um die Wette. Die Musik aus der Bluetooth-Box macht keine Pause.

Die Stadtverwaltung hat die Öffnungszeiten den Schwimmparks in diesem Jahr wieder der Vor-Coronazeit angepasst. Somit ist das Bad auch wieder in der Mittagszeit geöffnet. Durch das Wegfallen der Beschränkungen sind alle Attraktionen des Schwimmbads für die Gäste wieder uneingeschränkt nutzbar.
Nach 45 Minuten sind die alle ganz schön ausgepowert, aber glücklich. "Man geht immer mit guter Laune nach Hause", sagt eine Teilnehmerin. Wer sich unter Wasser bewegt, profitiert vom „schwerelosen“ Auftrieb – und verlangt den Muskeln und Sehnen gleichzeitig aufgrund des hohen Widerstands so einiges ab. Das Schöne daran: Man muss zwar für jede Bewegung mehr Kraft als an der frischen Luft aufbringen, merkt aber fast gar nichts davon, weil man gleichzeitig fast schwerelos dahinschwebt.
Für jedermann geeignet
"Das ist auch das Tolle daran: Das Aqua-Bike ist für jedermann geeignet – von jung bis alt", sagt die Kursleiterin. Da die Bewegungen unter Wasser naturgemäß mit angezogener Bremse stattfinden, kann man sich auch nicht so leicht etwas zerren oder aufschlagen. Das Risiko, eine der üblichen Sport-Blessuren davonzutragen, sinkt also signifikant. Und auch für Teilnehmer, die jüngst Operationen hinter sich haben oder mit Knieproblemen zu kämpfen haben, ist das Training im Wasser zu empfehlen. "Natürlich immer in Absprache mit dem Hausarzt", betont Bärbel Diedrichs.
Das Angebot vom TV Heiligenloh reicht von Aqua-Cycling über Aqua-Jogging bis hin zu Aqua-Powerfitness. "Bei allen unserer Kurse gilt: Es kann jeder mitmachen", sagt die Übungsleiterin. Besondere Vorkenntnisse seien für den Kursus nicht notwendig. „Wenn ein Teilnehmer beispielsweise Probleme mit den Knien hat, bieten wir auch immer Alternativen in der Ausführung der Übungen an“, betont Bärbel Diedrichs. Für Männer gibt es sogar einen extra Aqua-Jogging-Kursus. Auf Anfrage bietet der TV Heiligenloh auch Angebote für Unternehmen und andere Vereine an.