Ganderkesee punktet bei Wettbewerb Mehr Moor für Neuenlande

Die Gemeinde Ganderkesee konnte bei einem Wettbewerb des Bundesumweltministeriums punkten: In den kommenden zwei Jahren soll aus dem Neuenlander Moor wieder ein echtes Moor werden.
25.11.2020, 14:23 Uhr
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Mehr Moor für Neuenlande
Von Jochen Brünner

Zugegeben: Unter den 25 Bauerschaften der Gemeinde Ganderkesee fällt das Licht der öffentlichen Aufmerksamkeit eher selten auf Neuenlande. Doch jetzt ist die grünlandgeprägte Bauerschaft am Nordrand der Gemeinde sogar Schauplatz eines Zukunftsprojekts mit bundesweiter Beachtung: „Entwicklung des Neuenlander Moores als Schwerpunktbiotop für amphibische und faunistische Lebensräume, CO2-Speicherstätte und Naturerfahrungslandschaft“ lautet der etwas sperrige Titel des Vorhabens, mit dem Ganderkesee als eine von bundesweit 40 Kommunen im Wettbewerb „Naturstadt – Kommunen schaffen Vielfalt“ des Bundesumweltministeriums punkten konnte.

Konkret geht es darum, aus dem Neuenlander Moor mit einer ganzheitlichen Bewirtschaftung wieder ein echtes Moor zu machen, das auch den entsprechenden Funktionen für den Naturhaushalt gerecht wird. Die Tatsache, dass viele kleine Flächen in dem Gebiet zuletzt brachgelegen hätten, habe dazu geführt, das die Wertigkeit des Moorstandorts dort verloren gegangen sei, berichtet Carsten Wünker, Fachdienstleiter Natur im Ganderkeseer Rathaus. „Für die natürlich im Moor vorkommenden Arten ist der Wasserstand nicht mehr ausreichend. Für die Arten der südlich angrenzenden Geest ist der Standort hingegen zu nass und zu sauer“, verdeutlicht Wünker das Dilemma. Durch eine Erhöhung des Wasserstands könne nicht nur mehr Kohlendioxid gebunden werden, die Maßnahme bringe auch die moortypische Vegetation ins Gleichgewicht und verhindere das Wachstum von unerwünschten Bäumen und Sträuchern. Die neuen Kleingewässer sollen insbesondere Amphibien, Reptilien und Libellen attraktive Lebensräume bieten.

Die Projektidee stammt aus dem Jahr 2017, als der Gemeinderat nach einem Antrag aus der Politik erstmals Geld für den Ankauf naturnaher Flächen bereitgestellt hat – ohne zunächst detailliert festzulegen, wo. „Aus meiner Kenntnis der örtlichen Gegebenheiten wusste ich aber, dass sich Neuenlande dafür besonders anbieten würde“, schildert Wünker die Entwicklung. Bei dem Gebiet handelt es sich um einen etwa 80 Hektar großen Planungsraum, der etwa 200 Meter nördlich der Siedlungskante von Bookholzberg beginnt. „Das entspricht in etwa der Fläche von 100 Fußballfeldern“, verdeutlicht Gemeindesprecher Hauke Gruhn die Dimension.

In der Zwischenzeit habe die Gemeinde von verschiedenen Grundstückseigentümern bereits 18 kleinere Flächen erworben – mit Größen zwischen 150 und 7000 Quadratmetern. Mit weiteren zwölf bis 14 Eigentümern sei man noch in Gesprächen. „Für eine landwirtschaftliche Nutzung waren die Flächen, darunter zahlreiche ehemalige Tonstiche, zu klein, sodass sie für die Erbengemeinschaften weitgehend wertlos waren“, erklärt Wünker. Ziel sei es aber nicht, in den kommenden beiden Jahren das gesamte Areal zu entwickeln, sondern man werde das Vorhaben modular angehen, sich also erst einmal auf ausgewählte Flächen konzentrieren, betont er.

2021 solle nun „das Jahr des Masterplans“ werden, um die konkreten Maßnahmen festzulegen. In einem ersten Schritt solle das Moor erst einmal vermessen und die dort lebenden Arten erfasst werden. Anschließend solle der Wasserstand schrittweise erhöht sowie Kleingewässer angelegt werden. Dafür benötigt die Gemeinde eine wasserrechtliche Genehmigung des Landkreises Oldenburg, der aber genauso wie der Nabu als Kooperationspartner mit im Boot sitzt. Die baulichen Maßnahmen sollen dann 2022 realisiert werden. Schließlich wollen die Initiatoren Infotafeln aufstellen und das Gebiet gegebenenfalls über einen Bohlensteg auch öffentlich zugänglich machen. Parallel dazu ist eine Verpachtung der Flächen für eine ganzjährige Beweidung angedacht.

Wie die anderen 39 ausgezeichneten Kommunen auch erhält die Gemeinde eine Anschubfinanzierung von 25 000 Euro. Darüber hinaus stehen im Haushalt gegenwärtig 110 000 Euro für den Ankauf naturnaher Flächen zur Verfügung, um das Projekt zu realisieren. „Geld ist genügend vorhanden“, sagt Wünker. Nur vier der 40 ausgewählten Kommunen (neben Ganderkesee noch Hannover, Hildesheim und Bersenbrück) befinden sich übrigens in Niedersachsen. In der näheren Umgebung ist Ganderkesee sogar die einzige Wettbewerbsteilnehmerin, die die Juroren gewürdigt haben.

Für Bürgermeisterin Alice Gerken ist es „besonders bemerkenswert“, dass sich Wünkers Projektidee unter der Vielzahl von 322 Einsendungen durchsetzen konnte. „Unter normalen Bedingungen wären wir auch nach Berlin gefahren, um das Preisgeld in Empfang zu nehmen, aber jetzt muss uns auch eine Videobotschaft von Bundesumweltministerin Svenja Schulze reichen“, kommentiert die Rathauschefin, die sich freut, „dass wir in Neuenlande künftig ein Moor mit vielen Möglichkeiten haben werden“.

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